Cover-Bild Kein Dach über dem Leben
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 15.12.2017
  • ISBN: 9783499632945
Richard Brox

Kein Dach über dem Leben

Biographie eines Obdachlosen

Die Straße ist ein gefährlicher Ort geworden für Berber, aber für Richard Brox war sie drei Jahrzehnte lang auch das Reich der Freiheit, der Selbstbestimmung und der Würde. Seine Website mit Tipps und Bewertungen sozialer Anlaufstellen in vielen Städten der Republik machte ihn zum wohl bekanntesten Obdachlosen Deutschlands. Hier erzählt er seine Geschichte, die erschütternden Erlebnisse eines begabten Jungen, der es schafft, aus den Gewalterfahrungen seiner Kindheit und der Drogenkarriere seiner Jugend auszubrechen und sich freizukämpfen. Ein Lehrstück über die Schattenseiten unserer Gesellschaft und ihre soziale Verwahrlosung.

"Wieviel Kraft hat dieser Mann aufwenden müssen, wie viele Abgründe erneut durchleben müssen, um diese ergreifende Biografie zustande zu bringen!" Günter Wallraff.

Ausgezeichnet 2020 mit dem renommierten Taiwan Openbook Award für das beste Sachbuch des Jahres. Die Gemeinde Kalletal ehrte Richard Brox durch einen Eintrag in das Goldene Buch.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.12.2017

Diese Geschichten gehen unter die Haut. Unbedingt lesen.

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Eine beeindruckende Biographie des Obdachlosen Richard Brox, gekonnt geschrieben von Albrecht Kieser, gründlich recherchiert von Dirk Kästel.
Dirk Kästel ist Journalist und Vorsitzender des Vereins kunst ...

Eine beeindruckende Biographie des Obdachlosen Richard Brox, gekonnt geschrieben von Albrecht Kieser, gründlich recherchiert von Dirk Kästel.
Dirk Kästel ist Journalist und Vorsitzender des Vereins kunst hilft geben für Arme und Wohnungslose in Köln e.V. Er schreibt: „Was Richard mit erzählte, war so unfassbar, dass ich schon früh dachte, diese Lebensgeschichte müsste eigentlich in Buchform festgehalten werden. Um anderen Menschen auf der Straße Mut zu machen und in der Gesellschaft Vorurteile wie ‚Obdachlose sind doch selber schuld‘ abzubauen.“ S. 266.
Mit diesem Buch ist es sehr gut gelungen. Geschichten aus dem Leben von Richard Brox gehen unter die Haut. Sie sind nicht nur mutig, ehrlich und authentisch, sie zeigen einen hochintelligenten Mann, der sich treu geblieben, seinen Weg auf den Straßen Deutschlands gegangen war.
Richard Brox hat 30 Jahre auf der Straße verbracht. Mit 21 wurde er nach dem Tod seiner Mutter obdachlos. Dem Sozialamt war die zweieinhalb Zimmer Wohnung zu groß für einen Alleinstehenden. Gerichtsvollzieher, mithilfe von Polizei und Räummännern, schmiss ihn aus der elterlichen Wohnung. So fing sein Weg ohne Dach über dem Leben, wie Titel es so treffend zum Ausdruck bringt.
Richard gibt zu, er war schon mit dreizehn „ein Flüchtender“: oft auf der Straße, schlief, wo es gerade möglich war. Keine Freundschaften, keine emotionale Bindung. So wurde bald kokainabhängig. Mit 28 wurde er wieder clean. Diese Geschichte, auf nur paar Seiten erzählt, ist sehr beeindruckend. „..ich hatte gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen. Ohne Halt an Kokain und Alkohol zu suchen. Was für ein großartiger Erfolg.“ S. 52.
Richard hatte durchaus andere Probleme, die ihn fest im Griff hatten und ihn weder sesshaft noch ein guter Vater werden ließen, weder für eigene noch für Kinder der Frauen, mit denen er mal paar Wochen zusammengelebt hatte, denn er selbst hatte kein besonders positives Vorbild aus eigener Kindheit mitnehmen können. Er war nicht imstande, das zu geben, was ihm selbst als Kind kaum gegeben wurde.
Viele Aushilfsjobs hatte er im Laufe seines Lebens erledigt: „Das gehört zu den schönen Seiten des Berberlebens: Du kommst nicht nur in Regionen, in die du als Sesshafter nie gelangen würdest, du setzt dich auch Situationen aus, in die du sonst nie geraten wärst.“ S. 83.
Es gab auch viele Begegnungen anderer Art: Ungerechtigkeit, Willkür der Beamten, Gefahr, Gewalt, Tod. Alles war dabei.
Sein Schachspiel beeindruckte viele. Einige gute Schachspieler konnte er schlagen.
Sein Lebensprojekt, der online-Ratgeber für Menschen, die auf der Straße leben (müssen), das eine große Anzahl an Obdachloseneinrichtungen beschreibt und auf deren Vorzüge und Nachteile eingeht, ist eine große Hilfe für die Menschen in Not und erfreut sich großer Beliebtheit.

Die Geschichten aus dem Leben von Richard Brox zeigen auch deutlich, dass es auch an dieser Gesellschaft, v.a. ihrer neoliberalen wirtschaftspolitischen Ordnung liegt, dass es immer mehr Obdachlose gibt, alle Bildungsschichten und Berufsstände sind dabei vertreten, schätzungsweise 335.000, mit dem Sprung von 2012 bis 2014 auf 18%, so Günter Wallraff im Vorwort.

In der Hinsicht ist es auch ein gesellschaftskritisches Buch, dem ich auch viele Leserinnen und Leser wünsche. 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung. Dieses Buch ist eine wahre Bereicherung. Unbedingt lesen.