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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2018

Ich weiß, was du vor zehn Jahren getan hast

Mann am Boden
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Um es gleich vorwegzunehmen, die Südafrikaromane des Autors hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Mann am Boden“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen harten Thriller ...


Um es gleich vorwegzunehmen, die Südafrikaromane des Autors hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so war ich schon gespannt auf „Mann am Boden“. Die Inhaltsangabe ließ erneut auf einen harten Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
John Turner lebt mit Frau und Tochter in Arizona. Er ist ein weißer Südafrikaner. Nach einem Carjacking-Versuch in Johannesburg, war er mit seiner Familie in die USA gekommen. Doch noch immer kämpft er mit den Dämonen der Vergangenheit. Denn in Südafrika hatte er schwere Schuld auf sich geladen, als ein korrupter Bulle ihn in ein schreckliches Verbrechen verwickelte.
Turner ist am Boden. Alkohol und Drogen hat er zwar inzwischen abgeschworen, nicht aber seine Frauengeschichten. Und so kommt, was kommen muss, als er sich in Grace verliebt. Dumm nur, dass seine Frau Tanya, die weiß, was er damals getan hat, ihn nun erpresst.
Turner inszeniert einen Überfall, bei dem Tanya sterben soll. Noch am selben Tag nehmen drei Männer die Familie in ihrem Haus als Geiseln. Doch die Dinge laufen aus dem Ruder und die Lage eskaliert. Finger und Köpfe rollen. Horror der ganz harten, vordergründigen Art.
„Mann am Boden“ ist der bislang härteste Thriller von Roger Smith. Die Sprache ist derb, passt aber zum Geschehen. Sex und Gewalt, morbide und extrem. Gekonnt springt der Autor durch Zeit und Raum. Komplexe Handlungsstränge, die zeitlich versetzt sind, gilt es zu verfolgen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Und so hat der Leser Verständnis für Turner, der moralisch mehr als fragwürdige Dinge tut. Man fiebert mit ihm mit, ob er es wohl schafft, dem Grauen zu entkommen. Wer wird überleben - und zu welchem Preis?

Fazit: Ein Buch mit einem hohen Ekelfaktor. Blutig und brutal. Nichts für zartbesaitete Gemüter!

Veröffentlicht am 17.01.2018

Der erste Fall für Tom Babylon

Schlüssel 17
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Ich bin ein großer Fan von Marc Raabe und habe alle seine Krimis und Thriller gelesen. „Schlüssel 17“ stand deshalb schon lange auf meiner Wunschliste. Die Leseprobe ließ erneut auf einen abgründigen ...


Ich bin ein großer Fan von Marc Raabe und habe alle seine Krimis und Thriller gelesen. „Schlüssel 17“ stand deshalb schon lange auf meiner Wunschliste. Die Leseprobe ließ erneut auf einen abgründigen Thriller hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. Worum geht es?
Organist Bernhard Winkler findet im Berliner Dom die grausam zugerichtete Leiche der Pfarrerin Brigitte Riss. Sie wurde unterhalb der Kuppel an Seilen aufgehängt. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel, auf dem die Zahl 17 eingeritzt ist. Zwanzig Jahre alte Erinnerungen werden wach…
Anschließend lernen wir Tom Babylon vom LKA Berlin kennen. Auch er verbindet mit dem Schlüssel schmerzhafte Erinnerungen. Denn mit diesem Schlüssel verschwand damals spurlos seine kleine Schwester Viola.
Zitat: „Das ist meiner. Wieso hat die Frau meinen Schlüssel?“ Bald ist klar, dass das Motiv in der Vergangenheit zu suchen ist.
Ein weiterer Handlungsstrang ist in einer Psychiatrischen Privatklinik verortet. Friderike macht dort eine Ausbildung. Klärchen, eine Patientin, weckt ihr Interesse. Handelt es sich um Viola?
Marc Raabe hat seinen aktuellen Thriller wieder packend in Szene gesetzt. Schnelle Szenen- und Perspektivwechsel sorgen für Dynamik, dunkle Keller für Gänsehautgarantie. Ab und zu sind Rückblenden in das Jahr 1998 eingestreut, als Tom und seine Freunde den Schlüssel fanden…
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Tom war mir sofort sympathisch. Ein Mann mit Ecken und Kanten. Auch seine Partnerin, die Psychologin Sita Johanns, halb Kubanerin, halb Deutsche, ist gut gezeichnet. Beide kämpfen mit den Dämonen der Vergangenheit.
Nebenbei erhält der Leser Einblicke in unvorstellbare Verbrechen, die in der ehemaligen DDR geschahen und auch nach der Maueröffnung nicht aufhörten. Erst ganz am Ende schließt sich der Kreis und mündet in einen fulminanten Showdown im Berliner Dom.

