Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2018

Die unermüdlichen „Knallfrösche“ von Coalwood

Rocket Boys. Roman einer Jugend.
0

INHALT
Als der russische Weltraumsatellit Sputnik im Jahr 1957 als heller Fleck am Himmel auftaucht, ist der 14jährige Homer Hickam als einer der wenigen im trostlosen Bergarbeiterort Coalwood in West ...

INHALT
Als der russische Weltraumsatellit Sputnik im Jahr 1957 als heller Fleck am Himmel auftaucht, ist der 14jährige Homer Hickam als einer der wenigen im trostlosen Bergarbeiterort Coalwood in West Virginia vollauf begeistert. „Sonny“, wie er von den meisten genannt wird, beschließt, eigene Raketen zu bauen und gründet mit seinen Freunden einen Raketenclub, die „Big Creek Missile Agency". Sein großer Traum ist es, einmal wie sein großes Idol der Raketeningenieur Wernher von Braun den Weltraum zu erobern und als Weltraumingenieur in Cape Canaveral zu arbeiten. Eine einzigartige Möglichkeit, der dem Niedergang geweihten Zechenstadt Coalwood zu entkommen und einer verheißungsvollen Zukunft entgegen zu sehen. Während Sonnys unnahbaren Vater alles andere als begeistert von den Raketenbauversuchen ist und als Zechenleiter seinen Sohn lieber in seiner geliebten Zeche arbeiten sehen möchte, unterstützt seine clevere Mutter ihn in seiner Leidenschaft.

MEINE MEINUNG
Homer Hickam hat mit „Rocket Boys – Roman einer Jugend“ einen wundervollen, größtenteils autobiographischen Roman über seine Jugenderinnerungen geschrieben, der zugleich ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte wiedergibt. Einen besonderen Reiz bekommt der Roman durch die Tatsache, dass Hickam es als einfaches Bergarbeiterkind tatsächlich geschafft hat, seinen Lebenstraum zu erfüllen und Weltraumingenieur bei der NASA in Huntsville geworden ist. Der Autor ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der es versteht, den Leser auf eine unnachahmlich warmherzige, humorvolle und oftmals selbstironische Art zu unterhalten. Einfühlsam und mit viel Charme beschreibt er seine Jugend in der tristen amerikanischen Bergarbeiterstadt Coalwood, gibt einen hervorragenden Einblick in eine engstirnige und vom Kalten Krieg geprägte 50er-Jahre-Gesellschaft Amerikas und lässt uns Leser so in Sonnys bewegtes Leben eintauchen.
Schon bald beginnt man mit den Rocket Boys zu fiebern, wie sie gegen zahllose Widerstände ankämpfen, sich mit Enthusiasmus und unglaublicher Beharrlichkeit ihrem Raketenprojekt widmen und so trotz aller Misserfolge ihrem Traum schrittweise näher kommen. Man freut sich über jede noch so kleine moralische und praktische Unterstützung durch Menschen, die an sie glauben, und feiert ihre Fortschritte enthusiastisch mit. Während der Bergbau und die Zukunft von Coalwood dem Untergang geweiht sind, werden die „Knallfrösche“ und ihre Erfolge allmählich zum einzigen Lichtblick vieler Bergleute.
Neben unglaublich witzigen Anekdoten schildert Hickam auch berührende und nachdenklich stimmende Episoden. Von ganz alltäglichen Themen wie Familienzwistigkeiten, Sonnys erster großer Liebe, Beschreibungen des Zusammenlebens der Menschen an einem Ort, deren Alltag fast ausschließlich von der Zeche bestimmt wird, werden auch seine schwierige Beziehung zu seinem Vater, tiefe Enttäuschungen und menschliche Tragödien aufgegriffen.
Abgerundet wird das Ganze durch herrlich ausgearbeitete, sehr lebensnahe Charaktere vom liebenswerten Protagonisten Sonny über seine tollen Freunde, seine außergewöhnliche Mutter Elsie, dem gutherzigen Schlosser Bykovski bis hin zur engagierten Lehrerin Mrs. Riley, denen die Rocket Boys ihren größten Erfolg, Goldmedaille beim "National Science Fair", zu verdanken haben. Im Epilog erhält der Leser zum stimmigen Ausklang noch eine kurze Zusammenfassung, über den weiteren Werdegang von Sonny und seinen Freunden.

