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Veröffentlicht am 21.12.2017

Sensibles Thema perfekt umgesetzt

Nur noch ein einziges Mal
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Es gibt diese Romane, über die man eigentlich gar keine Rezensionen schreiben kann, weil das Beschreiben von Gefühlen und Wahrnehmungen nur einziger Spoiler wäre, der anderen Lesern, die auf der Suche ...

Es gibt diese Romane, über die man eigentlich gar keine Rezensionen schreiben kann, weil das Beschreiben von Gefühlen und Wahrnehmungen nur einziger Spoiler wäre, der anderen Lesern, die auf der Suche nach ihrer nächsten Lektüre sind, das Leseerlebnis komplett vornewegnehmen würden. Dennoch verdient dieses geniale Buch eine Rezension, daher habe ich mich um eine Bewertung bemüht, die weitestgehend spoilerfrei sein sollte.
Der Klappentext verrät sehr wenig, was ich eigentlich schade finde, da in „Nur noch ein einziges Mal“ ein hochsensibles Thema angesprochen wird (und hier kommt nun der einzige Spoiler!) – nämlich Gewalt in einer Beziehung – das je nachdem wie es umgesetzt ist, für Leser schwer zu ertragen sein kann. Vielleicht weil man selbst schon betroffen war oder ist oder einfach weil man Gewalt in keiner Form ertragen kann. Daher finde ich es schon wichtig, dass mal angesprochen wird, was das zentrale Thema dieses Buchs ist. Denn dass es in der Jugendbuchabteilung einer bekannten Buchhandlungskette zu finden war, ist nach meiner Lektüre als absoluter Witz zu bezeichnen.
Da ich Colleen Hoovers Treiben immer wieder durch soziale Netzwerke verfolge, habe ich mich sehr bemüht, mich von Spoilern von „Nur noch ein einziges Mal“ fernzuhalten, daher bin ich sehr unbedarft an dieses Buch herangegangen und war dementsprechend überrascht, dass das Thema häusliche Gewalt den Dreh- und Angelpunkt dieses Werks ausmacht. Ich aber finde das ganz klar positiv, da auch ich häufig über diesen Mythos nachdenke, warum Frauen/Männer, die von ihrem Partner Gewalt erfahren müssen, diesen nicht verlassen können. Man merkt schnell, dass dieses Buch einen Erklärungsversuch bieten möchte und ich muss sagen, dass das großartig gelungen ist. Gerade am Anfang hatte ich doch einige Sorgen, ob mich das Buch frustriert zurücklassen würde, aber irgendwann spürte ich: das wird etwas ganz Großes!
Dass mich das Thema so sehr berührt hat und dass ich mich so intensiv in die Situation reindenken konnte, liegt ganz klar an der Protagonistin Lily. Ich habe schon mal öfters meine Schwierigkeiten mit Hoovers weiblichen Charakteren, da diese häufig sehr kindlich wirken, zu naiv agieren und dann absolute Drama Queens sind. All das trifft auf Lily so gar nicht zu, die mich wirklich von Seite 1 an voll überzeugen konnte. Das Kleinstadtmädchen, das aus ihrer schwierigen Kindheit gestärkt hervorgegangen ist und zu einer ambitionierten Karrierefrau geworden ist, die immer erst andere und dann sich selbst im Blick hat. Dazu zeigt sie eine Vernunft, die in Mut und Stärke gründet und daher war es Vergnügen, die dargebotene Welt aus ihren Augen zu erleben. Klar, dadurch dass sie durch ihren Job bereits fest im Leben steht, geht es gleich um sehr erwachsene Themen, aber trotzdem ist so eine in sich ruhende weibliche Protagonistin nun wahrlich nicht selbstverständlich.
Als großartig empfand ich auch, dass dieses Buch in vielerlei Hinsicht anders ist, als Hoovers sonstige Bücher. Neben den sehr erwachsenen Themen fällt ins Auge, dass diesmal definitiv nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Charakterstudie einer starken, jungen Frau. Gerade in Zeiten des Feminismus eigentlich perfekt gewählt. Natürlich gibt es auch Liebe, ja sogar ganz viel Liebe, aber „Nur ein einziges Mal“ zeigt, dass Hoover auch außerhalb von klassischen Liebesgeschichten funktioniert.
Maßgeblich durch Lily beeinflusst hat sich für mich ein Blick auf das Thema häusliche Gewalt ergeben, das mich tief berührt und auch sehr nachdenklich gemacht hat. Dieser Aspekt hat so viele Seiten, das man gar keine Stereotype fahren darf, da das keinem Betroffenen (ob nun Täter oder Opfer) gerecht wird. Diese Erfahrung wird literarisch perfekt umgesetzt und spätestens mit dem Nachwort der Autorin ergibt sich ein Bild, das noch einmal demonstriert, wie durchdacht dieses Werk von ihr war. Und diese Akribie und auch der Kampf, den sie selbst während des Schreibprozesses hatte, der legt sich eben in einer perfekten Lektüre dar.
Fazit: Es ist unheimlich mit welcher Präzision Colleen Hoover literarisch abliefert. „Nur ein einziges Mal“ ist dabei wieder so ganz anders als ihre bisherigen Werke, weil sie sich dem ernsten Thema häusliche Gewalt widmet und weil sie eine Protagonistin erschaffen hat, die mich glatt von den Socken haut und nun mit weitem Abstand mir die liebste Protagonistin bei Hoover ist. Das Buch ist dabei ein Gesamtkunstwerk, weil es eine wichtige Botschaft hat, aber zu keinem Zeitpunkt 1000% Gefühl außer Acht lässt. Daher vergebe ich voller Freude die volle Sternenanzahl!

