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Veröffentlicht am 28.12.2017

Über das "Ganz" werden

Was uns ganz macht
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Morgan ist siebzehn Jahre alt und eigentlich ist sie ein sehr selbständiger Mensch, auch wenn sie ein Aussenseiter ist, steht sie doch rein äußerlich fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Doch Morgan ...

Morgan ist siebzehn Jahre alt und eigentlich ist sie ein sehr selbständiger Mensch, auch wenn sie ein Aussenseiter ist, steht sie doch rein äußerlich fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Doch Morgan hat ein Geheimnis, denn sie kam nicht makellos zur Welt, stattdessen wurde sie mit einem einzigartigen Gendefekt geboren, den man aber auf dem ersten Blick nicht wahrnimmt und der sie doch immer wieder dazu zwingt, sich in ärztlicher Überwachung zu begeben. Doch dann an einem gewöhnlichen Abend in einem Club fasst sie all ihren Mut zusammen und zeigt der Öffentlichkeit ihre Unvollkommenheit. Von heute auf morgen steht sie plötzlich im Mittelpunkt, vor allem im Internet wird ihr Makel heiß diskutiert. Dadurch wird auch eine weitere Ärztin mit einem ganz besonderen Patienten auf Morgan aufmerksam. Howie, so heißt der Patient, scheint mit dem entgegegesetzten Makel geboren und ihr perfektes Gegenstück zu sein. Doch ob die Beiden wirklich so perfekt zueinander passen?
Meine Meinung:
Bei diesem Buch macht das recht schlicht gehaltene Cover sehr neugierig, aber vor allem schon der Titel zeigt, dass es hier um ein besonderes Thema geht. Kendra Fortmeyer schreibt eine Geschichte über zwei ungewöhnliche Jugendliche, die ganz eindeutig anders sind, als andere. Mit viel Gefühl, aber auch mit einer flotten und jugendlichen Sprache verpackt die Autorin ihre Geschichte, so dass sie auch für den jugendlichen Leser ansprechend wirkt. Doch auch als Erwachsener wird man hier von der Geschichte angezogen, denn sie spiegelt hervorragend wieder, wie die Öffentlichkeit auf Andersartigkeit reagiert. All das fängt die Autorin gekonnt ein und schafft dadurch eine Atmosphäre, die so einigen Jugendlichen, auch ohne Gendefekt, bekannt vorkommen dürfte.
Die Geschicht ist recht glaubwürdig erzählt, wobei ich zugeben muss, dass ich doch so einige Momente voausahnen konnte. Wirklich gestört hat mich das beim Lesen nicht, sorgte aber an dem ein oder anderen Punkt für ein paar Längen.