Fazit: Tolles Setting, fesselnder Plot. Großes Kino!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Es gibt keinen Gott.

Hangman. Das Spiel des Mörders (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 2)
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„Hangman. Das Spiel des Mörders“ ist der zweite Band der New-Scotland-Yard-Thrillers „Ragdoll. Dein letzter Tag“. Wer Band 1 nicht gelesen hat, für den könnte es etwas schwierig werden. Denn es wird immer ...


„Hangman. Das Spiel des Mörders“ ist der zweite Band der New-Scotland-Yard-Thrillers „Ragdoll. Dein letzter Tag“. Wer Band 1 nicht gelesen hat, für den könnte es etwas schwierig werden. Denn es wird immer wieder Bezug genommen auf Personen und Ereignisse des Vorgängers. Doch worum geht es?
Zitat: Achtzehn Monate sind seit dem dramatischen Ende der Ragdoll-Morde vergangen. Wir begegnen Detective Chief Inspector Emily Baxter in einem klaustrophobischen Vernehmungsraum, angeschlagen, blutend und gebrochen, hat sie den brutalsten Fall ihres Lebens nur mit knapper Not überlebt.
Fünf Wochen zuvor wurde Baxter nach New York beordert, um Special Agent Elliot Curtis vom FBI und Special Agent Damien Rouche von der CIA bei der Aufklärung einer Mordserie zu unterstützen. Die Parallelen zum Londoner Ragdoll-Fall sind offensichtlich. Täter und Opfer sterben jeweils im Doppelpack. Einer hat das Wort „Puppe“, der andere das Wort „Köder“ in die Brust geritzt. Wer zieht im Hintergrund die Fäden und wo liegt das Motiv?
Daniel Cole hat seinen neuen Thriller wieder packend in Szene gesetzt. Die Morde sind grausam und brutal, der modus operandi ist echt abgedreht. Die Geschichte ist dieses Mal größer und dunkler, aber auch witziger. Der Autor nimmt sich sogar selbst auf die Schippe. Es geht um „Kevin allein zu Haus“.
Zitat: Der erste Film war insgeheim einer ihrer absoluten Lieblingsfilme, den zweiten hielt sie für eine uninspirierte Kopie. Man hatte den uralten Fehler gemacht zu glauben, die Fortsetzung würde erfolgreicher und besser, wenn man dieselbe Geschichte einfach nach New York City verlagerte.
Also genauso wie hier? Diverse Handlungsstränge gilt es zu verfolgen, viele Perspektivwechsel sorgen für Dynamik. Zwischendurch sind auch immer wieder Aufzeichnungen von Therapie-Sitzungen eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen.
Über das Wiedersehen mit Baxter und Alex Edmunds, ihren Freund und ehemaligen Kollegen, habe ich mich sehr gefreut. Curtis und Rouche sind mir sofort ans Herz gewachsen. Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, wird zwar namentlich genannt, hat diesmal jedoch nur einen Cameo-Auftritt.
Hangman ist ein rasanter und actionreicher Thriller, voller unerwarteter Wendungen, perfekte und spannende Unterhaltung. Nach einem fulminanten Showdown gelingt Daniel Cole ein Cliffhanger der neugierig macht, wie der Autor diese geniale Reihe fortsetzen wird.