Veröffentlicht am 19.11.2017

Thomas und Nora perfekt miteinander verwoben

Mörderisches Ufer
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Viveca Stens schwedische Krimireihe hat mich das ein oder andere Mal schon zur Verzweiflung getrieben. Die Krimifälle sind immer solide erzählt, nur war Nora Linds meist nur schmückendes Beiwerk, ohne ...

Viveca Stens schwedische Krimireihe hat mich das ein oder andere Mal schon zur Verzweiflung getrieben. Die Krimifälle sind immer solide erzählt, nur war Nora Linds meist nur schmückendes Beiwerk, ohne groß etwas zur Geschichte beizutragen. Seit wenigen Bänden, als Nora wieder richtig in ihren Beruf als Juristin eingestiegen ist, sehe ich aber eine klare Verbesserung, die ich im neusten Band „Mörderisches Ufer“ bestätigt sehen wollte.
Der Vorgänger endet mit einem Thomas Andreasson, der sich Gedanken macht, ob er noch als Polizist arbeiten will oder doch noch einmal den Karriereweg ändern will. Eigentlich eine spannende Ausgangslage, der aber vollkommen aus dem Weg gegangen wird, da ein großer Zeitsprung angeboten wird. Thomas hat tatsächlich den Job gewechselt, ist aber nach wenigen Monaten wieder in den Polizeiberuf zurückgekehrt. Die Zeitsprünge hat Sten immer schon angeboten, sicherlich auch um immer wieder neues Erzählpotenzial im Privatleben von Thomas und Nora zu haben, aber manches Mal ist es eher die falsche Entscheidung. Dennoch war ich nicht total unzufrieden mit dieser Entscheidung, da ein richtig guter, und vor allem auch gut durchdachter, Kriminalfall geboten wurde.
Parallel arbeitet Nora an einem Prozess, wo der Belastungszeuge ausgerechnet der Vater des entführten Jungen ist, nach dem wiederum Thomas fahnden muss. Beide Geschichten für sich sind schon sehr interessant gestaltet, weil auch beide Protagonisten wunderbar glänzen können. Nora ist sehr ehrgeizig und pfiffig und Thomas ist endlich wieder leidenschaftlich in seinem Job, so dass er auch voller Eifer in die Ermittlungen geht. Mehr und mehr ahnt man, dass die Geschichten der beiden miteinander verknüpft sein müssen und die tatsächliche Lösung des Ganzen ist wirklich großartig gestaltet. Endlich, endlich, scheint Sten erkannt zu haben, was man mit Noras Job als Juristin machen kann, so dass sie nicht nur Thomas‘ Freundin ist, die ab und zu mal in die Mordermittlungen stolpert oder sogar gar nichts mit diesen zu tun hat, sondern ein wichtiges Gegenglied, da Polizei und Gesetz nunmal Hand in Hand gehen.
Am Ende spitzt sich die Handlung wunderbar zusammen, so dass auch eine gehörige Portion Spannung dem Fall nicht abgesprochen werden kann. So müssen Krimis ja auch sein. Etwas lästig dagegen waren die fast schon zwanghaft wirkenden privaten Beziehungsprobleme von Nora und Thomas. Die wirkten wie ein Störfeuer, nur um am Ende wieder bei Friede, Freude, Eierkuchen zu sein. Das nehme ich aber mit einem Zwinkern.
Fazit: In meinen Augen ist „Mörderisches Ufer“ bisher ganz klar der beste Band. Nora und Thomas haben jede ihre wichtige Geschichte, aber beider Geschichten werden geschickt und spannend miteinander verknüpft. So zeigt sich, dass Nora auch zurecht Protagonistin ist und dass ihre Figur wunderbar genutzt werden kann. Weiter so!

