Zum Wachrütteln
Die PostkarteAlles beginnt mit einer rätselhaften Postkarte, auf der nur vier Namen stehen – die Namen von Verwandten der Autorin, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne Berest macht sich auf die Suche nach der Geschichte ...
Alles beginnt mit einer rätselhaften Postkarte, auf der nur vier Namen stehen – die Namen von Verwandten der Autorin, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne Berest macht sich auf die Suche nach der Geschichte ihrer Familie und stößt dabei nicht nur auf das erschütternde Schicksal der Rabinovitchs, sondern auch auf das fortwährende Schweigen über die eigene Vergangenheit.
Der erste Teil des Buches zeichnet den Weg der Familie nach – und zeigt dabei eindrücklich, wie schleichend Ausgrenzung beginnt. Besonders bedrückend ist, wie aktuell vieles davon wirkt. Es reicht nicht, sich mit Antisemitismus in der Vergangenheit auseinanderzusetzen, wenn Fremdenhass in jeder Form wieder aufkommt. Der zweite Teil ist persönlicher: Es geht um das Schweigen zwischen den Generationen, um das späte Entdecken der eigenen Wurzeln und um die Frage, wie sich Geschichte weiterträgt.
Am Ende schließt sich der Kreis – mit einer Auflösung, die tief berührt. Die Postkarte ist kein Buch, das man einfach zuklappt und vergisst. Es hält Erinnern und Verantwortung zusammen und macht deutlich, dass Geschichte nie nur Vergangenheit ist.