"Eine Geschichte, die zu Tränen rührt, ist am schwersten zu spinnen. Sie ist mehr wert als Gold."
Und in dieser Anthologie sind nicht nur die traurigsten Geschichten mehr wert als Gold, sondern jede einzelne.
In "Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln" findet man einen wunderbaren Garten mit 18 besonderen Blüten und 18 unterschiedlichen Gärtnern/Gärtnerinnen. Von Pendants zu Aschenputtel oder Rumpelstilzchen bis hin zur Gestalt der Baba Jaga oder sonstigen Märchen, die ich persönlich zu keinem mir bekannten Märchen zuordnen konnte, von denen aber auch einige mich begeistert haben. Innerhalb der Geschichten gibt es keine Grenzen, alles ist möglich. Um nicht im Voraus zu viel zu verraten aber dennoch einen kleinen Einblick in dieses Buch zu verschaffen, habe ich mir 2 Märchen raus gepickt, die mir ganz besonders gut gefallen haben ( die Wahl viel mir wirklich unglaublich schwer). Und 2 (bei der Anzahl ist es auch geblieben, was bei 18 Geschichten fast nichts ist), die mir weniger zugesagt haben.
1) Der Schwarze Schwan - Susan Wade Wade
Wie weit ist man bereit zu gehen, um das Herz eines anderen zu erobern? Soweit, bis zu völligen Selbstzerstörung? Eine sehr rührende Geschichte zweier Menschen deren Liebe unerwidert bleibt. Dazu ein wunderbarer, leichter Schreibstil, durch den man die Geschichte nicht nur liest, sondern auch fühlt.
2) Der Schuh der Dryade - T. Kingfisher
Ein rebellisches Aschenputtel, das sich nicht weich quatschen lässt auf den Ball, wegen des Prinzens, zu gehen. Sich dafür allerdings mehr für dessen Orangerie interessiert. Bei dieser Geschichte hatte ich fast durchgängig ein dauergrinsendes Gesicht. Flüssiger, leichter Schreibstil und eine so leicht erzählte Geschichte. Einfach wundervoll.
3) Sei still und lausche - Seanan McGuire
Eine Geschichte über ein Mädchen, ihre Mutter, Feen und in die ich mich leider nicht einfinden konnte. Für mich war die Handlung sehr verwirrend, da ich meistens nicht erkennen konnte von wem gesprochen wurde und mir bis zum Endeeinfach nicht klar war worum es eigentlich ging.
4) Das knöcherne Mütterlein - Björn Springorum
Ein Märchen, das von Baba Jaga handelt. Grundlegend fand ich das Vor- und Nachwort am gruseligsten, als die Geschichte selbst. Dies ging ganz schön unter die Haut. Die Geschichte an sich war leider nicht mein Fall, was daran lag, dass sich das eigentliche Geschehen in seiner Struktur wiederholte und mich so nicht packen konnte. So hatte ich das Gefühl, dass es keine in sich abgeschlossene Handlung gab und die Geschichte auch nicht rund und stimmig in meinen Augen war.
Erwähnenswert wäre noch, dass jede Geschichte ein Vorwort hat, das ich als äußerst gelungen und passend betrachte. So wurde ein Übergang von einem zum anderen Märchen gegeben, in dem man Zeit findet, mit dem Gelesenen abzuschließen und sich auf die neue Geschichte vorzubereiten.
Fazit:
Ich denke, ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass in dieser Anthologie jeder mindestens ein Märchen für sich findet, das ihn begeistern kann. Denn keine Geschichte ähnelt oder gleicht der anderen, jede ist einzigartig.
Ebenso ist die Gesamtkomposition der Märchen und der einzelnen Autoren einfach stimmig und geben diesem Buch die gewisse Magie, die es besonders macht. Ich muss gestehen, dass ich seit meiner Kindheit keinen Kontakt mehr mit Märchen hatte. Von daher war diese Anthologie eine tolle Reise und Erlebnis, die Märchenwelt neu zu entdecken.
Somit ist sie eine eindeutige Empfehlung von mir an alle, die wieder Märchen für sich entdecken möchten, aber auf eine neue Art und Weise.