Veröffentlicht am 11.11.2017

Carl in Bestform

Verheißung, Der Grenzenlose
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Ach, was liebe ich dieses außergewöhnliche Ermittlertrio! Ich liebe den trockenen Humor, die genialen Sprüche, die Carl (zumeist) innerlich ablässt und eben diese Kombination aus Carl, Assad und Rose. ...

Ach, was liebe ich dieses außergewöhnliche Ermittlertrio! Ich liebe den trockenen Humor, die genialen Sprüche, die Carl (zumeist) innerlich ablässt und eben diese Kombination aus Carl, Assad und Rose. Daher freue ich mich auf jeden Band, der auf den Buchmarkt kommt, denn die Reihe ist nicht umsonst mit einer der besten. Manches Mal passen die Fälle nicht so ganz, entweder weil sie zu künstlich in die Länge gezogen werden oder weil Carl zu antrieblos und ich-bezogen ist, das seine Perspektive schon Mal schwieriger zu ertragen ist. Aber all das kann mein Lesevergnügen nie trüben, so dass ich bei „Verheißung“ gerne wieder zugegriffen habe.
„Verheißung“ beginnt vom Aufbau des Falls wie so viele aus der Reihe. Carl kommt nicht so recht aus dem Quark und Rose und Assad sind es, die den Motor bilden, damit richtige Ermittlungen in Gang kommen. Umso überraschter war ich dann, dass Carl doch recht schnell Lunte roch und ab da war seine lethargische, uninspirierte Persönlichkeit auf keiner Buchseite mehr zu finden und das war großartig zu erleben. Das lässt sein Zusammenspiel mit Assad und Rose noch witziger und spritziger wirken und hilft eben auch dem Vorantreiben des Falles.
Apropos Fall: der war durchaus interessant gemacht, aber auch hier schlägt wieder das bereits erwähnte künstliche in die Länge ziehen statt, denn es hat wirklich ewig gedauert bis dieses spirituelle Zentrum ausfindig gemacht werden konnte, obwohl so ein international vertretenes Zentrum sicherlich nicht so schwer zu finden sein dürfte. Sehr gut war dagegen gemacht, dass das durch eine Perspektive konsequent eine falsche Fährte gelegt wurde, so dass das Ende durchaus die eine oder andere unerwartete Wende zu bieten hatte.
Aber definitiv am besten hat mir an diesem Fall gefallen, dass sich auch die persönlichen Ebenen von Rose, Carl und Assad endlich mal wieder in den Vordergrund schieben. Bei Rose fällt der Anteil noch am geringsten aus, aber Carls Fall, der ihm schließlich die Versetzung ins Sonderdezernat Q bescherte, bietet neue Ergebnisse und auch Assads undurchsichtige Vergangenheit wird endlich beleuchtet. Ich habe große Hoffnungen, dass das im nächsten Band fortgeführt wird, denn die wahren Persönlichkeiten hinter den Ermittlern zu entdecken, das ist mir immer sehr wichtig, weil es mich noch mehr mit der Geschichte und den Figuren verbindet und folglich das Leseerlebnis nochmal steigern kann.
Fazit: „Verheißung“ ist definitiv mein Liebling aus den letzten Jahren, da Carl sich aktuell in einer tollen Form befindet, was der Geschichte insgesamt den richtigen Pfiff gibt. Zudem werden endlich (wenn auch noch im kleinen Rahmen) die persönlichen Geschichten der Ermittler mehr eingeflochten, was für die nächsten Bände Großes erwarten lässt.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Erzählgewalt entfaltet sich jetzt so richtig

Days of Blood and Starlight
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Buchreihen sind auf dem Büchermarkt schon lange nichts Seltenes mehr, ganz im Gegenteil, sie scheinen sogar zur Regel zu werden. Die Krux bei diesen Reihen ist jedoch meist, dass sie einen genialen ersten ...