In der Geschichte geht es um Morgan, die mit einer genetisch bedingten Anomalie zur Welt kam und die sie einzigartig macht. Trotz ärztlicher Überwachung und diversen Versuchen ihr zu helfen, scheint doch niemand eine Lösung zu haben. Worum es da geht, wird hier schon sehr schnell aufgeklärt, aber das ist es auch nicht, was diese Geschichte zu etwas besonderem macht. Es ist eher der Moment, in dem Morgan beginnt zu sich selbst zu finden und der Weg dorthin, denn dieser ist nicht immer leicht. Schnell spiegelt sich in abfälligen Kommentaren ein typisches Bild der Menschen wider, doch es gibt auch Personen, die zu Morgan stehen und ihr Verhalten nicht nur billigen, sondern für gut halten. Nach und nach finden sich immer mehr Personen mit makel und auch wenn diese anders sind, als die Morgans, scheint es doch so, als gäbe es nicht nur "Normalos".
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive durch die Protagonistin Morgan. Dadurch lernt man sie sehr intensiv kennen. Ich muss hier allerdings zugeben, dass sie mir nicht immer durchweg sympathisch war und ich eine gewisse Distanz über weite Strecken zu ihr halten konnte. ich könnte mir aber auch vorstellen, dass genau das auch so gewollt war, denn mit Morgans Entwicklung im Laufe des Geschehens kann man sich als Leser doch immer mehr in sie hineinversetzen.
Morgan ist also eine Mischung aus typischer Teenie mit eigenem Kopf und Mädchen, das man für ihren Mut bewundern kann. Sie wächst im Laufe der Geschichte immer mehr an sich selbst, wobei auch Howie und dessen Familie hier einen wichtigen Wendepunkt gibt.
Howie mochte ich recht gerne und er ist ein sympathischer Charakter, den ich mir gut vorstellen konnte. Aber auch Morgans Freundin, mit der sie zusammenlebt, fand ich hier eine sehr wichtige Persönlichkeit, die ebenfalls mit Einfluss auf Morgans Entwicklung nimmt. Morgans Mutter war mir lange Zeit unsympathisch, erst als sie gegen Ende über ihre eigenen Beweggründe spricht, konnte ich in sie hineindenken.
Mein Fazit:
Ein gut umgesetztes Buch über ein sehr schwieriges Thema, bei dem die Autorin mit viel Gefühl eine Geschichte über einen besonderen Menschen erzählt. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, allerdings war sie für mich hier und da etwas zu vorhersehbar. Morgan war mir nicht immer sympathisch, doch ihre Entwicklung konnte mich durchaus überzeugen. Sie ist nicht so zerbrechlich, wie man annehmen könnte, bzw. lässt dies nach aussen nicht so wirken und genau das fand ich recht glaubwürdig. Ein Buch, das perfekt für Jugendliche ist, die lernen müssen, an sich selbst zu glauben, aber auch zu vertrauen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Für den erwachsenen Jugendbuchleser eine gut umgesetzte Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Ein Liebesbrief mit Geheimnis

