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Veröffentlicht am 06.05.2024

Bewegende Reise in die Vergangenheit

Wir sehen uns zu Hause
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Worum geht es:
Anne und Peter lieben Touren mit den Wohnmobil. Doch anders als geplant, tritt Anne diese Fahrt allein an. Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit anhand von wenigen alten Fotos, ...

Worum geht es:
Anne und Peter lieben Touren mit den Wohnmobil. Doch anders als geplant, tritt Anne diese Fahrt allein an. Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit anhand von wenigen alten Fotos, die Peter aufbewahrt hat. Peter kam aus der DDR, aber mehr weiß Anne fast nicht aus seiner Vergangenheit- und auch über den Teil ihres Landes weiß Anne kaum etwas. Sie lernt Rügen kennen und lieben und kommt letztlich in Thüringen an. Ihre Tochter Alina wundert sich über die Spontanität ihrer Mutter und würde sie eigentlich gerade selbst benötigen.

Meine Meinung:
Eine liebevolle rund ruhige Familiengeschichte, die zeigt, wie wenig man von seinem Partner wissen kann, obwohl man jahrelang zusammen lebt. Es ist wunderschön leichtgängig geschrieben und gibt ein paar Einblicke in das Leben der damaligen DDR. Dies mitgemacht zu haben, prägt einen Menschen einfach in einer Art, die man mit Worten nicht nachempfinden kann. Anne ist eine eigentlich lebenslustige Frau. Mir kam sie manchmal sehr naiv vor. Sie und Alina haben ein tolles Verhältnis zueinander. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und doch hat mir am Ende etwas gefehlt. Teilweise kam mir die Betrachtung der Vergangenheit etwas oberflächlich vor - ist Anne wirklich tief eingetaucht und kann verstehen und sich annähern?
Alles in allem aber eine wunderschöne Geschichte über Familie.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Starkes Gedankenexperiment

Die Wut, die bleibt
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Worum geht es:
Ein Buch über 3 Frauen und wie sie mit ihrer Rolle in der heutigen Zeit umgehen. Helene, Mutter von 3 Kindern und Ehefrau trifft eine folgenschwere Entscheidung. Die Last, die auf ihren ...

Worum geht es:
Ein Buch über 3 Frauen und wie sie mit ihrer Rolle in der heutigen Zeit umgehen. Helene, Mutter von 3 Kindern und Ehefrau trifft eine folgenschwere Entscheidung. Die Last, die auf ihren Schultern ruhte, wurde ihr zu viel. Doch sie hinterlässt eine Lücke, die nun gefüllt werden muss - eine Lücke als Mama, als Freundin. Das Buch beschreibt, wie Lola (die Tochter) und Sarah (ihre kinderlose Freundin) damit umgehen um diese Lücke zu schließen.

Meine Meinung:
Es ist eine Gedankenexperiment, welches in (großen) Teilen durchaus real sein könnte. Es zeigt, welche große Rolle die Care-Arbeit bei Frauen heute noch immer einnimmt und wie wenig dies gesehen wird. Sarah ohne jegliche Erfahrung in Erziehungsfragen erlebt von einer Sekunde auf die andere was es heißt, Mama sein, Haushalt, Schule, Erziehung usw. Unter einen Hut zu bringen. Das Spannungsfeld zwischen - die Kinder brauchen mich, aber ich brauche auch mich selbst. Das ganze spielt in den ersten Corona Jahren, in welchen dies sicherlich ins extrem ausgeartet ist. Ich habe dieses Buch verschlungen und an so vielen Stellen Punkte gefunden, die ich selbst oder im Umfeld kennengelernt habe. Es ist schonungslos, sicherlich übertrieben (zB habe ich mich mit Lolas Entwicklung abbringen bestimmten Punkt schwer getan). Aber Übertreibung braucht es, um aufzurütteln und aufmerksam zu machen. Ein Buch, welches ich erst einmal verdauen musste, bevor ich Worte fand. Ein Buch, über das man reden möchte, wenn man es gelesen hat. Bin begeistert.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Zweiter Teil einer mitreißenden Familiensaga

Blankenese - Zwei Familien
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Worum geht es:
Die Geschichte um Fanni, Otto, Kurt, Sonja und viele weitere Bekannte aus Teil 1 geht weiter. Kurt ist über die Kinderverschickung nach England gekommen und wurde dort zusammen mit Max von ...

Worum geht es:
Die Geschichte um Fanni, Otto, Kurt, Sonja und viele weitere Bekannte aus Teil 1 geht weiter. Kurt ist über die Kinderverschickung nach England gekommen und wurde dort zusammen mit Max von einem Lord aufgenommen. Sein weiterer Lebensweg führt ihn über den Beitritt in die Britische Luftwaffe letztlich wider nach Deutschland. Um die Reederei steht es schlecht, die Eigentümer sollen unbedingt aus dem Unternehmen gedrängt werden. Doch Sonja kämpft mit vielen Ideen für den Erhalt und ist bereit, auch selbst einige Opfer zu bringen. Fanni verbringt ihr Leben an der Seite Ottos - täglich ist sie als Arzthelferin im Einsatz mit ihm. Welche Wege sieht das Schicksal für die einzelnen Familienmitglieder vor? In welche Richtungen gehen die Lebenswege während und nach dem Krieg?