Buchreihen sind auf dem Büchermarkt schon lange nichts Seltenes mehr, ganz im Gegenteil, sie scheinen sogar zur Regel zu werden. Die Krux bei diesen Reihen ist jedoch meist, dass sie einen genialen ersten Band bieten, der jeden Leser denken lässt „da muss ich dranbleiben!“ und dann können die Folgebände die Erwartungen leider nicht halten. Bei der Karou-Reihe bestand bei mir eine ähnliche Befürchtung, weil ich Band 1 sehr ansprechend fand, auch weil er ganz andere Figuren und eine ganz andere Entfaltung der Geschichte bereithielt. Anderssein ist auf dem Buchmarkt häufig ein Muss, aber wenn Band 2 nicht mehr anders sein kann, weil es eben wie Band 1, was bleibt dann übrig? Der zweite Teil der Karou-Reihe antwortet klar und deutlich: ganz viel!
Zunächst muss ich natürlich betonen, dass Band 2 so oder so kein Abklatsch vom ersten Band gewesen wäre, da vor allem die Erzählweise doch wieder eine ganz andere ist. Der erste Unterschied liegt darin, dass wir keine verborgene Erzählebene mehr haben. Diese Vergangenheit von Karou ist nun bekannt, aber da diese immer noch so viel Unerzähltes bereithält, finde ich es großartig, dass noch einmal Rückblenden geboten werden, um erzählerische Lücken zu füllen. Es werden auch Fragen beantwortet, die ich mir gar nicht gestellt habe und dadurch erhält alles noch einmal einen viel größeren Rahmen, der aber die fantastische Welt der Chimären und Engel besser erklärt.
Eine weitere Neuerung ist, dass wir wesentlich mehr Figurenperspektiven zur Verfügung gestellt bekommen. Vom Grundprinzip wäre das nicht nötig, da Karou und Akiva ja die gegnerischen Seiten besetzen, so dass auch beide Geschichten mit Infos gefüttert werden könnten. Aber so erhält die Geschichte wahrlich epische Ausmaße, da man vor allem ausschließlich mit Figuren verknüpft wird, die auch als Sympathieträger fungieren und die vieles Spannende zu berichten haben, die erneut der Welt den detaillierten Schliff geben.
Was in diesem Band völlig zurücksteht, ist die Liebesgeschichte zwischen Akiva und Karou. Sie haben nur wenige Szenen zusammen, diese sind zwar sehr berührend, aber trotzdem habe ich den fehlenden Impulsen in dieser Angelegenheit nicht nachgetrauert, da schon Band 1 nicht nur die Liebesgeschichte war. Band 2 unterstreicht das nun doppelt und dreifach. Ja, ihre Liebesgeschichte war der Anfang, aber jeder für sich bleibt ein eigenständiges Wesen, dass auch so für seine Ideale eintritt. In Band 3 gehe ich davon aus, dass es wieder zunehmen wird, aber grundsätzlich ist so deutlich angezeigt, dass solche Reihen auch ohne die große epische Liebesgeschichte einwandfrei funktionieren können.
Der Handlungsverlauf hält wirklich einige Überraschungen bereit, so dass ich mich wirklich grundsätzlich unterhalten gefühlt habe. Zum einen wurde für mich die fantastische Welt immer klarer und parallel wurde aber die eigentliche Handlung konsequent vorangetrieben. Dieser Band bietet wie auch der Erstling viele nachdenkliche Passagen, die sich über bis zu 6 Seiten ziehen, aber die habe ich dennoch in keiner Weise als langatmig empfunden, da die Sprache dabei auch etwas poetisches hat, so dass man regelrecht zu träumen beginnt.
Fazit: Laini Taylor ist eine Erzählerin wie sie im Buche steht, denn sie setzt dem ersten Band noch einmal die Krone auf. War im ersten Band noch vieles mit Fragezeichen verbunden, werden hier viele Antworten geboten und die Welt wird so weiter ausgebaut, dass ich mich nun fast heimisch fühle. Dazu werden auch einige erzählerische Neuerungen geboten und die Handlung wird spannend vorangetrieben. Somit hat „Days of Blood and Starlight“ für mich schon epische Ausmaße und ich bin voller Vorfreude auf den Abschlussband!

Veröffentlicht am 18.10.2017

Das Beste zum Schluss

Feel Again
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Mona Kasten hat mit „Begin again“ und „Trust again“ bewiesen, dass auch deutschen Autoren das in den letzten Jahren sehr bekannt gewordene Genre NA gut bedienen können. „Feel again“ bildet nun den Abschluss ...