Der verbotene Liebesbrief
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Bei der Beerdigung des Schauspielers Sir James Harrison lernt die junge Journalistin Joanna Haslam eine alte Dame kennen. Da es der Dame, die sich Rose nennt, übel geworden ist, kann Jo es nicht übers ...

Bei der Beerdigung des Schauspielers Sir James Harrison lernt die junge Journalistin Joanna Haslam eine alte Dame kennen. Da es der Dame, die sich Rose nennt, übel geworden ist, kann Jo es nicht übers Herz bringen, sie allein zu lassen. So verzeichtet sie auf ihren Zeitungsbericht und begleitet die ältere Dame stattdessen nach Hause. Doch dort angekommen ist Jo eher verwirrt, denn die Dame haust in einer Wohnung, die mit alten Teekisten zugestellt ist. Kurze Zeit später erhält Jo von Rose eine Nachricht und einen alten Liebesbrief und in der Nachricht bittet sie Jo um absolutes Stillschweigen über den Brief, denn sie würde sich sonst in Lebensgefahr begeben. Doch Jo ist nicht umsonst Journalistin und ihre Neugier wird jetzt erst recht angefacht. Sie ignoriert Roses Warnung und beginnt zu forschen, doch dabei gerät sie in einen Strudel voller Geheimnisse und Intrigen.
Meine Meinung:
Für viele ist Lucinda Riley ja eine der ganz besonderen Autorinnen, doch ich muss zugeben, dass dieses Buch erst mein zweites aus ihrer Feder war. Doch dieses Mal konnte die Autorin mich durchaus mit ihrer Geschichte fesseln und mitreißen und das ist bei einem Buch von 700 Seiten durchaus eine Kunst. Der Schreibstil ist sehr gefühlvoll, hat auf jeden Fall die richtige Mischung, um den Leser am Ball, bzw. in diesem Fall am Buch zu halten und neugierig zu machen. Es lässt sich auf jeden Fall leicht und gut verständlich lesen und bietet dem Leser auch so einiges an Möglichkeiten, mit um das Geheimnis zu rätseln.
Tatsächlich schafft Lucinda Riley es ganz gut, auf die gesamte Länge des Buches die Spannung aufrecht zu halten. Langeweile kommt hier nicht auf, denn Riley legt immer nur kleine Spuren an Geheimnissen und wenn mal etwas gelöst wird, steht man gleich vor neuen Fragen. Hier kommt so einiges zusammen und man muss durchaus konzentriert bleiben, um auch wirklich alle Zusammenhänge mitzubekommen. Dabei ist es aber zum Glück so gut geschrieben, dass man hier das Gefühl hat, einem Flm beizuwohnen, ausführlich, aber nicht zu detailreich, beschreibt sie Ereignisse und Personen und so nach und nach bekommt der Leser ein großes Gesambild präsentiert.
Wenn man nur den Klappentext liest, so hat man zunächst das Gefühl, dass es hier hauptsächlich um die Recherchen der Journalistin Joanna Haslam, genannt Jo, geht. Doch neben ihr gibt es doch einige Nebencharaktere, die für die Geschichte und deren Entwicklung wichtig sind. Dementsprechend wechselt Riley immer wieder die Perspektiven zwischen einigen Charakteren, auch wenn die Geschichte durch einen personellen Erzähler in dritter Person geschrieben ist.
Jo ist hier die Protagonistin, mit der der Leser gemeinsam beginnt, die Fäden in Richtung Vergangenheit aufzulösen. Erzählt wird hier aber komplett in der Gegenwart, die im Jahr 1995 spielt. Vergangenes erfahren wir eher durch gedankliche Rückblicke, nicht durch Sprünge in der Zeit. Neben Jo lernen wir noch die Enkel des Schauspielers James Harrison kennen, zum einen Zoe, eine aufstrebende, junge Schauspielerin, die ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumträgt, zum anderen Marcus, der charmant und charismatisch erscheint, aber eher ein Lebemann ist. Aber auch Jos bester Freund Simon wird immer mal wieder ins Zentrum des Geschehens gerückt. Somit hat man hier einen guten Überblick, allerdings dauert es doch so einige Zeit, bis auch der Durchblick kommt.
Die Charaktere haben mir gut gefallen, da sie durchaus facettenreich sind und Ecken und Kanten haben. Gerade Jo als Protagonistin konnte mich mit ihrer Darstellung hier überzeugen. Auch sonst passten die Handlungen der Einzelnen hier gut in die Geschichte und waren, bis auf ganz kleine Momente, nachvollziehbar.
Das Ende der Geschichte konnte mich dann nicht ganz überzeugen und hatte etwas von einem drittklassigen Krimi, doch das ist ja eigentlich auch immer eine Geschmackssache.
Mein Fazit:
Alles in allem konnte mich Lucinda Riley über die vielen Seiten ihrer Geschichte gut unterhalten und fesseln. Das Buch ist leicht und spannend geschrieben und bietet genügend bildliche Details, so dass ich hier ein deutliches Kopfkino beim Lesen hatte. Die Charaktere haben mir gut gefallen und brachten Abwechslung in die Geschichte. Die Geschichte selber steckte voller Geheimnisse und Rätsel und ließ mich mitraten, was damals wirklich geschah. Ein Buch, das ich gerne empfehle.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Stiller, aber eindringlicher Roman

