Selbstfindungsprozess, einfühlsam, zu Herzen gehend, ein Hoch auf die Unangepasstheit
Es dominiert eine magische Atmosphäre, dennoch handelt sich nicht um ein Fantasy-Werk, sondern um einen New-Adult-Roman, der in der unbarmherzigen Realität spielt, in der - wenn man sich dafür öffnet - ...
Es dominiert eine magische Atmosphäre, dennoch handelt sich nicht um ein Fantasy-Werk, sondern um einen New-Adult-Roman, der in der unbarmherzigen Realität spielt, in der - wenn man sich dafür öffnet - Freundschaft und Liebe dabei helfen können, in sich hineinzuhorchen, für etwas oder jemanden einzustehen, Wunden behutsam heilen zu lassen und über sich hinauszuwachsen.
Das Gedichtszitat gleich zu Beginn versetzt in die richtige Stimmung, es gefällt mir richtig gut, mir kam ein weiteres passendes Zitat in den Sinn: „Hörst du auch die Sterne lachen? Oder gehörst du zu den seltsamen großen Leuten, die gar nichts mehr verstehen?” aus dem ebenfalls wundervoll magischen Buch „Der kleine Prinz: wird erwachsen“.
Hauptfigur Milan, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist seit einem schweren Schicksalsschlag völlig neben der Spur, auch psychologische Hilfe bringt keinen Erfolg. Um sich aus dem katatonischen und zu Selbstverletzungen neigenden Zustand zu befreien, geht er völlig neue Wege. Dass er zunächst selbst als Skeptiker auftritt, verleiht ihm Authentizität und der Handlung einen hohen Realitätsfaktor.
Eine Story mit eindrucksvoll echt wirkenden düsteren Momenten der Einsamkeit, in denen sich Milan seelisch verletzt, unverstanden und ungewürdigt fühlt. Vor allem aber geht es um Selbstfindung, um die Identifizierung eigener Stärken und Prioritäten, um Vertrauen, Mut und Zuversicht, sodass für mich persönlich die aufbauenden Momente hängengeblieben sind.
Die nicht nur sinnbildlichen Seelentiere sind eine tolle Idee und in der Umsetzung absolut herzig.
Ich mochte auch die humorvollen und entlarvenden Textstellen, z. B. „Die Burg war ein Touristenmagnet, immerhin hatte sie eine Folterkammer und einen Biergarten, also genau die richtige Mischung aus Grauen und Geselligkeit, die normale Menschen sich wünschten.“
Ich habe mich selbst dabei erwischt, in den letzten Tagen z. B. bei der Klamottenwahl etwas unangepasster zu agieren. Fühlt sich doch irgendwie befreiend an. Auch wenn ich einige „Vertreter“-Kriterien erfülle, hoffe ich, dass bei mir noch Hoffnung besteht und die Seelentiere mich mögen würden.
Eine dem Storyteller Award absolut würdige Geschichte, anrührend und mit wertvollen Botschaften: Du bist etwas Besonderes. Geh mit offenen Augen durch die Welt. Sei mutig genug, Chancen zu ergreifen, dich auszuprobieren. Lerne aus Fehlern, versuch es weiter. Mach dich stark für die Anliegen und die Menschen, die dir wichtig sind. Tu nicht das, was die Konventionen vorgeben, sondern was dich glücklich macht.