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Veröffentlicht am 07.12.2016

À quoi ça sert l'amour

Rendezvous im Café de Flore
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Inhalt:

Lilli Marlene fährt anlässlich ihres 10. Hochzeitstages mit ihrem Mann nach Paris.
Sie hat vor Jahren dort gelebt und Kunstgeschichte studiert, während ihr Mann Paris nichts abgewinnen kann. Mit ...

Inhalt:

Lilli Marlene fährt anlässlich ihres 10. Hochzeitstages mit ihrem Mann nach Paris.
Sie hat vor Jahren dort gelebt und Kunstgeschichte studiert, während ihr Mann Paris nichts abgewinnen kann. Mit ihrer Ehe steht es nicht zum Besten, auch wenn beide sich anfangs Mühe geben, wieder zueinander zu finden.
Als Lilli Marlene in einem Museum das Bild einer Frau entdeckt, die ihr verblüffend ähnlich sieht, möchte sie mehr herausfinden. Jean Louis hält das für Spinnerei, und die beiden driften immer mehr auseinander.

Meine Meinung:

Dies ist ein wundervolles Buch über die Jugend, Das Erwachsenwerden, das Erwachsensein und die damit verbundene Sehnsucht nach der Unbeschwertheit der Jugend, aber auch über Initiation, sich lösen vom Elternhaus, sich als Frau zu behaupten, über die Liebe -- und über die Résistance in Frankreich.

Es gibt zwei Zeitebenen, sowie zwei Frauen auf der Suche nach ihrer Unabhängigkeit, auch wenn das Lilli Marlene lange nicht klar wird.

Vianne, die Frau auf dem Bild, rennt in jungen Jahren von zuhause weg. Das Leben in einem kleinen Dorf, mit sehr konservativen Eltern, schnürt sie ein.

Sie geht nach Paris, und wir folgen ihr durch alle Höhen und Tiefen die sie im Paris der 30er und Anfang der 40er Jahre durchlebt.

Die Atmosphäre der Stadt ist sehr gut eingefangen, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart. Wer wie ich schon jemals für ein paar Tage am Stück in Paris war, wird es sicher wiedererkennen, jedenfalls ging es mir so, und jetzt habe ich Sehnsucht nach der Stadt, obwohl sich in den fast 30 Jahren, seit ich zuletzt dort war, sicher eine Menge verändert hat. Im Buch erkannte und fand ich das Paris wieder, das ich als junge Frau erlebt und geliebt habe, wenngleich ich immer nur als Touristin dort war und nie dort gelebt habe.

Ich könnte die Atmosphäre dieser Stadt nicht beschreiben, aber der Autorin gelingt dies mühelos.

Natürlich geht es nicht nur um Paris, sondern auch um die Selbstfindung und Selbstverwirklichung zweier Frauen aus sehr verschiedenen Zeitepochen.
Die Geschichte ist sehr berührend, und die historischen Fakten sind erschreckend und erinnern einmal mehr an die furchtbare Zeit des zweiten Weltkrieges.

Lilli Marlenes Geschichte ist traurig und hoffnungsvoll zugleich, zudem sehr überzeugend.

Man kann dem obigen sicher entnehmen, dass ich das Buch geliebt habe, und ich kann es jedem empfehlen, der gerne historische Romane liest, aber nicht von der Aufzählung von Fakten erschlagen werden möchte.

Die Fakten sind untrennbar mit der Geschichte verbunden; man durchlebt Viannes Zeit mit ihr, und erfährt die Fakten so praktisch nebenbei.

Ein absolutes Muss für jeden Parisliebhaber, Fan historischer Romane, und jeden, der einfach gerne gute Literatur liest.

Veröffentlicht am 05.12.2016

Undurchschaubar

DNA
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Inhalt:

In Island werden zwei Frauen brutal ermordet. Alles deutet darauf hin, dass es sich um den selben Täter handelt, aber die Opfer scheinen in keinem Zusammenhang zu stehen.