The Child
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Als bei Abrissarbeiten das Skelett eines Babys gefunden wird, wird diesem zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Skelett wurde schon vor langer Zeit dort vergraben. Lediglich eine kleine, ...

Als bei Abrissarbeiten das Skelett eines Babys gefunden wird, wird diesem zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Skelett wurde schon vor langer Zeit dort vergraben. Lediglich eine kleine, unscheinbare Nachricht in der Zeitung erzählt davon und doch löst diese Meldung bei drei Frauen etwas aus. Die Reporterin Kate hat sich fest vorgenommen, die Geschichte des Babys zu erzählen und begibt sich auf Spurensuche. Angela wurde vor vierzig Jahren ihr Baby Alice einen Tag nach der Geburt aus dem Krankenhauszimmer entführt. Hat sie Alice wiedergefunden? Und dann ist da noch Emma, die in dieser Gegend aufwuchs und seit Jahren ein furchtbares Geheimnis mit sich herumträgt.
Meine Meinung:
Das Cover des Buches macht hier sehr neugierig und auch der wenig preisgebende Klappentext tut hier das Übrige dazu. Tatsächlich ist die Story aber ganz anders erzählt, als ich gedacht habe, auch wenn der Einstieg dank eines klaren und flüssigen Schreibstils recht leicht fällt. Doch auch gerade dadurch konnte ich auch ein wenig Abstand zu dem doch erschreckenden Inhalt der Geschichte wahren, denn Fiona Barton hält hier durch die unterschiedlichen Perspektiven die Emotionen eher zurück, als dass diese den Leser überschwemmen, auch wenn die einzelnen Charaktere durchaus die zu ihnen passenden Gefühle in mir hervorrufen konnten.
Die Autorin hält die Geschichte in einem konstanten Erzähltempo, legt aber hier ganz deutlich den Fokus auf ihre Charaktere und lässt jeden Einzelnen dadurch klar und deutlich vor dem Leser erscheinen. Insgesamt erhalten wir hier vier unterschiedliche Perspektiven von vier Frauen.
Da wäre zum einen Kate, die Reporterin, die durch einen Artikel in der konkurrierenden Zeitung auf den Fund der Babyleiche aufmerksam wird. Doch da das Skelett schon seit ewigen Zeiten dort zu liegen scheint, scheint es auch niemanden so tief zu berühren. Niemanden bis auf Kate, die mit ihren Nachforschungen beginnt und tatsächlich auf eine Story aus längst vergangenen Tagen stösst. Dann hätten wir Angela, deren Baby vor vielen Jahren aus dem Krankenhauszimmer entführt wurde und von dem bis heute jede Spur fehlt. In ihr erwachen neue Hoffnungen auf Klarheit. Emma wuchs in der Gegend auf, in der das Skelett gefunden wurde. Heute arbeitet sie als Lektorin und ist mit ihrem Uniprofessor verheiratet, doch damals war alles anders und sie leidet nach wie vor unter Angststörungen. Die letzte der vier Frauen ist Jude, Emmas Mutter und eine Person, die nur an sich denkt. Aus diesen vier Perspektiven kann der Leser das Geschehen verfolgen. Während Emmas Part in der Ich-Form erzählt wird, berichtet ein Erzähler in der dritten Person von den anderen Dreien.
Die Geschichte an für sich ist eher ruhig, dafür aber sehr eindringlich erzählt. Sehr detailliert bekommt man hier die einzelnen Charaktere und deren Erlebnisse geschildert. Direkt langatmig fand ich es nicht, weil durchaus immer etwas geschieht, doch wer viel Action mag, ist hier nicht unbedingt richtig. Dabei legt Fiona Barton durchaus immer wieder "falsche Fährten", gibt Raum zum Miträtseln und bringt immer wieder Überraschungen mit ins Geschehen und auch durch die kurzen Kapitel mit wechselnden Perspektiven sorgt sie für ein gewisses Tempo, zu dass man hier durchaus in den Sog der Story gerät. Aber dieser Sog geht eindeutig durch die Charaktere hervor und das, was da wirklich Geschehen ist.
Die Charaktere sind wirklich intensiv beschrieben und doch hatte ich einen gewissen Abstand. Wobei ich durchaus für die einzelnen Personen auch die passenden Emotionen spüren konnte. So hatte ich Mitgefühl mit Angela, Mitleid mit Emma, war neugierig mit Kate und Jude rief starke Abneigung hervor. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und glaubwürdig und lassen den Leser über das Erzählte intensiv nachdenken.
Mein Fazit:
Eine Geschichte, deren Inhalt mich berühren und mit dem mich die Autorin sehr gut fesseln konnte. Die unterschiedlichen Charaktere und deren Entwicklungen waren sehr gut dargestellt und wirkten glaubwürdig. Mit dem Plot konnte die Autorin mich stellenweise überraschen, auch wenn ich bei einer Sache recht früh das richtige Gespür hatte. Alles in allem aber ein sehr intensiver Roman, eher schon ein Drama, mit vielen Wendungen und Überraschungen für den Leser, einzig die teilweise sehr detailliert beschriebenen Ereignisse ließen es hier und da etwas langatmig, aber nicht langweilig wirken. Lesenswert!

Veröffentlicht am 09.12.2017

Wohlfühlroman

Rette mich, wer kann
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Jette ist achtunddreißig, Radiomoderatorin in einer Late Night Show, in der sie an einer Hotline Menschen berät. Als sie von einer Frau angerufen wird, die ihr berichtet, dass sie eine Beziehung zu einem ...