Mona Kasten hat mit „Begin again“ und „Trust again“ bewiesen, dass auch deutschen Autoren das in den letzten Jahren sehr bekannt gewordene Genre NA gut bedienen können. „Feel again“ bildet nun den Abschluss der Reihe und ich muss sagen, dass ich mit der größten Skepsis in dieses Buch gegangen bin. Das lag zum einen daran, dass Sawyer mein Interesse in den ersten beiden Bänden nur bedingt geweckt hat und zum anderen dass Isaac viel zu nerdig wirkte, zu stereotyp, als dass ich ihn richtig ernstnehmen konnte. Und gerade wenn solche Skepsis beim Lesen eines Buches mitspielt, ist die Freude umso größer, dass es sich doch tatsächlich um eine großartige Lektüre handelt.
Was mich ganz besonders an „Feel again“ mitgerissen hat, war die Entwicklung von Isaac. In diesem Genre entwickeln sich in der Regel die weiblichen Protagonistinnen von verschüchterten Entlein zu stolzen Schwänen. Ja, auch Sawyer entwickelt sich, aber die Entwicklung von Isaac steht viel mehr im Zentrum und diese ist einfach großartig dargestellt. Wie bereits im vorherigen Absatz erwähnt, konnte mich der angedeutete Isaac aus den ersten beiden Bänden kaum überzeugen. Aber hier war er von Seite 1 auf eine Art und Weise präsent, die direkt ausstrahlte, der könnte zu meinem Liebling werden. Was mich direkt bei ihm mitgenommen hat, ist die Tatsache, dass er in sich ruht, aber dieses innere Selbstbewusstsein nicht nach außen transportieren kann. Und dieser Weg, wie er irgendwann zu dem innen als auch außen selbstbewussten jungen Mann wird, das war sehr berührend und durchweg einnehmend.
Bei Sawyer ist für mich das Problem gewesen, dass ich mit ihr so gar nichts gemein habe. Wenn ich Parallelen zu Figuren sehe (wie es stark bei Dawn der Fall war), ist die Identifikation schnell gegeben, aber das ändert letztlich nichts daran, dass auch mit diesen Figuren Frustpotenzial besteht. Bei Sawyer war dieser Weg folglich genau andersrum. Vor allem in den ersten beiden Bänden war sie mit Frustpotenzial für mich verbunden und auch zu Beginn von „Feel again“ macht sie viele Dinge, die ich nicht im Geringsten nachvollziehen kann. Aber immer wieder kommen diese kleinen Momente, wo ich ihre wahre Persönlichkeit erahnen kann und je mehr Zeit ich mit ihr und ihrer Denkweise verbrachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass Figuren nicht wie ich sein müssen, damit ich sie als Gesamtkomplex faszinierend und nachvollziehbar sehen kann.
Zusammen haben diese beiden sehr unterschiedlichen Figuren wirklich eine hohe Explosionsgefahr, aber da sich beide aufeinander einlassen, entsteht eine wahnsinnig schöne Chemie, wo jeder seine Stärken ausspielen kann. Mal ist Sawyer die stärkere Hälfte, mal ist sie es und diese vollkommen gleichberechtigte Beziehung hat wirklich meinen Nerv getroffen. Als großartig erwies sich auch der Szenenwechsel weitestgehend weg vom Campus, hin zu der Farm von Isaacs Familie. Dort wurde so viel Heimeligkeit und Wärme ausgestrahlt, es wurden großartige Szenen geboten und es fühlte sich wirklich wie zuhause an. Diese Wohlfühlatmosphäre hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich stolz sagen kann, dass Mona Kasten die Reihe mit einem „Bäm!“ beendet hat!
Fazit: Das Beste kommt zum Schluss! Eine bessere Phrase lässt sich für „Feel again“ nicht finden. Mit den geringsten Erwartungen bin ich herangegangen, da mich die Protagonisten schon jeder für sich in den Vorgängerbänden nicht überzeugen konnte und von ihrem Zusammenspiel war da ja noch gar nichts zu erahnen. Folge ist nun, dass ich so positiv überrascht vom Gesamtpaket bin, dass ich „Feel again“ gerne zu meinem Lieblingsband der Reihe küre und noch einmal bekräftigen möchte, dass Mona Kasten eine grandiose Reihe geliefert hat, die für deutsche Autoren den Maßstab setzen wird!