Die Polizei steht vor ...

Inhalt:

In Island werden zwei Frauen brutal ermordet. Alles deutet darauf hin, dass es sich um den selben Täter handelt, aber die Opfer scheinen in keinem Zusammenhang zu stehen.

Die Polizei steht vor einem Rätsel. Kommissar Huldar muss mit der Psychologin Freyja zusammenarbeiten, die sich um die Tochter eines der Opfer kümmert, die siebenjährige Margrét, die einiges aussagen könnte…

Huldar und Freyja haben nach einer gemeinsam verbrachten Nacht, in der Huldar seine Identität verschwieg, ein angespanntes Verhältnis. Überhaupt hat Huldar ein ziemlich merkwürdiges Verhältnis zu Frauen, und dass dies sein erster großer Fall in eigener Regie ist, hilft auch nicht wirklich.

Meine Meinung:

Nach langer Zeit mal wieder ein Thriller der zu lesen lohnte. Sehr spannend, total unvorhersehbar, dennoch toll aufgelöst.

Dies ist der Beginn einer Serie, und ich könnte mir vorstellen, auch zukünftige Folgen zu lesen.

Der Kommissar macht zwar einen etwas verpeilten Eindruck, war zum Teil auch etwas schnell mit Verdächtigungen und Anschuldigungen dabei, ist absolut kein Überflieger, und auch nicht super sympathisch, wenn man sich seine Frauengeschichten anguckt. Trotzdem scheint er solide zu sein, und sich bessern zu wollen. Na, mal sehen.
Überhaupt sind alle Charaktere gut ausgearbeitet, keiner bleibt blass. Der Schreibstil ist flüssig (zumindest in der Übersetzung), und man kann das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Spannung wird die ganze Zeit über gehalten, obwohl man zwischendurch verzweifeln möchte, weil alles so undurchsichtig ist und man nicht den Schimmer einer Ahnung hat, was die Motivation des Killers ist, und wer wohl sein nächstes Opfer sein wird.
Natürlich gibt es Spuren, aber ich persönlich war bis zum Schluss auf der völlig falschen Fährte, ich wusste jedenfalls nur wer es ganz bestimmt nicht war.
Netterweise erspart uns die Autorin auch blutige Details, obwohl wir die Mordmethoden erfahren. Es bleibt aber dem Leser überlassen, ob er sich das im Detail ausmalen möchte oder nicht.

Absolut lesenswert für alle Thrillerfans.

Veröffentlicht am 19.11.2016

Fantastisches Weltraum Epos

Omni
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Inhalt:

Da das Buch 530 Seiten umfasst, ist es einigermaßen schwierig den Inhalt zusammenzufassen, zumal unter der Prämisse, keine Spoiler zu schreiben.

Kurz gesagt: während Vinzent Forrester und seine ...

Inhalt:

Da das Buch 530 Seiten umfasst, ist es einigermaßen schwierig den Inhalt zusammenzufassen, zumal unter der Prämisse, keine Spoiler zu schreiben.

Kurz gesagt: während Vinzent Forrester und seine Tochter Zinnober im Auftrag der mächtigen 'Agentur' versuchen, ein lange Zeit verschollenes Artefakt an sich zu bringen, hat Aurelius, ein Vertreter Omnis, das selbe Ziel, nur, dass er das Artefakt nicht zu seinen Zwecken ausnutzen, sondern seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen will. Natürlich sind diverse Organisationen hinter dem Artefakt her, heißt es doch, wer das Artefakt beherrscht, beherrscht die Welt -- aber ist dem wirklich so? Eine atemberaubende Jagd beginnt. Wer wird der Sieger sein, und wie hoch ist der Preis?



Meine Meinung:

Konnte der Autor mich vor gut einem Jahr schon mit seinem preisgekrönten Roman Das Schiff überzeugen, hat er mit Omni noch was draufgelegt. Omni ist ein richtiges Weltraumabenteuer, mit Krawumm, einer tollen Welt, und einer Menge sehr gut durchdachter Ideen -- auf gut Neudeutsch: es ist voll der Burner.