Jette ist achtunddreißig, Radiomoderatorin in einer Late Night Show, in der sie an einer Hotline Menschen berät. Als sie von einer Frau angerufen wird, die ihr berichtet, dass sie eine Beziehung zu einem Mann hegt, der bereits eine Familie hat und sogar schwanger ist, rät sie ihr, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen. Doch dann verrät die Frau ihr etwas, das Jette aus allen Wolken fallen lässt: dieser Mann ist nämlich ihrer und der Vater ihrer beiden Töchter. Vor den Trümmern ihres Lebens erfährt sie von einem neuartigen Wohnprojekt: es gibt ein Hotel, in dem frisch getrennte für maximal 12 Wochen Unterschlupf finden. Jette zieht in das Hotel und lernt dort einige Leidensgenossen kennen. Um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, hat Jette einen Plan: Selbstoptimierung. Während die anderen Hotelbewohner ihr helfen wollen, ist Nick, der ihr den Tipp mit dem Hotel erst gab, eher skeptisch. Ist der Weg zum Glück wirklich die Selbstoptimierung?
Meine Meinung:
Allein dieses Cover, der Igel auf dem Luftballon, ließ mich schmunzeln, als ich den ersten Blick darauf warf und anch dem Beenden des Romans muss ich sagen: es passt so herrlich zur Situation, in der sich Protagonistin Jette zu Beginn des Buches befindet. Auch der Einstieg in den Roman fiel mir sehr leicht, denn Jule Maiwalds Schreibstil ist sehr leicht und locker, man fliegt nur so durch die Seiten und fühlt sich gleich wohl in der Geschichte. Was wohl auch zum Teil daran liegt, dass diese Geschichte, wenn auch ein wenig überzogen, einfach so mitten aus dem Leben gegriffen scheint. Als Frau kann man sich hier durchaus mit Jette identifizieren und an manch einer Stelle kann man sich auch mal wiedererkennen. Die Geschicht ist auf jeden Fall ein rundum Wohlfühlbuch, das zu heiteren Lesestunden bei diesem Schmuddelwetter zum einkuscheln auf dem Sofa verführt.
Gleich zu Beginn erleben wir mit, wie Jette mit einem Knall auf den kalten Boden der Tatsachen geworfen wird. Dieser Telefonanruf ihrer Nebenbuhlerin war einfach nur herrlich und man ahnt schon, wohin dieses Gespräch führen wird und würde Jette gerne warnen und dann - ist es zu spät. Ich hatte hier schnell Mitleid, als Jette in aller Öffentlichkeit vom Fremdgehen ihres Mannes erfährt und ab da fühlte ich so richtig mit ihr mit. Man begleitet nun Jette dabei, wie sie am Boden ankommt, aber auch wie sie sich durch Selbstoptimierung wieder versucht hinauszumanövrieren. Ob dies allerdings wirklich der richtige Weg ist? Mit vielen heiteren Momenten, die mich auflachen oder in mich hineinschmunzeln ließen, beschreibt Jule Maiwald die Veränderung Jettes und letzten Endes muss ich wohl zugeben: sind wir nicht alle ein bisschen wie Jette?
In der Ich-Form erzählt die Protagonistin Jette von ihrem Leben, dabei kann man mit ihr lachen, sich ärgern, mit ihr hoffen, träumen und einfach leben. Jule Maiwald bringt Jette dem Leser nah und macht sie lebendig.
Jette ist mir gleich von der ersten Seite an sehr sympathisch, sie steht mitten im Leben, Mann, Haus, zwei Kinder, Job und dann ist plötzlich alles anders. Sie ist eine tolle Persönlichkeit, die mir gleich von Anfang an sehr sympathisch erschien und auch wenn ich sie manchmal gerne geschüttelt hätte, so kann ich sie mir doch auch irgendwie als Freundin vorstellen.
Aber auch die Nebencharaktere sind hier gut dargestellt und man hat schnell ein lebendiges Bild vor Augen, wie es in diesem Hotel ist und wie die Menschen, die hier für eine Weile leben, so sind.
Mein Fazit:
Wunderbar unterhaltsam, aber auch sehr einfühlsam beschreibt die Autorin hier das Leben von Jette und wie sie in Angriff nimmt, sich selbst zu optimieren. Ob wirklich alles nach Plan läuft? Hm, Leben kann man wohl nur selten planen. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und war für mich eine schöne, leichte Lektüre für zwischendurch, die trotz des Humors auch ernst sein konnte und dadurch auch nicht oberflächlich wirkte. Toller Frauenroman zum Wohlfühlen!

Veröffentlicht am 22.11.2017

Schöne Geschichte mit toller Kulisse

Die Rückkehr der Wale
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Auf der kleinen Hebriden Insel vor den schottischen Küsten lebt Kayla mit ihrem Mann Dalziel. Doch glücklich ist sie schon lange nicht mehr, denn mit Dalziel gibt es immer wieder Streit, vor allem seit ...

