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Veröffentlicht am 24.03.2025

Gedanken einer Ehefrau

Es geht mir gut
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Ein ungewöhnlich heißer Novembertag 1957 in Delaware, so dass Kathleen sich entschließt, nicht mit Mann und Kind in die Kirche zu fahren, sondern lieber im Pool der Wohnanlage schwimmen zu gehen. Seitdem ...

Ein ungewöhnlich heißer Novembertag 1957 in Delaware, so dass Kathleen sich entschließt, nicht mit Mann und Kind in die Kirche zu fahren, sondern lieber im Pool der Wohnanlage schwimmen zu gehen. Seitdem die Familie hier eingezogen ist, wurde der Pool nie genutzt und so erzeugte Kathleen einiges Aufsehen. Doch auch als die Familie aus der Kirche zurückkommt, ist Karhleen nicht dazu zu bewegen, aus dem Wasser zu kommen und auch als ihr Mann Virgil vom Golfnachmittag zurückkommt nicht. Nach und nach erfahren wir beim Lesen von Kathleens Gedankengängen – von der Wahrnehmung ihrer selbst seit den beiden Schwangerschaften, von ihrer Vergangenheit, ihrer Jugendliebe, ihrer wahren Meinung über diese Wohnanlage und auch über ihre Ehe. Und auch in Virgils Gedankengänge tauchen wir ein. Gefangen zwischen Verantwortung der Familie gegenüber und seinen Wünschen. Beide haben ihre Geheimnisse, ob sie es schaffen, die Karten letztlich auf den Tisch zu legen?

Im Jahr 1957 tickten die Uhren noch anders, was besonders herauskommt an dem Bild, welches Virgil von seiner Frau hat, wie peinlich berührt er von ihrem aus seiner Sicht zu knappen Badeanzug ist. Das Jahr in dem die Hündin Leika mit dem Sputnik in den Himmel flog. „Es geht mir gut“ ist ein Buch, welches bei mir eher im Nachgang gearbeitet hat und seine wirkliche Tiefe gezeigt hat. Es liest sich sehr angenehm und flüssig und ich fühlte mich mit Kathleen im Pool. Das Bild was sich von Virgil in meinem Kopf entwickelt hat, ist alles andere als ein Mann mit Rückgrat und Familiensinn, Feigheit zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Ich mochte es sehr, wie wir nachbilden nach erst mehr aus Kathleens Leben erfahren. Ganz sacht, ohne ausdrückliche Anklage und doch voller Kraft. Das Bild einer glücklichen Kleinfamilie bröckelt Stück für Stück.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Ehrlich. Bedrückend, mutig

Jede 3. Frau
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Dieses Buch hat mich als erstes optisch total angesprochen und als ich die Beschreibung gelesen habe, war mir klar, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommen darf. Dieses Buch beinhaltet Geschichten ...

Dieses Buch hat mich als erstes optisch total angesprochen und als ich die Beschreibung gelesen habe, war mir klar, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommen darf. Dieses Buch beinhaltet Geschichten von 25 Frauen, unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Erfahrungen – aber eines eint sie: Sie haben eine Fehlgeburt erlitten. Es ist ein Thema, über welches selten gesprochen wird. Es ist kein Buch, welches man wie einen Roman hintereinander weg liest. Je nach eigener Geschichte sind die Erfahrungsberichte mehr oder weniger bedrückend. Es ist ein Buch über ein Thema, welchem bisher wenig Bedeutung eingeräumt wurde. Insbesondere die Vorbemerkungen und Einleitung sind sehr interessant und auch informativ. Allen Frauen (und Familien), die davon betroffen sind, wünsche ich alles Gute und viel Kraft.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Spannende Verhandlungsführung

Der zweite Verdächtige
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In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig ...

In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig auf ein Verbrechen hinweist, kann sein Anwalt Rocco ihn rausholen. Doch 4 Monate später das gleiche Bild nur in einer anderen Kneipe. Die Polizei ist sich sicher, Jan Staiger muss ein Serientäter sein. Die zweite Hälfte des Buches zeigt detailliert die Gerichtsverhandlung und letztlich löst sich damit der Fall auf.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es war spannend und ich mochte es, wie sich Verteidigung und Anklage die Bälle hin und her geworfen haben. Roccos Verteidigungsstrategie habe ich wirklich gern verfolgt, da gehört unwahrscheinliche Schlagfertigkeit, schnelle Entscheidungen und eine enorme Menschenkenntnis dazu. Das Gefuehl, dass irgendetwas nicht rund ist, bekommt man beim lesen recht schnell, wird aber auch schnell von Roccos Einschätzung bestätigt. Ich habe zwischenzeitlich falsch vermutet, die Lösung kommt wirklich erst zum Schluss und hinterlässt noch etwas „Kopfarbeit“. Ein wirklich toller Justiz-Krimi, ich kann mir gut vorstellen, weitere Teile davon zu lesen.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Berührende Geschichte mit brillanter Grossmutrer Enkelin Beziehung

Flusslinien
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Die über 100 Jährige Margrit beringt ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Hier bekommt sie oft Besuch von ihrer Enkelin Luzie oder wird von ihrem Fahrer Arthur in den naheliegenden ...