Wir treffen zuerst auf Aurelius, einen 10000 Jahre alten Menschen, der im Dienste Omnis steht.

Omni ist eine Supermacht die im Grunde handeln kann, wie sie will, da ihre Überlegenheit von allen im Universum anerkannt wird. Vermutlich liegt das daran, dass sie technisch extrem hoch entwickelt sind, und den Eindruck erwecken, als seien sie omniscient, omniferous und omnipotent. Ob der Name dieser Superzivilisationen deswegen ausgewählt wurde weiß ich nicht, ich vergaß zu fragen, aber der Autor wählt alle Namen mit Bedacht, darum liegt es für mich nahe.

Dann sind da noch Vinzent und Zinnober, ein Vater-Tochter-Duo, die auf der Schattenseite stehen. Vinz ist ein abgehalfterter Agent mit einer zwielichtigen Vergangenheit, seine Tochter Zinnober ein eigenwilliger Teenager der sich nichts gefallen lässt. Es gibt noch weitere Spieler, aber ich möchte nicht zu viel verraten. Vinzent und Zinnober werden von Cassandra unterstützt, der KI (künstlichen Intelligenz) ihres Raumschiffes.

In Omni wird das gesamte Spektrum abgedeckt, das man aus der Science Fiktion kennt: tolle Technologien, atemberaubende Planeten, faszinierende Rassen mit zum Teil furchterregenden Eigenschaften; Verfolgungsjagden, Kämpfe, Kulturen und Bräuche, und hinter all dem eine Philosophie, Gedankenspiele, Ethik- und Moralvorstellungen. Die Verknüpfung all dieser Elemente ist super gelungen, zum Teil liest sich das Buch wie ein Agententhriller, dann wieder gibt es leise Töne die einen nachdenklich machen. Die Frage nach dem Wahrheitsgehalt des Sprichwortes: Nomen est Omen drängt sich auf, und es lohnt sich, die Bedeutung einiger Namen nachzuschlagen.

Nehmen wir nur mal den Namen Aurelius: ist er der aus Gold gemachte, oder ist er angelehnt an Marc Aurel bzw. Marcus Aurelius, den römischen Kaiser und Philosophen, der der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa war? Wenn man weiß, dass unser Wort 'stoisch' direkt von Stoa abgeleitet ist, ist der Zusammenhang eindeutig -- oder doch nicht?

Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen. Es ist spannend genug dass man es in einem Rutsch durchlesen könnte -- wäre da nicht der Umfang von 530 Seiten. Es gibt aber so viele wichtige Details und Ideen, dass man sich Zeit nehmen sollte.

Ich hatte das Glück, das Buch in einer Autoren-begleiteten Leserunde lesen und diskutieren zu dürfen, wovon mein Verständnis des Buches sehr profitiert hat. Da jeder eine andere Wahrnehmung hat, und man aufgrund der Fülle der Informationen natürlich nicht jede Nuance gleich gewichtet, ist der Austausch mit MitleserInnen ein großes Plus. Aber auch wer allein liest wird nicht enttäuscht werden, es ist auf jeden Fall für alle Geschmäcker was dabei und mehr.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Abschließend möchte ich mich beim Piper Verlag bedanken, der mir zu meiner großen Überraschung und Freude ungefragt ein Rezensionsexemplar zuschickte, bei Leserunden für die Organisation und Durchführung dieser ausführlichen Leserunde, und natürlich beim Autor, der uns geduldig durch die Leserunde begleitete und das Buch mit uns diskutierte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Großartiger Auftakt

Das Salz der Erde
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Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es hat mir sehr gut gefallen. Man wird sofort in das Buch hineingesogen, und man mag es nur ungern wieder verlassen.
Die historische Recherche ...

Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es hat mir sehr gut gefallen. Man wird sofort in das Buch hineingesogen, und man mag es nur ungern wieder verlassen.
Die historische Recherche ist sehr gut, man erhält eine Fülle von Informationen der Epoche, in der die Geschichte angesiedelt ist. Die Sprache ist lebendig und bildhaft, die Charaktere wissen zu überzeugen. Ein Buch das Lust auf die Fortsetzungen macht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom Schicksal der Sepharden in Israel

Die Schönheitskönigin von Jerusalem
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Inhalt:

Es geht um die Frauen der sephardischen Familie Emoza im zerissenen und umkämpften Jerusalem. Merkada eröffnet den Reigen, und ihre Großenkelin Gabriela beschließt ihn. Die Schicksale der Frauen ...

Inhalt:

Es geht um die Frauen der sephardischen Familie Emoza im zerissenen und umkämpften Jerusalem. Merkada eröffnet den Reigen, und ihre Großenkelin Gabriela beschließt ihn. Die Schicksale der Frauen ähneln sich irgendwie, denn keine findet Liebe und Erfüllung in ihrer Ehe. Ein Fluch scheint auf den Ehen der Frauen zu liegen. Wird es Gabriela gelingen, diesen Bann zu brechen?

Meine Meinung:

Im Zuge einer Postleserunde bekam ich ein kostenloses Rezensionsexemplar dieses wundervollen Romans.

Die Geschichte fängt mit Gabrielas nüchterner und mitleidloser Beschreibung der Krankheit und des Todes ihrer Mutter Luna an. Nach und nach erfahren wir die Lebensgeschichte Lunas, ihrer Mutter Rosa, und deren Schwiegermutter Merkada (obwohl wir von Letzterer am wenigsten erfahren).

Merkada entpuppt sich als mitleidlose Intrigantin, die nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihre Schwiegertochter ins Unglück stürzt, was zur Folge hat, dass auch deren Tochter Luna unglücklich ist, und auch ihre Enkelin Gabriela ficht einen Kampf mit ihrer Mutter aus.

Der Kampf und die Hoffnungslosigkeit der Frauen wird reflektiert im Kampf Israels um seine Unabhängigkeit.

So wie das Land und die Leute in ständige Kämpfe, Anschläge, Verfolgungen und Verleumdungen verstrickt ist, sind es die jeweiligen Frauen der Familie Ermoza, wobei es ihren Ehemännern nicht unbedingt viel besser ergeht, denn auch sie sind Opfer der äußeren Umstände und Traditionen.

Die Zerrissenheit und Hoffnungslosigkeit kommen gut herüber, vermutlich, weil sie jeweils gespiegelt sind. Letztendlich kann man die äußeren und inneren Kämpfe nicht voneinander trennen.

Vom Klappentext ausgehend hatte ich eigentlich ein Buch mit Lokalkolorit erwartet: über das Delikatessengeschäft, den Markt, Gebräuche und Traditionen. All dies wird bedient, aber es ist immer überschattet von Krieg und Tod, und von daher ist es keine leichte Sommerlektüre, die man mal so nebenbei lesen kann.

Es ist ein großartiges Buch das zum Nachdenken anregt und dabei etwas von der wechselvollen Geschichte des neuen Staates Israel vermittelt.

Es zeigt außerdem, dass es neben den Ultra-Orthodoxen noch diverse andere jüdische Glaubensrichtungen gibt, wie zum Beispiel die Sepharden, oder die Aschkenasen, schließlich sind die Juden überall auf der Welt vertrieben worden, aber sie alle hatten ihre speziellen Gebräuche, und eine Vermischung wurde abgelehnt, was sehr schön zeigt, dass die Leute nicht miteinander auskommen, selbst wenn sie die selbe Religion haben, und dass Vorurteile überall einem friedlichen und glücklichen Miteinander im Weg stehen.

Eine lohnenswerte Lektüre für die man sich Zeit nehmen sollte.