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Veröffentlicht am 20.12.2017

Nicht ohne den ein oder anderen Einschlag

Zartbitter ist das Glück
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haben die fünf Freundinnen aus Schultagen Kat, Ingrid, Maya, Lisbeth und Sina ihr Leben verbracht, als sie sich im Alter - naja, mit Ü60 hat man die Lebensmitte zumindest schon überschritten - auf Fidschi ...

haben die fünf Freundinnen aus Schultagen Kat, Ingrid, Maya, Lisbeth und Sina ihr Leben verbracht, als sie sich im Alter - naja, mit Ü60 hat man die Lebensmitte zumindest schon überschritten - auf Fidschi wiedersehen und zwar nicht nur für wenige Tage. Auf Initiative von Kat, die mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann Niklas ein Leben als Globetrotterin verbrachte und zuletzt mit ihm auf Fidschi mehr oder weniger sesshaft wurde, wollen sie ausprobieren, ob ein gemeinsames Leben im Alter unter tropischer Sonne für sie in Frage kommt.

Es muss gesagt werden, dass nicht alle Frauen untereinander so freundschaftlich verbunden sind wie Kat es gerne sehen würde - es gibt Animositäten, von denen einige nichts ahnen, aber auch unterschwellige Vorbehalte und Missstimmungen.

Dennoch - es zeigt sich, dass die Frauen in wichtigen Situationen gut zusammenhalten können.

Dem Leser wird auch ein Einblick in die Mentalität der Ureinwohner Fidschis gewährt - nicht zuletzt durch die immer wieder eingestreuten Einwürfe der Haushälterin Ateca, die das Zusammenleben der fünf Damen aus einem ganz eigenen Blickwinkel betrachtet.

Ein seichter Unterhaltungsroman ist es also sicher nicht, den wir mit "Zartbitter ist das Glück" in den Händen halten. Wobei die Unterhaltung ganz sicher nicht zu kurz kommt, es aber aus meiner Sicht ziemlich tiefgründig zugeht. Stimmungen auffangen, Charaktere zeichnen, aber auch verschiedene Mentalitäten darstellen: das alles sind Stärken der norwegischen Autorin Anne Østby, die zu einem besonderen Lesegenuss führen - wenn man sich nur darauf einlässt. Und das fällt dem Leser aus meiner Sicht leicht, da der neu gegründete Wunderraum Verlag mit seinem ersten Buch ein ganz besonderes Kleinod geschaffen hat, dass nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich - also in Bezug auf die Gestaltung - eine absolute Besonderheit darstellt.

Von mir gibt es hier eine Empfehlung auf der ganzen Linie!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Die todbringende Mähr

Todesmärchen
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Eigentlich werden Eltern ja ermuntert, ihren Kindern Märchen vorzulesen und zwar nicht nur die ganz beschaulichen, da ein jedes dieser Klassiker mindestens eine Lehre fürs Leben beinhaltet. Ob das die ...

Eigentlich werden Eltern ja ermuntert, ihren Kindern Märchen vorzulesen und zwar nicht nur die ganz beschaulichen, da ein jedes dieser Klassiker mindestens eine Lehre fürs Leben beinhaltet. Ob das die Eltern des vielfachen Mörders Piet van Loon auch getan haben? Obwohl dieser seit fünf Jahren fest hinter Schloss und Riegel sitzt, trägt eine Serie "frischer" Morde eindeutig seine Handschrift und er hat sich zur Inszenierung derselben - im Übrigen stets einer höchst grausamen - ganz eindeutig von verschiedenen Märchen seiner Wahl inspirieren lassen.

Ist er es wirklich? Maarten S. Sneijder, der Wiesbadener Profi, wartet eine entsprechende Nachricht gar nicht erst ab und beginnt gleich mit der Jagd - an seiner Seite seine ehemalige Elevin Sabine Nemez. Wie Feuer und Wasser sind die Beiden, wenn sie aufeinander treffen, zischt es ganz gewaltig - wenn nicht mehr. Kann eine solche Kombi zu Erfolg führen oder werden die beiden sich aneinander aufreiben, zumal ihnen reihenweise Steine in den Weg gelegt werden - nicht nur vom Mörder selbst.