FAZIT
Ein ganz besonderes Lesevergnügen – wundervoll geschrieben, mit äußerst liebenswerten Charakteren und eine berührende Geschichte über das Erwachsenwerden, die zugleich Mut macht, trotz aller Widrigkeiten für seine Chancen im Leben zu kämpfen und seine Träume zu verwirklichen!
Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Der Todesmeister von Berlin

Der Todesmeister
0

INHALT
In der Spree ist die Leiche eines jungen Mädchens mit Folter- und Missbrauchsspuren aufgefunden worden. Bei dem Mordopfer handelt es sich um die Nichte des Berliner Justizsenators. Viktor von Puppe, ...

INHALT
In der Spree ist die Leiche eines jungen Mädchens mit Folter- und Missbrauchsspuren aufgefunden worden. Bei dem Mordopfer handelt es sich um die Nichte des Berliner Justizsenators. Viktor von Puppe, gerade erst aus dem Innenministerium zum Berliner LKA gewechselt, muss nun in diesem brisanten Fall mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit ermitteln. Keine leichte Aufgabe für ihn und seine Kollegen, denn offenbar ist man in den höheren Kreisen weniger an einer Aufklärung der Hintergründe als an einem schnellen Abschluss des Falls interessiert. Als dann aber im Darknet ein Video auftaucht, in dem eine junge Frau auf grauenvolle Weise zu Tode gequält wird, steht für das Ermittlerteam fest, dass sie einen perversen Serientäter fassen müssen. Kein leichtes Unterfangen, werden sie doch immer wieder regelrecht ausgebremst...

MEINE MEINUNG
Thomas Elbel kann auch hervorragend Thriller schreiben, das hat der vielseitige Autor mit seinem neuesten Werk „Der Todesmeister“ bewiesen, das zugleich den äußerst gelungenen Auftakt einer neuen, vielversprechenden Thriller-Reihe darstellt und im Moloch Berlin angesiedelt ist.
Mit schnellen Perspektivwechseln und geschickt gewählten Cliffhangern sorgt der Autor für reichlich Tempo und einen rasanten Spannungsaufbau. Obwohl der sehr clever konstruierte Kriminalfall thematisch an sich nichts weltbewegend Neues bietet, ist man als Leser schon nach wenigen Abschnitten völlig gefesselt. Die bisweilen schonungslose und sehr drastische Schilderung einiger Szenen ist allerdings nichts für zartbesaitete Leser.
Atmosphärisch dicht und sehr anschaulich werden die verschiedenen, während der Ermittlungen aufgesuchten Schauplätze eingefangen. Auch Elbels lebendiger, mitreißender Schreibstil konnte mich wieder begeistern.
Interessant und vielschichtig sind die etwas unkonventionellen, aber trotzdem sympathischen Charaktere des Ermittler-Trios angelegt, die sicher im Laufe der Thriller-Reihe mit ihrer eigenwilligen Art und gewissen Geheimnissen aus ihrem Privatleben noch für so manche Erheiterung und Überraschung sorgen werden. Vor allem Viktor von Puppe, als cleverer Kriminalist aus allerbester Kinderstube, der mit einer ganz eigenen Agenda einen Jobwechsel zum LKA angestrebt hat und sich erst noch ins Team einfügen muss, oder der coole, recht derbe Sprüche klopfende Ken, der das Herz am rechten Fleck hat, haben mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Etwas länger dauert es, bis man die sehr unnahbare, taffe und stets schlecht gelaunte Begüm besser kennen lernt und mit ihr warm wird.
Sehr fesselnd sind auch die Einblicke in die beängstigende Gedankenwelt des gestörten Täters und Rückblenden in seine Kindheit, mit denen wir in eingeschobenen Kapiteln konfrontiert werden.
Elbel ist es hervorragend gelungen, den Spannungsbogen seines fesselnden Falls durch unerwartete Wendungen stets bis zum Zerreißen gespannt zu halten. Für Abwechslung und Unterhaltung sorgen einige amüsante Verwicklungen der Charaktere. Zum Ende hin bekommt der Leser durch eine geschickte Zuspitzung der Ereignisse ein unglaublich packendes, nervenaufreibendes Finale und einen stimmigen Abschluss zu lesen. Auch wenn einige Entwicklungen in der Handlung vorhersehbar waren, blieb der Täter für mich sehr lange im Dunkeln, so dass die Auflösung für mich eine echte Überraschung war.
Mit seinem Epilog setzt Elbel noch einmal einen äußerst überraschenden Schlusspunkt, der uns auf eine baldige Fortsetzung der Thriller-Reihe hoffen lässt!

