„Mitmenschlichkeit als Geschäftsmodell – das war eine Gleichung, die nie aufgehen würde. Einsparungsberater, Sparpakete und verantwortungslose Politiker. Er biss sich die Lippen blutig und trampelte mit den Füßen im Benzin herum.“
Inhalt
Nathalie Svensson wird als Beraterin in einem heiklen Mordfall hinzugezogen, ein Arzt musste sterben und ein weiterer wurde entführt. Die schwedische Polizei vertraut der Kompetenz ihrer psychologischen Ausbildung, auch wenn in diesem Fall die Schwester der Psychiaterin als angestellte Krankenschwester direkt involviert ist. Nathalie ist der Ansicht, dass der Mörder etwas Bestimmtes mitteilen möchte und die Dominosteine, die in den Leichen gefunden wurden, sind wichtige Spuren innerhalb der Ermittlung. Das Polizeiteam arbeitet auf Hochtouren, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bevor das Entführungsopfer ebenfalls zum Mordopfer wird. Doch alle Spuren, die nach und nach auftauchen führen direkt zum abgelegenen Hof von Estelle Ekman und ihrem Mann und Nathalie ist sich überhaupt nicht mehr sicher, was ihre Schwester möglicherweise zu verbergen hat, vor allem weil sie für die Morde durchaus ein Motiv hätte und für die Tatzeit kein plausibles Alibi vorweisen kann …
Meinung
„Dominotod“ ist der zweite Band aus der Krimireihe um die Psychiaterin Nathalie Svensson. Und obwohl ich den ersten Band „So tödlich nah“ nicht kenne, fehlte mir nur selten das Vorwissen, so dass daraus kein Nachteil entstand. Erwartet habe ich einen spannenden Fall, wie man ihn in zahlreichen schwedischen Spannungsromanen geboten bekommt, doch leider konnte mich der Autor mit seinem Zweitwerk nicht so recht fesseln.
Zunächst einmal steht die Ermittlungsarbeit der Polizei, das mühsame Suchen der Puzzleteile, die akribische Verfolgung jeder noch so kleinen Spur und die ständigen Enttäuschungen im Laufe der Ermittlungen im Zentrum des Geschehens. Dadurch bekommt der Leser zwar ein ausgesprochen gutes Gespür für die Polizeiarbeit, aber nur wenig Einzelheiten aus dem Fall geboten. Tatsächlich kamen mir sowohl die Umstände als auch die Personen sehr austauschbar vor. In sehr wenigen kurzen Episoden lässt Jonas Moström den Täter zu Wort kommen und genau diese Passagen haben mir wesentlich besser gefallen, weil sie Hintergründe und Motive klarer erscheinen lassen. Vermisst habe ich auch eine aussagekräftige Psychiaterin, die dem Fall mehr Würze verleiht und die Suche nach dem Mörder vorantreibt. Doch auch da bleiben Lücken, denn der Autor zieht es vor, das private Umfeld und die Schwierigkeiten der beiden Schwestern zu fokussieren. So konnte ich weder zu Nathalie noch zu Estelle eine echte Beziehung aufbauen, denn für den Kriminalfall erscheint mir das Verwandtschaftsverhältnis der beiden sehr irrelevant und wirkt eher als schmückendes Beiwerk.
Positiv beurteile ich die logische Abfolge und eine gewisse Realitätsnähe in Bezug auf den Täter und die Zusammenhänge zwischen dem Mord und einer gesellschaftlichen Kritik. Als Leser erscheint die Aufklärung stimmig, die Beteiligten sind nicht wirklich psychisch krank, keine Extremisten, die wahllos nach Opfern Ausschau halten und so schließt sich der Kreis und die Frage, warum gerade Dominosteine als probates Kommunikationsmittel gewählt wurden. Vermisst habe ich dennoch eine ganze Menge, so dass ich den ersten Band nicht zwingend nachholen möchte.
Fazit
Ich vergebe 3 Lesesterne für diesen soliden, klassischen Kriminalroman, der sich mit Ermittlungsdetails auseinandersetzt und gleichzeitig Gesellschaftskritik und persönliche Schicksale miteinander verbindet. Das Buch liest sich gut und hält das Niveau bis zum Schluss, doch weder die Protagonisten noch die Atmosphäre konnte mich überzeugen, so dass ich mich hier mit einem eher durchschnittlichen Roman auseinandergesetzt habe, der mich nicht wirklich bewegen und fesseln konnte. Irgendwie schade, denn gerade die Leseprobe hat mich neugierig gemacht und durchaus höhere Erwartungen aufkommen lassen.