Ein überaus phantasiereicher Thriller mit vielen Überraschungen und zahlreichen Elementen eines klassischen Kriminalromans ist es, den Andreas Gruber uns hier vorsetzt. Ein Thriller, der jeden Freund von Spannungsliteratur mit den Hufen scharren lässt - doch sollte man definitiv nicht zu zart besaitet sein, wenn man sich diese Lektüre gönnt. Ein paar sehr verwegene, ja abwegige (Verw)Irrungen beinhaltet der Fall auch, doch die haben mich nur geringfügig gestört.

Was besonders erwähnenswert ist: dies ist der dritte Band einer Reihe. Ich habe die ersten beiden nicht gelesen und kam mir an keiner Stelle auf mich gestellt vor, der Autor versorgt den Leser stets mit den erforderlichen grundlegenden Informationen, die zum Verständnis erforderlich sind und das geschieht so beiläufig, so geschickt, dass man es gar nicht merkt. Aber dennoch - ich habe Blut geleckt und werde die beiden Vorgänger mit Sicherheit nachschieben.

Eine überaus spannende und originelle Entdeckung war für mich die Reihe um den kauzigen (und das ist noch untertrieben!) Ermittler Maarten S. Sneijder. Er verdient es, mit den großen Ermittlern wie Holmes und Marple, aber auch bspw. Jo Nesbos Harry Hole in eine Reihe gestellt zu werden.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Kollegen im Blick eines brutalen Mörders

Todesreigen
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BKA-Ermittler begehen nacheinander Selbstmord, nachdem ihre Familienangehörigen auf merkwürdige Art und Weise ums Leben kamen. In einem Fall soll Sabine Nemez ermitteln, stößt aber merkwürdigerweise genau ...

BKA-Ermittler begehen nacheinander Selbstmord, nachdem ihre Familienangehörigen auf merkwürdige Art und Weise ums Leben kamen. In einem Fall soll Sabine Nemez ermitteln, stößt aber merkwürdigerweise genau dort auf Schweigen, wo es Anworten geben sollte. Denn zu vieles deutet darauf hin, dass es Fremdeinwirklung gab. Maarten S. Sneijder, der Profi des BKA, zur Zeit suspendiert , reagiert diesmal zögerlich auf die Bitte seiner ehemaligen Elevin Sabine Nemez, hier anzupacken.

Gottseidank lässt sich Tina Martinelli, ihre ehemalige "Mitschülerin" bei Sneijder, schneller überzeugen. Doch es geht um längst Vergangenes - immer mehr wird deutlich, dass Ereignisse von vor zwanzig Jahren eine Rolle spielen, da haben die beiden Anfangsdreißigerinnen noch mit Puppen gespielt.

Also muss Sneijder ran und wenn er wie hier aus einem mehr als zwielichtigen Etablissement herausgeholt werden muss. Sneijder und Nemez: Wie Feuer und Wasser sind die Beiden, wenn sie aufeinander treffen, zischt es ganz gewaltig - wenn nicht mehr. Kann eine solche Kombi zu Erfolg führen oder werden die beiden sich aneinander aufreiben, zumal ihnen reihenweise Steine in den Weg gelegt werden - nicht nur vom Mörder selbst?

Ein überaus phantasiereicher Thriller mit vielen Überraschungen und zahlreichen Elementen eines klassischen Kriminalromans ist es, den Andreas Gruber uns hier vorsetzt. Ein Thriller, der jeden Freund von Spannungsliteratur mit den Hufen scharren lässt - doch sollte man definitiv nicht zu zart besaitet sein, wenn man sich diese Lektüre gönnt. Ein paar sehr verwegene, ja abwegige (Verw)Irrungen beinhaltet der Fall auch, doch die haben mich nur geringfügig gestört.