FAZIT
Ein gelungenes Thrillerdebüt mit einem sehr unkonventionellen Ermittler-Team. Ein wirklich packender, lesenswerter Page-Turner!

Veröffentlicht am 24.03.2025

Inspirierendes Ayurveda-Kochbuch für Einsteiger

The modern Taste of Ayurveda
0

MEINE MEINUNG
In ihrem inspirierenden, kürzlich beim ZU-Verlag erschienenen Kochbuch „The Modern Taste of Ayurveda – Wohltuende Rezepte im Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten“ präsentiert uns Kristina ...

MEINE MEINUNG
In ihrem inspirierenden, kürzlich beim ZU-Verlag erschienenen Kochbuch „The Modern Taste of Ayurveda – Wohltuende Rezepte im Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten“ präsentiert uns Kristina Nowoczin - eine zertifizierte Ayurveda-Ernährungsberaterin und Gründerin von "Masala Love"- ihre eigene moderne Interpretation der ayurvedischen Ernährungsweise.
Sie lädt uns nicht nur ein diese einzigartige Kochkunst zu entdecken, sondern auch im bewussten, jahreszeitlichen Einklang mit der Natur zu leben und mehr Vitalität und Ausgeglichenheit in unseren Alltag zu bringen.
Basierend auf umfangreichem Wissen und vielfältigem Erfahrungsschatz vermittelt die Autorin in ihrem Buch eine gelungene Mischung aus theoretischem Hintergrundwissen inklusive der spirituellen und gesundheitlichen Grundlagen und praktischen Aspekten der modernen Ayurveda-Küche. Wichtig ist ihr vor allem die Einfachheit und Alltagstauglichkeit ihrer Gerichte, die unabhängig von der individuellen Dosha-Konstitution sind, und hierdurch auch für Einsteiger geeignet sind.
In dem kurzen, aber informativen Einleitungsteil AYURVEDA BASICS erhalten wir eine übersichtliche und anschauliche Einführung in die Grundprinzipien der ayurvedischen Lehre und Ernährung. Nowoczin gelingt es sehr gut, die komplexen ayurvedischen Konzepte und ihre Bedeutung für die Gesundheit verständlich darzustellen, so dass auch Neueinsteiger ohne große Vorkenntnisse einen guten Einstieg finden.
Danach schließt sich der eigentliche Hauptteil REZEPTE IM JAHRESVERLAUF an, der zunächst mit einer kurzen Zusammenstellung von Grundrezepten beginnt. Mit über 90 vegetarischen und veganen Gerichten findet sich eine beeindruckende Vielfalt an leckeren, alltagstauglichen Rezepten, die auf saisonale Zutaten abgestimmt sind und zeigen, dass gesunde ayurvedische Ernährung weder langweilig noch aufwendig sein muss.
Die abwechslungsreiche Rezeptsammlung folgt einem saisonalen Ansatz und ist in die vier Jahreszeiten gegliedert, die dann entsprechend der Tageszeiten in die Abschnitte Frühstück, Mittag, Abend sowie Sweets & Getränke unterteilt sind. Von Frühstücksideen wie kreative Porridge-Variationen über sättigende Suppen und Salate, leckere Gemüsegerichte zum Abend bis hin zu Snacks und süßen Gaumenfreuden - hier sollte eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ob nun beispielsweise das Orangen-Thymian-Elixier, der Happy Dal Klassiker, Ofen-Süß-Kartoffel mit Mango-Gurken-Salat oder Kürbis-Feigen-Quiche – es finden sich jede Menge köstlicher Gerichte (oftmals auch mit interessantem exotischen Touch), die sich ohne großen Aufwand zubereiten lassen und mich sehr überzeugt haben.