Auf der kleinen Hebriden Insel vor den schottischen Küsten lebt Kayla mit ihrem Mann Dalziel. Doch glücklich ist sie schon lange nicht mehr, denn mit Dalziel gibt es immer wieder Streit, vor allem seit Dalziels Sohn aus erster Ehe beschlossen hat, sein Glück auf dem Festland zu suchen. Dafür gibt er Kayla die Schuld und die Streitereien werden teils so heftig, dass Kayla regelrecht Angst vor ihrem Mann hat. Doch dann taucht Brannan auf, der geheimnisvolle Fremde, der schnell für allerlei Gerüchte auf der Insel sorgt. Aber nicht nur das, er sieht auch noch sehr gut aus, teilt Kaylas Liebe zur Musik und ist höflich und zuvorkommend. Kayla fühlt sich immer mehr zu ihm hingezogen, doch was ist mit Dalziel, immerhin hat sie ihn damals geheiratet, weil sie ihn liebt.
Meine Meinung:
Dieses Cover ist so wunderschön und lädt nicht nur dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen, sondern man könnte es ständig betrachten und träumen. Auch die Geschichte an für sich ist zum Träumen, nicht nur die wunderschöne, rauhe, aber auch idyllische Kulisse Schottlands, sondern auch die wirklich gelungen eingesetzten, mythischen Geschichten laden den Leser geradewegs dazu ein. Dabei schreibt die Autorin Isabel Morland mit sehr viel Gefühl, ihre Sprache ist sehr weich und voller Bilder, so dass die gesamte Umgebung, in der der Roman spielt, vor dem inneren Auge lebendig wird. Sie versetzt den Leser geradewegs auf die kleine Insel mit ihren vielen, äußerst interessanten Persönlichkeiten.
Genau darin liegt auch die Stärke dieses Romans, denn hier geht es nicht um eine actionreiche Story oder hohes Tempo, vielmehr wird hier die Landschaft beschrieben, man lernt nicht nur die Protagonistin Kayla kennen, sondern auch all ihre Freunde, Bekannte und Verwandte und so nach und nach fühlt man sich richtig wohl auf der Insel, fast so, als wäre man schon einmal dort gewesen.
Was mich sehr fasziniert hat, sind die Geschichten innerhalb der Geschichten, denn Isabel Morland baut immer wieder Mythen, die rund um die Hebriden Insel existieren, mit in ihre Geschicht ein. So lässt sie Geschichten über Selkiefrauen lebendig werden, aber auch unheimliche Geschichten über Leuchtturmwärter, die für immer spurlos verschwanden. All das macht dieses Buch zu etwas warmherzigen, lebendigen, mit dem man sich sehr wohlfühlt. Neben all diesen Personen und Mythen gibt es dann auch noch ein wenig was fürs Herz, dass das Gesamtbild einmal mehr abrundet.
Die Geschichte wird durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt. Dieser lässt uns regelrecht am Geschchen teilhaben und sorgt dafür, dass man in die passende Stimmung zur jeweiligen Situation gerät.
Die Personen in der Geschichte sind sehr zahlreich, man hat den Eindruck, eine Menge Bewohner persönlich kennengelernt zu haben. Doch im Mittelpunkt steht Kayla, aus deren Perspektive wir das Geschehen verfolgen können. Kayla hat mir sehr gut gefallen, sie ist eine Frau Mitte dreißig und man kann hier sehr gut nachvollziehen, in welcher Zwickmühle sie sich befindet. Sie steckt voller Selbstzweifel, dabei ist sie ein sehr warmherziger, liebevoller Charakter. Ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte war glaubwürdig und nachvollziehbar und ich konnte sie sehr gut verstehen. Das Leben mit Dalziel ist alles andere als leicht und genau das bringt die Autorin sehr gut rüber, ich habe mich sehr oft über diesen Mann geärgert, der für alles, was bei ihm schief lief im Leben, die Schuld bei anderen, vor allem bei Kayla sucht. Brannan im Gegensatz dazu wirkt interessant, sehr warmherzig und man kann hier gut verstehen, warum man ihn kennenlernen möchte. Die Interaktionen zwischen diesen Personen, aber auch mit weiteren Einwohnern der Insel sind gelungen dargestellt und lebendig.
Neben diesen drei zuvor genannten Charakteren gibt es zahlreiche Nebencharaktere, die einmal mehr für die Lebendigkeit der Insel und das Geschehen darauf sorgen. Sie haben viele Ecken und Kanten, sind facettenreich und individuell und man sieht sie förmlich vor sich, wie sie dort auf der kleinen Insel ihr Leben führen.
Mein Fazit:
Ein sehr stimmungsvoller Roman, der mich schnell auf die Hebrideninsel versetzen konnte. Man erfährt von Mythen und Legenden rund um die Inseln und fühlt sich heimisch, vor allem dank der vielen lebendigen Charaktere. Mit gefühlvollem Schreibstil und bildreicher Sprache bietet das Buch gute Unterhaltung. Wer allerdings viel Action und Spannung in einem Buch bevorzugt, könnte hier enttäuscht sein. Schottlandliebhaber, die lebendige und facettenreiche Charaktere mögen, liegen hier aber genau richtig. Lest einfach mal in eine Leseprobe und schaut, ob diese wunderschöne Geschichte etwas für euch sein könnte.