Dies ist der vierte Band einer Reihe. Gottseidank hatte ich den Vorgängerband - den letzten einer Trilogie - gelesen. Dies hier ist der Auftakt zu einem weiteren"Dreier" und um das ganze Umfeld zu begreifen, sollte man zumindest "Todesmärchen", den Abschluss des ersten "Dreiers" kennen, sonst kommt man hier rasch durcheinander. Aber Sneijder und Nemez haben so viele Fans, die sich die Finger nach neuem "Stoff" lecken, dass für eine weitreichende Leserschar gesorgt ist. Und wer neu startet, hat sicher kein Problem damit, die Vorgänger vorzuschieben - sie sind so wahnsinnig spannend, dass ich sie regelmäßig vor dem Schluss nicht aus der Hand legen kann!

Eine überaus spannende und originelle Entdeckung war für mich die Reihe um den kauzigen (und das ist noch untertrieben!) Ermittler Maarten S. Sneijder. Er verdient es, mit den großen Ermittlern wie Holmes und Marple, vor allem aber harten Jungs wie Jo Nesbos Harry Hole in eine Reihe gestellt zu werden.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Viele Fragezeichen auf der Stirn

Homo Deus
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und mehr noch im Gehirn hatte ich nach der Lektüre des Buches "Homo Deus" des israelischen Wissenschaftlers Yuval Noah Harari. In seiner ebenso klugen wie polarisierenden Geschichte von Morgen taucht Harari ...

und mehr noch im Gehirn hatte ich nach der Lektüre des Buches "Homo Deus" des israelischen Wissenschaftlers Yuval Noah Harari. In seiner ebenso klugen wie polarisierenden Geschichte von Morgen taucht Harari tief in die Geschichte und Kultur, die Natur und die Entwicklung des menschlichen Werdens, seiner unterschiedlichen (Um)wege ein.

Wozu ist eine Geschichte der Zukunft überhaupt notwendig? Nun, diese Antwort fällt nicht schwer im Hinblick auf die Sorgen, die der Mensch der Gegenwart - sowohl im Allgemeinen als auch als Individuum zu tragen hat: Bedrohung der Umwelt, Radikalisierung der Gesellschaft(en), Kampf gegen Krankheiten, gegen Armut und vor allem für den Frieden und die Gerechtigkeit. Da schadet es nichts, Visionen zu entwickeln bzw. dazu einzuladen, selbiges zu tun. Denn Harari bezieht den Leser durchaus in seine Überlegungen und Darstellungen, in sein gesamtes Modell mit ein. Es sind - aus meiner Sicht - mehr Darstellungen, ja Präsentationen als Überlegungen, denn der Professor - Harari ist Historiker, hat u.a. in Oxford studiert und lehrt an der bekannten Hebrew University - ist ausgesprochen eitel. Und unbescheiden (wozu er allen Grund hat, auch wenn dies nicht jedermanns Sache ist). Vor allem ist er ausgesprochen mutig, denn es war vorauszusehen, dass er sich mit seinen Thesen angreifbar macht.

Ja, die Thesen - sie betreffen, wie bereits erwähnt, ein überaus breites Spektrum an Themen, in dieser Hinsicht ist das Buch also ausgesprochen rund, denn der Autor bringt seine gesamten Überlegungen in Bezug auf die Zukunft des Menschen und die im Titel enthaltene Fragestellung, ob es ihm möglich sein wird, gottähnlich zu agieren, definitiv auf den Punkt. Nun, das möchte ich an dieser Stelle nicht näher definieren, sondern vielmehr darauf verweisen, dass eine Lektüre auf jeden Fall ein Gewinn ist, selbst wenn man - liegt im Bereich des Möglichen - irgendwann völlig genervt ist und das Buch in die Ecke pfeffert. Dann hat der Autor zumindest gewisse menschliche Instinkte des Lesers geweckt, wenn auch ablehnende. Und ihn damit zum Denken gebracht, ein zentraler Punkt.

