Eine Frau des 20. Jahrhunderts
Die MalerinAuch wenn sie bereits im 19. Jahrhundert geboren wurde und heranwuchs - alle signifikanten Ereignisse im Leben der Malerin Gabriele Münter fielen definitiv in das darauffolgende, das so tragische 20. Jahrhundert.
Tragisch ...
Auch wenn sie bereits im 19. Jahrhundert geboren wurde und heranwuchs - alle signifikanten Ereignisse im Leben der Malerin Gabriele Münter fielen definitiv in das darauffolgende, das so tragische 20. Jahrhundert.
Tragisch war auch das Leben der Künstlerin - nicht nur, aber auch, weil sie als Frau (noch) nicht die Rolle einnehmen konnte, die ihr Zustand. In den ersten Jahren ihres eigenen künstlerischen Schaffens stand sie klar im Schatten von Kandinskys, der ihr Lehrer und bald auch ihr Geliebter war - jahrelang hielt er sie hin, was die von ihr ersehnte Heirat anging, um dann zum Ende des Ersten Weltkrieges den Kontakt komplett abzubrechen. Erst Jahre später erfuhr Gabriele Münter, dass er damals bereits anderweitig verheiratet war.
Die folgenden, zunächst tragischen, dann zurückgezogenen Jahre der Gabriele Münter waren weniger spektakulär, doch ebenfalls interessant - und eben ein wichtiger Teil ihres Lebens.
Die Autorin Mary Basson fühlt sich aus meiner Sicht gut sowohl in das Leben der Künstlerin als auch in ihr Umfeld sowie in die gesamte Epoche (bzw. die Epochen), die den Rahmen bildet ein - im Gegensatz zu einigen anderen Bänden der "Künstlerreihe" aus dem Aufbau-Verlag wird hier den Künstlern ein Charakter verliehen, also Gewicht gegeben. Gabriele Münter, über die ich schon vorher einiges wusste, ist mir ein wenig näher gerückt - ich habe Lust darauf bekommen, mehr über sie zu recherchieren, ebenso über die Menschen um sie herum.
Kein sensationelles Buch, eher ein leiseres, in dem die Leidenschaft Münters in Bezug auf Kandinsky sehr herausgestellt wird - ob es wirklich so war? Da es ein Roman ist, in dem die Autorin alle Freiheiten hat und sie definitiv auch nutzt, kann sie es sich erlauben. Dafür ist die Lektüre auch spannender als die vieler Biographien und wird sicher auch Lesern Spaß machen, die vor einem Sachbuch zurückschrecken würden. Dennoch hätte ihm eine Zeittafel, ein Namensverzeichnis mit Erläuterungen zu den Personen aus meiner Sicht gut angestanden.