Meine Meinung:
Ich mochte das Buch sehr. Die einzelnen Protagonisten sind mir richtig ans Herz gewachsen, ich habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gelitten. Die Geschichte der Familie ist eingebettet in die Zeit des 2. Weltkrieges. Der Umgang der einzelnen Personen mit der Zeitgeschichtlichen Entwicklung kommt in meinen Augen sehr gut heraus, auch, wie sich die Protagonisten persönlich weiterentwickeln. Dies macht es spannend und teilweise überraschend. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Ich finde es ein wunderbares Buch, eine tolle Familiensaga. Lesenswert, wenn man vor etwas mehr Seiten nicht zurückschreckt.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung bewegend dargestellt

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Worum geht es:
Valerie hat zu ihrer Mutter ein eher schwieriges Verhältnis. Nachdem ihre Mutter die Diagnose Krebs erhält, möchte sie einerseits mehr für sie da sein, andererseits laugt es sie emotional ...

Worum geht es:
Valerie hat zu ihrer Mutter ein eher schwieriges Verhältnis. Nachdem ihre Mutter die Diagnose Krebs erhält, möchte sie einerseits mehr für sie da sein, andererseits laugt es sie emotional aus. Gleichzeitig möchte ihr 16jähriger Sohn ein Jahr im Ausland verbringen, was ihr unwahrscheinlich schwerfällt. F. Prokopetz stellt die jeweiligen Beziehungen der Generationen zu ihren Eltern heraus und an markanten Situationen kann man herauslesen, welche Einflüsse aus den Elternhäusern jede Generation mit sich nimmt.

Meine Einschätzung:
Jedes Kind wird durch seine Eltern geprägt und gibt gleichzeitig Erfahrungen auch wieder an die nächste Generation weiter. Und jede Generation ist zusätzlich durch äußere Einflüsse geprägt. Die Grosselterngeneration insbesondere durch den Krieg. Im Buch lernt man daher 4 Generationen kennen - Tobi - Valerie - ihre Eltern - ihre Großeltern. Während Valeries Mutter einen liebenden Vater und eine eher kühle Mutter hat, war es bei Valeries Vater genau andersherum. Dabei wollte es jede Mutter in der nächsten Generation besser / anders machen. Und doch gehen die Erwartungen zwischen Kind und Mutter auseinander. Letztlich zeigt das Buch auch, dass Mütter in jeder Generation eine Schlüsselrolle in der Familie einnehmen. Auch sie sind nicht perfekt, aber „gefangen“ in eigenen Rollenbildern. Selbst wenn sie es anders machen wollen, als die eigene Mutter, fehlt ihnen ein Vorbild, was anders heißt. Der Spagat, sich einerseits selbst abzugrenzen und gleichzeitig bedingungslos for die Kinder dazu sein, kann einen innerlich zerreißen.
Selbst von der Mutter lieblos erzogen, ist Valeries Mutter doch anders zu ihrer Tochter, aber auch sie schafft es nicht, bedingungslose Liebe weiterzugeben. Valerie kann es ihr nicht recht machen, sie ist niemals gut genug. Dies hat mich zutiefst berührt und angesprochen. Und gleichzeitig öffnet es die Augen und lässt die vorausgegangenen Generationen besser verstehen.
Ein wunderbares Buch. Ich konnte es nicht weglegen, auch wenn es mich manchmal so emotional aufgewühlt hat, dass ich eine Lesepause einlegen wollte. Es spricht vielen sicher aus dem Herzen.
Lediglich in der ersten Hälfte hatte ich meine Probleme mit den vielen Perspektivwechseln. Aber nachdem ich mir einen kleinen Stammbaum aufgemalt habe, ging es prima.

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Veröffentlicht am 26.03.2025

So viele Geheimnisse, die das Leben belasten

Stromlinien
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Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer Oma auf und warten gemeinsam sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch genau an diesem Tag ist Jale verschwunden, ...

Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer Oma auf und warten gemeinsam sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch genau an diesem Tag ist Jale verschwunden, die Maurer taucht nicht auf und ein kleines Motorboot versinkt in der Elbe. Enna ist verzweifelt. So verschieden die Schwestern auch sind, so sehr fühlt Enna sich Jale verbunden, teilt alles mit ihr und macht sich Sorgen. In dieser Verzweiflung beginnt sie Luca aus ihrer Schule zu vertrauen. Nahe stehen die Mädchen sonst nur sich selbst, vor Bindungen schotten sie sich ab.
Nach und nach klärt sich die ganze Geschichte auf und es ist erstaunlich, wieviele Geheimnisse Menschen behalten können und was dies mit ihnen bewirkt. Verbitterung, Einsamkeit und tiefes Misstrauen haben sich in das Haus von Enna, Jale und ihrer Oma eingeschlichen. Die Geschichte der Familie reicht mehrere Generationen zurück und ist tief verbunden mit der Elbe und den darin befindlichen Inseln. Realität fließt an vielen Stellen mit in das Buch ein. Eine wesentliche Rolle spielen 2 Schiffsunglücke und die Insel Hahnöfersand. Es empfiehlt sich das Nachwort zu lesen, hier wird Fiktion von Wirklichkeit getrennt. Insgesamt Handbuch das Buch sehr gern gelesen. Es war schön zu sehen, wie Enna ihren eigenen Weg findet, wenn auch unter tragischen Umständen. Die ganze Tragödie, die diese Familie begleitet, wird es Stück für Stück offenbart und es tut regelrecht weh zu lesen, wie schwer es sich die Menschen durch anschweigen gemacht haben. Ein tolles Buch.

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