Fazit: Atemberaubende Fortsetzung von Ragdoll. Härter, abgründiger, abgedrehter!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Die Eishexe
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„Die Eishexe“ ist bereits der zehnte Band aus der Erica Falck und Patrik Hedström-Reihe, die in Fjällbacka, an der schwedischen Westküste verortet ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in ...


„Die Eishexe“ ist bereits der zehnte Band aus der Erica Falck und Patrik Hedström-Reihe, die in Fjällbacka, an der schwedischen Westküste verortet ist. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Vor dreißig Jahren verschwand die kleine Stella. Damals wurden zwei 13-jährige Teenager verdächtigt, das Mädchen entführt und getötet zu haben. Sie wurden zwar verurteilt, mussten die Haftstrafe aber nicht antreten. Später gab es Zweifel an ihrer Schuld. Helen lebt heute zurückgezogen im Ort. Marie ist inzwischen eine gefeierte Schauspielerin und gerade zu Dreharbeiten in ihre alte Heimat zurückgekehrt.
Eines Tages verschwindet wieder ein kleines Mädchen, die vierjährige Linnea. Fjällbacka ist in Aufruhr: Hat der Täter von damals wieder zugeschlagen? Oder wirkt der gut dreihundert Jahre alte Fluch einer Hexe bis heute? Patrik ermittelt. Währenddessen recherchiert seine Frau Erica für ihr neues Buch in dem alten, nie geklärten Fall.
Camilla Läckberg hat ihren neuen Kriminalroman gekonnt und mit viel Atmosphäre in Szene gesetzt. Auch das Privatleben nimmt wieder einen recht ordentlichen Teil des Romans ein. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Geschickt und wohl dosiert werden in einem weiteren Erzählstrang Passagen aus dem Leben von Elin aus dem 17. Jahrhundert eingestreut.
Gut geschrieben, ohne Frage. Zweihundert Seiten weniger, und der Roman hätte vermutlich gewonnen. Insbesondere den historischen Teil, der mit dem Krimiplot nichts zu tun hat, fand ich langweilig und langatmig. Zudem thematisiert die Autorin Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit - und Mobbing. Damit ist „Die Eishexe“ meines Erachtens überfrachtet.

Fazit: Gut, für mich aber nicht das beste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Schuld und Sühne, Rache und Gerechtigkeit

Die Vergessenen
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Ellen Sandberg ist ein Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Ihre Kriminalromane um den Münchener Kult-Kommissar Konstantin Dühnfort hatte ich mit Begeisterung verschlungen.
„Die Vergessenen“ ist ein spannender ...


Ellen Sandberg ist ein Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Ihre Kriminalromane um den Münchener Kult-Kommissar Konstantin Dühnfort hatte ich mit Begeisterung verschlungen.
„Die Vergessenen“ ist ein spannender Familienroman. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Diverse Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Worum geht es?
München 2013: Manolis Lefteris ist ein Problemlöser - und Auftragskiller. Er soll geheimnisvolle Akten aufspüren, die sich im Besitz der 89-jährigen Kathrin Engesser befinden. Vera Mändler, Kathrins Nichte, ist Journalistin und ebenfalls an den Akten interessiert. Denn ihre Tante war im Dritten Reich als Krankenschwester in einer Heil- und Pflegeanstalt tätig.
Geschickt und wohl dosiert werden Kathrins Erinnerungen an den Sommer 1944 eingestreut. Es geht um ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Auch Manolis kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit. Die Figurenzeichnung ist ausgezeichnet gelungen. Vera und Manolis sind mir sofort ans Herz gewachsen. Sogar Kommissar Dühnfort kommt namentlich vor.
Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gelingt es eindrucksvoll, die Schicksale der vergessenen Opfer der NS-Euthanasie lebendig werden zu lassen. Der Plot gewinnt durch die Verknüpfung lange zurückliegender Ereignisse mit der Gegenwart eine Intensität, der man sich schwer entziehen kann.

Fazit: Ein absolut intensives Leseerlebnis mit Spannung auf hohem Niveau. Ein Highlight!