Die sehr übersichtliche Gliederung der Rezepte erleichtert den Zugang zur ayurvedischen Küche und die ansprechenden Gerichte machen Lust aufs Nachkochen – da fällt die Entscheidung, welches der köstlichen Rezepte man zuerst ausprobieren möchte, gar nicht so leicht. Zudem findet man saisonale Masala-Kompositionen, die speziell auf jede Jahreszeit abgestimmt sind und zu kreativen Küchenabenteuern inspirieren.
Die Rezepte sind so konzipiert, dass sie für alle Dosha-Typen geeignet sind, so dass eine individuelle Anpassung an spezifische gesundheitliche Bedürfnisse oder Dosha-Ungleichgewichte hier nicht thematisiert wird.
Das Buch richtet sich daher primär an Einsteiger ohne spezifische Ayurveda-Kenntnisse und weniger an fortgeschrittene Ayurveda-Köche, die tiefere Einblicke suchen.
Für alle Rezepte werden hauptsächlich frische, unverarbeitete Lebens- und Grundnahrungsmittel verwendet, die viel Prana (Lebensenergie) enthalten und somit das Wohlbefinden fördern. Einige eher ungewöhnliche Zutaten könnten allerdings etwas schwer erhältlich sein – hier wären alternative Vorschläge wünschenswert gewesen.
Zu jedem Rezept findet sich eine übersichtliche Zutatenliste (in der Regel für 2 Portionen), verständlich beschriebene Zubereitungsschritte und hilfreiche Tipps für Serviervorschläge. Abgerundet wird es durch ein ganzseitiges, sehr appetitanregendes Foto vom Gericht. Die Zubereitung der kulinarischen Köstlichkeiten ist in der Regel nicht allzu aufwändig, erfordert aber teilweise schon gewisse Kochkenntnisse, was für absolute Anfänger eine Herausforderung darstellen könnte..
Die gelungene Gestaltung des Buchs besticht durch ihre Übersichtlichkeit und optische Attraktivität. Besonders hervorzuheben ist das sehr ansprechende Food-Design. Die Autorin selbst hat die Bebilderung mit meist ganzseitigen, natürlich wirkenden und appetitanregenden Fotografien übernommen. Diese hochwertige visuelle Präsentation unterstreicht eindrucksvoll den Inhalt.
Am Ende des Buchs findet sich noch ein übersichtliches alphabetisches Sach- und Rezeptregister, das einem das Auffinden der Rezepte, aber auch der Zutaten und vieler im Text erwähnten Begriffe erleichtert.

FAZIT
Ein inspirierendes und informatives Kochbuch, das die ayurvedische Ernährung auf moderne und alltagstaugliche Weise interpretiert - mit verständlichen Erklärungen der ayurvedischer Prinzipien und köstlichen, abwechslungsreichen Rezeptideen, die sich an den Rhythmen der Tages- und Jahreszeiten orientieren!
Sehr empfehlenswert für alle, die sich für die alte Heilkunst Ayurveda sowie ganzheitliche Ernährung interessieren!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2025

Ein inspirierender Ratgeber für die moderne Fermentationsküche

52 wilde Fermente
0

MEINE MEINUNG
Das neue Sachbuch "52 wilde Fermente" von Alexis Goertz und Jonas Grube, erschienen im Kosmos Verlag, ist ein inspirierender und innovativer Ratgeber für alle, die sich für die faszinierende ...