Die über 100 Jährige Margrit beringt ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Hier bekommt sie oft Besuch von ihrer Enkelin Luzie oder wird von ihrem Fahrer Arthur in den naheliegenden Garten gefahren, in dem sie ihren Gedanken nachhängt. Diese kreisen zu ihrer Familie, ihrem Sohn Frieder, der in Australien lebt, ihrer Mutter Johanne und auch zurück in die Vergangenheit. Sie spürt, dass Luzie etwas belastet. Denn diese hat die Schule geschmissen und möchte künftig ihr Geld als Tattoo Artist verdienen. Margrit stellt sich als Übungsobjekt zur Verfügung und Luzie entwirft einen Flusslauf mit wesentlichen Stationen aus Margrits Leben. Und dabei nähern sich Großmutter und Enkelin auf eine sehr zarte Art an, tiefes Vertrauen, Geborgenheit, Nähe. Dies bringt Luzie schließlich dazu, stückchenweise zu offenbaren, was ihr widerfahren ist. Auch Arthurs und Luzies Wegen kreuzen sich und führen dazu, dass Luzie wieder vertrauen kann.
Das Buch ist. Abwechselnd aus Sicht der 3 Hauptfiguren Margrit, Luzie und Arthur geschrieben und Stück für Stück erfahren wir so beim Lesen die volle Geschichte der drei. Luzies Wut und Verzweiflung kommt dabei genau raus, wie Margrits Alter, wenngleich ihre Lebenserfahrung prägend ist. Tolle Zitate aus Margrits Mund bleiben ebenso hängen wie das „Internetz“ oder der „Rollarthur“. Herrliche Sprache, intensiv und gewaltig, gleichzeitig berührend. Ein tolles Buch, bei dem mich vor allem die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin verzaubert hat.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Ich wurde in eine andere Zeit zurück katapultiert

Das Leben fing im Sommer an
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Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit zwischen Teenie und Erwachsensein? Das erste Verliebtsein, die vielen Pläne, Träume, Zeit mit Freunden… Ich denke gern an die Zeit zurück, aber ohne Wehmut, nur mit überwiegend ...

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit zwischen Teenie und Erwachsensein? Das erste Verliebtsein, die vielen Pläne, Träume, Zeit mit Freunden… Ich denke gern an die Zeit zurück, aber ohne Wehmut, nur mit überwiegend schönen Erinnerungen. Die Zeit wird so nie wieder kommen, aber sie prägt ungemein.
Genau über diese Zeit schreibt Christoph Kramer in seinem Debütroman. Der 15jährige Christoph hat Träume – einer ist es, Profifußballer zu werden, der andere, mit Debbie, dem schönsten Mädchen der Schule, zusammenzukommen. Es ist der Sommer 2006 – ein heißer Sommer, der Sommer der Fußball-WM in Deutschland, ein Sommer, in dem es noch ICQ gab, SMS auf Handys (keine Smartphones) versendet wurden und durch einen kleinen Briefumschlag auf dem Display angezeigt wurden und Capri-Sonne noch so hieß. Mit einer kleinen Notlüge verschaffen sich Chris und sein Freunde Zutritt zur angesagten Party, auf der auch Debbie zu finden ist. Doch schnell steht Chris allein da. Der, der Alkohol kaum anrührt, klammert sich an einem Becher fest und fühlt sich fehl am Platz. Bis er wie erhofft auf Debbie stößt. Die beiden verbringen eine schöne Zeit, ganz zart mit einem Hauch von Abschiedskuss. Eine Verabredung folgt und Chris schwebt vor Glück. Chris, der genau so mit den Veränderungen seines Körpers hadert andere in dem Alter auch, fühlt sich seinem Traum ein Stück näher. Auf dem Höhepunkt seines Glücks wird er jedoch jäh ausgebremst. Ein Roadtrip mit dem Auto eines Bekannten, ohne Führerschein, folgt und Chris landet mit seinem Freund in einer Bar in Düsseldorf…
Ein bezaubernder Roman, bei dem man die drückende Sommerhitze genauso fühlt, wie das zarte Zittern der Knie vor dem ersten Kuss. Mit viel Liebe zum Detail entführt uns Christoph Kramer in den Sommer vor knapp 20 Jahren. Ein Sommer, in dem man nicht nur als Teenager dachte, die Welt verändern zu können, sondern eine ganze Nation dachte, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht zu bremsen ist. Nein, es ist kein Roman über Fußball. Dieser spielt nur am Rande eine Rolle, als Teil von Chris. Chris, der von seinen Freunden oft „Dings“ genannt wird, unerwartet freche Sprüche austeilt und eine tiefe Verbundenheit mit seiner Familie in sich trägt, ist ein Junge, den man gern haben muss beim Lesen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die vielen kleine Details, die mich selbst wieder zurück katapultiert hatten in diesen Sommer (ICQ, SMS usw.), an den sicher jeder eigene Erinnerungen hat. Ein wunderbares Debüt.

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