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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2024

Atmosphärische Langeweile

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
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Das Cover dieses Buches ist wirklich atemberaubend – wahrscheinlich eines der schönsten, das mir je untergekommen ist. Genau das hat mich dazu verleitet, nach der Leseprobe direkt in die Geschichte einzutauchen. ...

Das Cover dieses Buches ist wirklich atemberaubend – wahrscheinlich eines der schönsten, das mir je untergekommen ist. Genau das hat mich dazu verleitet, nach der Leseprobe direkt in die Geschichte einzutauchen. Die Probe selbst war vielversprechend: Von der ersten Seite an war sie voller Action und Spannung, und die zentrale Frage drängte sich auf – warum greift Caroline Mars an?

Doch leider muss ich sagen, dass nach diesem vielversprechenden Einstieg die Handlung für die nächsten 70% des Buches nahezu stillsteht. Es passiert kaum etwas, es gibt viel Atmosphäre, aber wenig Plot. Alles scheint auf dem anfänglichen Prolog zu fußen, der die Erwartungen hochschraubt, aber im Nachhinein keine tiefere Bedeutung entwickelt. Das Thriller-Element, das mich anfangs so gefesselt hat, verblasst zunehmend, weil der Plot so dünn ist.

Gegen Ende wird endlich klar, dass hinter der Gruppe, die sich die “Honeys” nennt, eine Sekte steckt, die dem Motto „Töten für den eigenen Stock“ folgt. Diese Enthüllung wirft jedoch mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Zahlreiche Plotlöcher bleiben am Ende bestehen und vieles wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Besonders enttäuschend war, dass selbst der packende Prolog durch die spätere Aufklärung jegliche Bedeutung verliert.

Am Ende blieb für mich nur die kleine Romanze interessant. Leider konnte der Rest der Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen. Insgesamt ist das Buch eine YA Version von Bunny von Mona Awad.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Zäh

Das mörderische Christmas Puzzle
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Edie, die Weihnachten hasst und Kreuzworträtsel für Zeitungen schreibt, wird nach einem Mord unfreiwillig dazu auserkoren, eine Reihe bevorstehender Morde aufzudecken. Das klingt vielleicht spannender, ...

Edie, die Weihnachten hasst und Kreuzworträtsel für Zeitungen schreibt, wird nach einem Mord unfreiwillig dazu auserkoren, eine Reihe bevorstehender Morde aufzudecken. Das klingt vielleicht spannender, als es tatsächlich ist. Denn ähnlich wie ein Kreuzworträtsel zieht sich die Handlung zäh dahin, mit vielen Wiederholungen und wenig Spannung. Es ist eher eine Beschäftigung für zwischendurch als etwas, das wirklich fesselt.

Edie und ihr Großneffe Sean nehmen die Geschehnisse erstaunlich gelassen hin. Weder scheinen sie Angst zu haben, noch lässt sich bei ihnen echte Besorgnis erkennen. Dabei wären ein bisschen Panik und Mitgefühl durchaus angebracht, um die Situation ernst zu nehmen und den Figuren eine menschliche Note zu verleihen. Doch stattdessen bleibt Edie in ihrer Rolle gefangen: mürrisch und alt (sie macht wirklich sehr viele Anspielungen auf ihr Alter). Sean bleibt genauso flach und blass. Die einzige Figur, die wenigstens noch ein bisschen interessant wirkt, ist RIP, weil RIP eben Menschen tötet. Aber selbst RIPs Motiv und die gesamte Auflösung der Geschichte sind so unlogisch, dass man sich am Ende nur wundert. Neue Informationen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen, führen schließlich zur Lösung des Falls – keine cleveren Hinweise oder Spuren, die man als Leserin selbst hätte mitverfolgen können.

Insgesamt fühlt sich die Geschichte an wie ein Kreuzworträtsel, das man aus Langeweile an einem verregneten Nachmittag löst: eine Beschäftigung, die nicht wirklich packt und die man bald wieder vergisst. Wem Kreuzworträtsel einen richtigen Nervenkitzel bereiten und nachts nicht schlafen lassen, der könnte dieses Buch mögen.