Denn dieses kluge Buch enthält ein wahres Konvolut an Anregungen. Hararis Gedanken zur Religion bspw. konnte ich in vielem nicht teilen, aber sie haben mich zum Nachdenken, zu einer Auseinandersetzung nicht nur mit Gott, sondern vor allem mit mir selbst gebracht, die noch andauert. Ein sehr wichtiger Aspekt des Buches ist die Nachhaltigkeit, die Langlebigkeit der Gedanken. Denn obwohl der Autor aus der aktuellen Situation heraus argumentiert, wird dies auch noch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren seine Relevanz haben.

Yuval Noah Harari - ein moderner Philosoph? Definitiv, würde ich sagen und zwar einer, dessen Namen man auch noch in späteren Jahrhunderten kennen wird. Ein Trendsetter sozusagen, denn er benennt die Themen, die für uns und die nachfolgenden Generationen von Bedeutung sind und zwar in der Sprache seiner Zeit. Es muss nicht unbedingt gefallen, was der Autor schreibt, aber bewegen sollte es!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Betreiber einer Felithek

Mr. Widows Katzenverleih
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ist Mr. Widow. Sie kennen und schätzen Bibliotheken, leihen gerne Bücher aus? Nun, dann lernen Sie doch auch eine andere Form des Verleihs kennen, einen Katzenverleih nämlich, betrieben vom alten Mr. Widow, ...

ist Mr. Widow. Sie kennen und schätzen Bibliotheken, leihen gerne Bücher aus? Nun, dann lernen Sie doch auch eine andere Form des Verleihs kennen, einen Katzenverleih nämlich, betrieben vom alten Mr. Widow, einem Engländer par excellence, der seinen Bestand immer wieder erweitert und zwar mit Katzen in Not: solchen, die gestrandet sind, derer man sich erledigen will oder wie auch immer. Doch es ist keineswegs ein trauriges Häuflein, das sich in seinem nicht gerade kleinen Haus zusammengefunden hat, nein, den Katzen geht es gut, zumal sie ihren Job kreativ ausüben dürfen.

Im Klartext heißt das, dass sie sich aussuchen dürfen, von wem sie ausgeliehen werden wollen und mit wenigen Ausnahmen klappt das ganz wunderbar.

Beim Einsammeln von Katzen in einem Müllcontainer stößt Mr. Widow auf Nancy, die ebenfalls gestrandet ist und derer er sich annimmt. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt und bald deutet sich an, dass Nancys bisheriges Leben nicht gerade ehrenhaft ablief, nein, sie ist noch nicht einmal die, für die sich ausgibt. Oder doch?

Die Figuren, die wir hier kennenlernen, sind einfach köstlich, sowohl die menschlichen als auch die felinen. Die Autorin versteht es, ihnen einen ganz eigenen Charme zu verleihen, auch den negativen, an denen es nicht mangelt! Denn es ist ein Märchen, in dem es vor bösen Schwiegermüttern und Wölfen im Schafspelz nur so wimmelt - auch wenn man sie nicht direkt als solche erkennt.

Ein sehr schöne und ungewöhnliche Geschichte ist hier erschaffen worden: eine mit ordentlich Biss und Schmackes. Antonia Michaelis bleibt dem von ihr wenn nicht geschaffenen, dann doch sehr einfallsreich mitgestalteten Genre der Spannungsposie, die diesmal einen starken Einschlag ins Märchenhafte zeigt, treu und begeistert mich wieder einmal mit ihrer ebenso zauberhaften wie frechen Sprache und dem mehr als originellen Stil.

Vor allem aber war ich nach der Lektüre - und bin es noch - eigentümlich beschwingt, auf eine besondere, ausgelassene Art und Weise. Antonia Michaelis hat mir gezeigt, dass man seinem Leben eine neue Richtung geben kann, auch wenn man glaubt, es geht nicht mehr weiter. Ein Buch, das mir viel Kraft gegeben hat, Kraft, Lebensmut und auch gute Laune. Das ist wahre Dichtkunst: ein Märchen für Erwachsene vom Allerfeinsten, aber mit einem gehörigen Schuss Humor darin!