MEINE MEINUNG
Das neue Sachbuch "52 wilde Fermente" von Alexis Goertz und Jonas Grube, erschienen im Kosmos Verlag, ist ein inspirierender und innovativer Ratgeber für alle, die sich für die faszinierende Welt der Fermentation begeistern und diese in den eigenen Alltag integrieren möchten.
Die Autoren, beide erfahrene Fermentations-Experten und Wildpflanzen-Enthusiasten, verbinden geschickt die jahrtausendealte Praxis der Fermentation mit aktuellen kulinarischen Trends und ökologischen Aspekten.
Das Buch gibt eine umfassende Einführung in die Historie und Kunst des Fermentierens, stellt wichtiges mikrobiologisches Wissen vor und präsentiert insgesamt 52 kreative Rezepte für selbstgemachte, fermentierte Lebensmittel.
Ob nun klassisches Fermentiertes, innovative Getränke oder ausgefallene Desserts – die vorgestellte Vielfalt der Rezepte sollte sowohl Neulinge als auch erfahrene Fermentationsenthusiasten ansprechen.
Gegliedert ist das Buch in einen ausführlichen, theoretischen Einführungsteil mit den beiden Abschnitten PHILOSOPIE und TECHNIKEN sowie in den Hauptteil JAHRESZEITEN mit den eigentlichen Rezepten.
Im einleitenden Teil werden zum einen die Bedeutung des Mikrobioms und ökologische Aspekte der Fermentation vermittelt und zum anderen werden natürlich auch die wesentlichen Grundlagen zu Haltbarmachung und Fermentation, dem notwendigen Basiszubehör und die Grundprinzipien der Hygieneregeln vorgestellt. Neben einigen hilfreichen Tipps zum Sammeln von Wildpflanzen erfahren wir jede Menge interessantes Hintergrundwissen zur weiten Welt der kultivierten Fermentation und den zugrundeliegenden biochemischen Prozessen bei Laktofermentation, Essigsäuregärung oder Hefestoffwechsel. Hierbei werden die methodischen Vorgehensweisen und die bedeutsame Rolle der jeweiligen Mikroorganismen sehr verständlich und anschaulich erläutert. Besonders hervorzuheben sind die anschaulichen Erläuterungen und interessante Kurz-Vorstellungen zu Kombucha, Sauerteig Kefir oder auch Wasserkefir und deren vielseitige Einsatzmöglichkeiten als Mikrobenkulturen.
So kann man sich gut gerüstet und bestens informiert ans Ernten und Experimentieren machen.