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Veröffentlicht am 22.09.2025

Wenig Gutes

Die 1-Minuten-Strategie gegen mentale Erschöpfung
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Tja, das Design war wirklich mal etwas Neues, der Inhalt dagegen leider nicht. Es geht wieder um die üblichen Verdächtigen: Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Offline-Zeiten, Tagebuch schreiben, Bewegung, Stressabbau. ...

Tja, das Design war wirklich mal etwas Neues, der Inhalt dagegen leider nicht. Es geht wieder um die üblichen Verdächtigen: Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Offline-Zeiten, Tagebuch schreiben, Bewegung, Stressabbau. Einzig das Kapitel zum Thema Bore-out fand ich interessant, weil es für mich neu war und endlich mal ein Aspekt angesprochen wurde, der sonst oft fehlt.

Trotz beworbener 194 Seiten war ich ungefähr einer Stunde durch. Für 17 € ist das, ehrlich gesagt, eine Zumutung.

Die Tipps selbst sind ebenfalls wenig innovativ und oft nicht so „sofort und überall“ umsetzbar, wie versprochen. Statt wirklich kurze, alltagstaugliche Übungen zu finden, gab es die immer gleichen Ratschläge: Benachrichtigungen ausschalten, Energieräuber aufschreiben, Pausen planen, Gefühle aufschreiben, „Nein“ sagen… alles schon zig Mal gelesen. Ich hätte mir ein paar kurzweilige Übungen gewünscht. Etwas schnelles zum Vagusnerv stimulieren, Atemtechniken, Summen, Klopftechniken, Dehnübungen...

Richtig negativ aufgestoßen ist mir dann aber der „Tipp“, kaltes Wasser zu trinken, um den Energieverbrauch des Körpers zu erhöhen. Statt Pasta soll man Zoodles verwenden, um den Wasserhaushalt auffüllen. Das klingt nach #skinnytok und hat in einem Buch über mentale Gesundheit für mich absolut nichts verloren.

Schade, das Thema hätte Potenzial gehabt, aber so bleibt es für mich enttäuschend oberflächlich.

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Belanglos

Es kann so schön sein, das Leben
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Ich hatte irgendwie etwas Sachlicheres und vor allem auch wissenschaftlich Fundierteres erwartet. Stattdessen bekommen wir eine Mischung aus kulturkritischem Kommentar zum deutschen Leben und eine Liste ...

Ich hatte irgendwie etwas Sachlicheres und vor allem auch wissenschaftlich Fundierteres erwartet. Stattdessen bekommen wir eine Mischung aus kulturkritischem Kommentar zum deutschen Leben und eine Liste an Sachen, die im „Dolce Vita“ anders gemacht werden. Das Buch ist vollgepackt mit anekdotischer Evidenz. Dabei erzählt uns der Autor, was wir alles ändern sollen. Wen diese Liste anspricht, dann nur zu:

1. Essen Sie Olivenöl als einzige Fettquelle
2. Trinken Sie jeden Tag ein bis zwei Gläser Wein
3. Flanieren Sie und machen Sie Sport
4. Essen Sie wenn Sie Hunger haben, aber essen Sie auch mit allen zusammen am Tisch
5. Teilen Sie Rechnungen niemals auf
6. Machen Sie nur eine Sache auf einmal
7. Legen Sie Ihr Handy beiseite
8. Verzichten Sie auf Verkehrsmittel, vor allem im Urlaub
9. Gehen Sie oft und vor allem auf Wochenmärkten einkaufen
10. Kochen Sie gemeinsam
11. Lieben Sie. Der Rest kommt von selbst
12. Sprechen Sie mit Gott
13. Arbeiten Sie mit Leidenschaft. Tun Sie das nicht, wechseln Sie Arbeitgeber oder Beruf.
14. Entspannen Sie und Seien Sie nicht zu informiert über das Weltgeschehen
15. Wandern Sie aus, wenn Sie sich sicher sind

Eine sehr vereinfachte Sichtweise auf Kultur und Lebensstil, die sich liest wie ein Lifestyle-Ratgeber für Menschen mit ausreichend Zeit, Geld und Flexibilität, um sich diese Philosophie zu leisten. Insofern würde ich das Buch vor allem liquiden Menschen empfehlen – und eher Männern, denn der Alltag vieler Frauen oder weniger privilegierter Menschen scheint hier wenig bedacht worden zu sein.

Aber vielleicht bin ich auch einfach zu deutsch…

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