Inhalt:
Berlin 1939, das Land ist in Aufruhr und das Leben wird für die jüdische Familie Rosenthal dort zum Albtraum. Es scheint keinen anderen Ausweg mehr zu geben als eine Flucht in ein fremdes Land. Das Schiff St. Loius soll sie nach Kuba bringen, endlich in eine lang ersehnte Sicherheit doch es kommt zu Komplikationen und vielen der 900 Passiegieren wird die Einreise verwährt. Nicht so einen Teil der Familie Rosenthal, die für diese Einreise einen schmerzlich hohen Preis bezahlen müssen.
New York 2014: Die elfjährige Anna sucht nach Spuren ihres Vaters, der 2011 sein Leben verlor und erhält kurz darauf einen Brief ihrer Großtante aus Kuba mit den ersten richtigen Hinweisen. Kurzerhand reisen Mutter und Tochter nach Kuba, um den Spuren zu folgen....
Meine Meinung:
Die Geschichte ist sehr feinfühlig und flüssig geschrieben und findet jeweils auf zwei Zeitebenen statt, die das Leben von Hannah und Anna aufzeigen.
Als Leser lernen wir Hannah kurz vor ihrer Abreise nach Kuba kennen und den großen Komplikationen, die sich auf dem Schiff ereignen und die Passagiere betroffen zurück ließen. Hannah wirkt in ihren Erzählungen sehr reif und distanzierter, als man für eine elfjährige annehmen würde, was aber vermutlich auch dem damaligen schweren Leben geschuldet ist, an das sie sich schnell anpassen musste. Besonders gut hat mir gefallen, wie der Autor, die Vergangenheit von Hannah mit der Gegenwart von Anna verwoben hat, sodass leicht verständliche Übergänge geschaffen wurden und ich nie das Gefühl hatte, etwas doppelt zu lesen oder gar etwas in der Erzählung über die letzten 60 Jahre verpasst zu haben.
Das Schicksal der Rosenthals, hat mich sehr berührt. Gerade auch unter dem Aspekt, dass die Reise des Schiffes St. Louis nach Kuba historisch belegt ist, die Rosenthals sind hingegen fiktiv, was es nicht weniger bewegend und emotional darstellt.
Ich hatte manches Mal einen Kloß im Hals und war tief betroffen, als ich mehr über das Schicksal der Passgiere erfuhr und wie unterschiedlich sie alle damit umgingen. Der Tod schien manchen die beste aller Lösungen sein. Die Verzweiflung und die Angst waren deutlich in den Zeilen zu spüren und haben mich tief in einen emotionalen Sog gerissen, dem ich mich nicht so schnell entfliehen konnte.
Ich habe das Buch nicht einmal beiseitegelegt, sondern war so gefesselt, was mit den Rosenthals noch weiter passieren würde. Denn auch nach der strapaziösen Reise und den vielen Entbehrungen wurde es dort erst kein einfaches Leben voller Glückseligkeit, denn die kubanische Revolution ließ nicht lange auf sich warten.
Fazit:
Das Erbe der Rosenthals ist ein tief bewegender Roman über zwei junge Frauen, die, trotz der Trennung von mehr als sechs Jahrzehnten, ein gemeinsames Schicksal teilen, was sie bis in die Gegenwart miteinander verbindet.
Historische Fakten unterstreichen die authentische Geschichte und machen es zu einer sehr lesenswerten Erzählung. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Meinem Dank gilt dem Verlag Bastei Lübbe, der mir das Buch über Netgally kostenfrei zur Verfügung gestellt hat.