Im Hauptteil werden 52 abwechslungsreiche, nach Jahreszeiten geordnete Wochenrezepte vorgestellt. Jedes Rezept stellt jeweils eine Wildpflanze im Mittelpunkt. Die Bandbreite an originellen wie leckeren Verwertungsvorschlägen für die wilden Pflanzen vor unserer Haustüre reicht von klassischem Kimchi über fermentierten Giersch oder Holunderblütensirup bis hin zu ausgefallenen Kreationen wie Salicin-Tonikum aus Weidenzweigen oder Schlehenwein.
Da fällt es gar nicht so leicht, sich zu entscheiden, welche Fermentationsidee man als erstes ausprobieren möchte.
Durch die übersichtliche Anordnung und ansprechende Gestaltung der Rezepte findet man sich schnell zurecht. Zu jedem Rezept gibt es einen informativen Einleitungstext mit einem kurzen Pflanzenportrait und Hinweisen zur Ernte. Zudem finden sich detaillierte Angaben zu Zubehör, Zutaten und Zubereitungs- bzw. Gärzeiten. Besonders gelungen sind die verständlich beschriebenen Zubereitungsschritte. Die Zubereitung ist in der Regel nicht allzu aufwändig und lässt sich problemlos in den Alltag integrieren. Einige anspruchsvollere Projekte erfordern jedoch bei der praktischen Umsetzung mehr Vorwissen und Erfahrung.
Die klare, übersichtliche Gestaltung des Buchs ist sehr ansprechend und sorgt dafür, dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt und sich inspirieren lässt. Ein besonderes Highlight sind die hochwertigen, naturnahen Fotografien mit stimmungsvollen Aufnahmen der Wildpflanzen und fermentierten Kreationen. Sie illustrieren den Inhalt sehr anschaulich und passen hervorragend zum rundum gelungenen Konzept.
Abgerundet wird das Buch durch ein übersichtliches alphabetisches Register, das das Auffinden von Fachbegriffen und Rezepte erleichtert.
Zu bemängeln ist allerdings die recht oberflächliche Behandlung von Sicherheitsaspekten, insbesondere Hinweise auf die Unterscheidung zwischen risikoarmen und potenziell gefährlichen Fermentationsprozessen sollten ausführlicher ausgearbeitet werden. Zwar werden grundlegende Regeln zur Vermeidung krankheitserregender Keime angesprochen, jedoch bleiben spezifische Risiken bei Wildfermenten unerwähnt.
Die nur sehr schematischen Abbildungen der Wildpflanzen, die im Anhang als botanischer Überblick zu finden sind, sind nicht ausreichend. Einsteiger ohne botanische Vorkenntnisse sollten beim Sammeln sicherheitshalber Fachleute zu Rate ziehen, um Verwechslungen auszuschließen.

FAZIT
Ein gelungener, informativer Ratgeber, der einen guten Einstieg in Theorie und Praxis der der modernen Fermentationsküche und der Fermentation mit wilden Pflanzen bietet.
Mit einer überzeugenden Kombination aus fundiertem Wissen, hilfreichen praktischen Anleitungen und kreativen Fermentationsrezepten eignet er sich nicht nur für Neulinge, die ihre Ernährung um gesunde, probiotische Lebensmittel bereichern möchten, sondern auch für erfahrene Fermentierer, die nach neuen Inspirationen suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2025

Ein fesselnder Spannungsroman über Kunst und Obsession

Die blaue Stunde
0

MEINE MEINUNG
"Die blaue Stunde" von der britischen Autorin Paula Hawkins ist ein fesselnder psychologischer Spannungsroman, der uns auf eine abgelegene schottische Gezeiteninsel entführt.
In ihrer sehr ...

MEINE MEINUNG
"Die blaue Stunde" von der britischen Autorin Paula Hawkins ist ein fesselnder psychologischer Spannungsroman, der uns auf eine abgelegene schottische Gezeiteninsel entführt.
In ihrer sehr atmosphärischen Geschichte erzählt sie über künstlerisches Vermächtnis, Vereinsamung und unheilvolle Geheimnisse und beleuchtet zudem gekonnt die Komplexität menschlicher Beziehungen sowie die labilen Grenzen zwischen Realität, Wahrnehmung und Obsession.
Hawkins' ansprechende Erzählweise und ihr Talent, komplexe Charaktere zu erschaffen, sorgen nicht nur für ein spannendes Leseerlebnis, sondern regen mit der gelungenen tiefgründigen Erforschung der Abgründe der menschlichen Psyche auch zum Nachdenken an.
Die Geschichte kreist um die verstorbene, enigmatische Künstlerin Vanessa Chapman, deren Werke nach ihrem Tod zu großem Ruhm gelangt sind. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der promovierte Kunsthistoriker und Kurator der Fairburn-Stiftung James Becker, der die bemerkenswerte Kunstsammlung mit den Werken von Vanessa Chapman betreut. Chapman war nicht nur für ihr außergewöhnliches Talent und ihre glamouröse Persönlichkeit bekannt, sondern auch für ihr geheimnisumwobenes Leben auf der abgelegenen schottischen Gezeiteninsel Eris.
Als bei einer Ausstellung in einer von Chapmans berühmten Skulpturen ein mutmaßlich menschlicher Knochen entdeckt wird, gilt es einen möglichen Skandal abzuwenden. Dieser Fund droht nicht nur Chapmans Vermächtnis zu beschädigen, sondern könnte auch die Reputation der Stiftung in Misskredit bringen und sogar Beckers Karriere beenden. Um den Hintergründen auf die Spur zu kommen und Licht ins Dunkel zu bringen, reist Becker kurzentschlossen nach Eris Island, wo Chapmans ehemalige Freundin und Pflegerin Grace Haswell noch lebt und eine Hüterin der letzten Geheimnisse der Künstlerin zu sein scheint. Noch ahnt Becker nicht, auf welche heikle Spurensuche er sich begeben hat und welche fatale Ereigniskaskade er in Gang gesetzt hat.
Gekonnt erschafft Hawkins eine dichte, geheimnisvolle Atmosphäre und lässt uns immer tiefer in eine unheilvolle Welt voller Geheimnisse und dunkler Wahrheiten eintauchen.
Geschickt hat sie die komplexe Handlung auf verschiedenen Zeitebenen angelegt und sorgt dafür, dass wir immer tiefer in den Sog der Ereignisse hineingezogen werden. Hawkins versteht es, Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll miteinander zu verweben und erzählt die vielschichtige Geschichte rund um Vanessa Chapman aus wechselnden Perspektiven. Dies ermöglicht es uns, nicht nur die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, sondern auch immer tiefer in Vanessas Kunst und ihr Lebensumfeld einzutauchen. Nach und nach enthüllen wir die dunklen Geheimnisse um ihre Person und ergründen ein komplexes Geflecht aus Intrigen und Emotionen, das die Geschichte zunehmend in eine düstere Stimmung taucht.
Hawkins' besondere Stärke sind ihre vielschichtigen, tiefgründigen Charaktere. Insbesondere die pensionierte Ärztin Grace Haswell ist sehr faszinierend gezeichnet. Sie entwickelt sich im Laufe des Romans von einer einsamen, bemitleidenswerten Figur zu einer Frau mit überraschenden Facetten. Langsam wird ihre komplexe Persönlichkeit enthüllt, die neben großem Mitgefühl auch erschreckend dunkle Seiten ihrer Seele erkennen lässt. Vanessa Chapman, wir nur durch rückblickende Erinnerungen und Tagebucheinträge kennen lernen, ist eine facettenreiche Figur, deren schillernde Persönlichkeit in ihrem künstlerischen Schaffen, ihren Affären und eigenen Geheimnissen spürbar wird. Ebenfalls ein interessanter Charakter ist James Becker, der zunächst ein glühender Verehrer der Künstlerin im Laufe seiner Nachforschungen zunehmend seine Bewunderung verliert und ihrer geheimnisvollen Persönlichkeit schließlich ernüchtert gegenübersteht.

In ihrem Roman erforscht die Autorin Obsession in ihren vielfältigen Formen und hinterfragt die Natur der Kunst, den Preis des Ruhms und die Grenzen, die Menschen zum Schutz ihres Vermächtnisses zu überschreiten bereit sind.
Hervorragend gelungen sind die lebendigen, eindrucksvollen Beschreibungen von Vanessas Kunstwerken, so dass man sich wünscht, diese fiktiven Stücke mit eigenen Augen zu sehen. Die Autorin fängt die Essenz kreativer Leidenschaft sehr anschaulich ein und lässt uns sehr unmittelbar an der Begeisterung, Frustration und Besessenheit als künstlerischer Antriebsfeder teilhaben.
Hawkins schafft es, uns im lange Zeit Ungewissen zu lassen, bis man schließlich ahnt, worauf alles hinausläuft. Durch einige unvorhersehbare Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum packenden Finale hoch.
Trotz gelegentlicher Längen im Mittelteil und einiger etwas blasser Nebenfiguren ist der Roman ein beeindruckendes und fesselndes Werk, das zum Nachdenken anregt.
Teilen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere