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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2025

Ein vielschichtiger Horrorroman

Orakel
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Inhalt: Auf einem Blumenfeld zwischen Katwijk und Noordwijk erscheint das Wrack der jahrhundertealten „Orakel“. Wie sie dort hingekommen ist: ein Rätsel, das kaum gelöst werden kann. Denn: Wer durch die ...

Inhalt: Auf einem Blumenfeld zwischen Katwijk und Noordwijk erscheint das Wrack der jahrhundertealten „Orakel“. Wie sie dort hingekommen ist: ein Rätsel, das kaum gelöst werden kann. Denn: Wer durch die Luke des Schiffs steigt, verschwindet spurlos. Daher versucht der niederländische das Auftauchen der „Orakel“ zu verschleiern. Doch bald wird klar: Die Auswirkungen des Auftauchens der „Orakel“ sind schwer kleinzuhalten…

Persönliche Meinung: „Orakel“ ist ein Horrorroman von des niederländischen Schriftstellers Thomas Olde Heuvelt. Erzählt wird die Handlung aus einer Vielzahl von Perspektiven: Menschen, die eher zufällig auf die „Orakel“ treffen, kommen ebenso zu Wort wie Geheimdienstmitarbeiter. Ankerperspektiven sind dabei Robert Grim, ein Ermittler für Übernatürliches, der das Geheimnis der „Orakel“ lüften möchte, sowie Luca, ein 13-jähriger Junge, der die „Orakel“ entdeckt. Die Handlung, die sich über 650 Seiten erstreckt, ist sehr vielfältig und voll mit Überraschungen, sodass ich hier nur zwei Wegmarken festhalten möchte: Einen Schwerpunkt bildet Mystery/Horror: Vieles – insbesondere um die „Orakel“ – ist rätselhaft und unerklärlich; mehrfach finden sich handfeste Horrorszenen mit besonderen Wesen, die Thomas Olde Heuvelt sehr stark beschreibt. Daneben bildet ein Coming of Age-Plot einen weiteren Schwerpunkt. Luca muss aus bestimmten Gründen innerhalb kurzer Zeit erwachsen werden, wobei mir hier besonders die Darstellung der ersten Liebe gefallen hat. Auch das Setting der Handlung fand ich klasse: Oft sind Horrorromane ja in den USA angesiedelt. Dies ist hier anders, was ich sehr erfrischend fand: Der Roman spielt quasi vor der Haustür und die niederländischen Küstenorte sowie die Nordsee werden anschaulich beschrieben. Insgesamt ist „Orakel“ ein wendungsreicher, anschaulich geschriebener Horrorroman mit interessanten Figuren sowie Handlungsorten.

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Veröffentlicht am 01.04.2025

Eine schön erzählte Coming of Age-Novelle

Zweier ohne
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Inhalt: Seit Ludwig neu in die Klasse von Johann gewechselt ist, sind die beiden beste Freunde. Beide lieben den Rudersport – doch mehrfach müssen sie hinter den rudernden Zwillingen aus Potsdam den zweiten ...

Inhalt: Seit Ludwig neu in die Klasse von Johann gewechselt ist, sind die beiden beste Freunde. Beide lieben den Rudersport – doch mehrfach müssen sie hinter den rudernden Zwillingen aus Potsdam den zweiten Platz im Zweier ohne hinnehmen. Daher fassen sie einen Entschluss. Sie stimmen ihr Leben aufeinander ab, überlegen, was sie wie viel essen, treffen sich häufig, teilen alle Geheimnisse, um selbst im Gleichklang zu existieren – und letztlich wie Zwillinge zu sein.

Persönliche Meinung: „Zweier ohne“ ist eine Coming of Age-Novelle von Dirk Kurbjuweit. Erzählt wird die Handlung aus der retrospektiven Ich-Perspektive des erwachsenen Johann. Dieser zeichnet Stationen seiner Freundschaft mit Ludwig nach, wobei mehrere Coming of Age-Elemente bedient werden: die erste Liebe (körperlich wie seelisch), die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen sowie die Abgrenzung von den Eltern. Eine Besonderheit der Geschichte ist Ludwig: Er ist extremer als Johann, zieht die Zwillingsidee intensiver durch und besitzt einen Hang zum Morbiden (Das Haus, in dem Ludwig wohnt, liegt an einer Brücke, an der sich Fälle von Suizid häufen. Mehrfach findet Ludwig Leichen im Garten und untersucht diese). Dadurch umweht die Figur Ludwig eine rätselhafte Aura, die bis zuletzt nicht völlig aufgelöst wird (was eine große Stärke der Novelle ist). Eine zweite Besonderheit ist der Erzählstil der Novelle. Einerseits wird nostalgisch und wehmütig erzählt; zugleich hat die Erzählung einen lyrischen Ton. Insgesamt ist „Zweier ohne“ eine spannende, schön erzählte Coming of Age-Novelle.

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Veröffentlicht am 01.04.2025

Eine schöne Liebeserzählung für zwischendurch

Honigkuchen
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„Honigkuchen“ ist eine Erzählung von Haruki Murakami. Sie wird von einem allwissenden Erzähler erzählt und dreht sich um die drei Freunde Junpei, Sayoko und Takatsuki, die sich während des Studiums kennengelernt ...

„Honigkuchen“ ist eine Erzählung von Haruki Murakami. Sie wird von einem allwissenden Erzähler erzählt und dreht sich um die drei Freunde Junpei, Sayoko und Takatsuki, die sich während des Studiums kennengelernt haben. Da die Erzählung vergleichsweise kurz ist, möchte ich inhaltlich nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Es handelt sich im Kern um eine Liebesgeschichte. Insbesondere Junpei, ein mäßig erfolgreicher Schriftsteller, ist mit seinen Sorgen, Hoffnungen und Ängsten eine dreidimensional gezeichnete Figur. Die Erzählung insgesamt besticht durch ihren feinen, klaren und ruhigen Ton. Sehr gelungen sind auch die Illustrationen von Kat Menschik, die den Text ergänzen: Diese sind in einem Pop Art-Stil gehalten und zum Einrahmen schön. Insgesamt ist „Honigkuchen“ eine einfühlsame Liebeserzählung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 01.04.2025

Ein historischer Krimi mit Fokus auf dem Historischen

Die Nordseefalle
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Inhalt: Theodor Storm hat einen neuen Mandanten: den Tagelöhner Hinrich Dahl. Dieser wird beschuldigt, nach einer durchzechten Nacht einen Fremden erstochen zu haben. Brisant: Der Fremde war Däne, wodurch ...

Inhalt: Theodor Storm hat einen neuen Mandanten: den Tagelöhner Hinrich Dahl. Dieser wird beschuldigt, nach einer durchzechten Nacht einen Fremden erstochen zu haben. Brisant: Der Fremde war Däne, wodurch die Husumer Justiz nur bedingt agieren kann. Storm, der von der Unschuld seines Mandanten überzeugt ist, reist daher kurzerhand auf die Insel Föhr, wo gerade der dänische Hofstaat residiert…

Persönliche Meinung: „Die Nordseefalle“ ist ein historischer Krimi, der in Husum und Umgebung spielt. Es handelt sich um den vierten Storm-Krimi (da die Fälle in sich geschlossen sind, lassen sich die einzelnen Teile auch unabhängig voneinander lesen). Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Peter Söt, dem Schreiber von Theodor Storm. Storm und Söt bilden hier ein Ermittlergespann à la Holmes und Watson. Eine große Stärke des Romans ist seine historische Akkuratesse: Der historische Hintergrund sowie die Lebenslagen der Protagonisten sind stimmig und basieren – wie das Nachwort aufzeigt – auf detailreicher Recherche; die beiden Handlungsorte Husum und Föhr werden ebenfalls schön in das historische Setting eingebunden und insgesamt atmosphärisch dicht beschrieben. Der Schreibstil ist ingesamt klar und besitzt eine passende, leicht altertümliche Patina. Allerdings: Vor diesem wirklich brillanten Historischen blieb für mich die Krimihandlung zu blass. Storm und Söt ermitteln kaum, stolpern eher über Leichen und die prinzipiell spannende Lösung des Falls konnte ihr eigentliches Potential für mich nicht völlig entfalten. Insgesamt ist „Die Nordseefalle“ daher eher eine Lektüre für Liebhabende des Historischen als des Kriminellen – die Reihe insgesamt möchte ich dennoch jedem ans Herz legen, da sie durch den Ermittlern Theodor Storm wirklich einmalig ist!

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Veröffentlicht am 30.03.2025

Stärker als der Vorgänger

Die Tochter des Serienkillers
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Inhalt: Jenny lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf in Devon. Was keiner weiß: Jenny ist nicht ihr richtiger Name. Diesen legte sie ab, um ihrer manipulativen Mutter und ihrem ...

Inhalt: Jenny lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Dorf in Devon. Was keiner weiß: Jenny ist nicht ihr richtiger Name. Diesen legte sie ab, um ihrer manipulativen Mutter und ihrem Vater, der als Serienmörder überführt worden ist, zu entkommen. Doch: Die Vergangenheit hängt Jenny immer noch nach. Mehrfach hat sie Blackouts, bei denen sie das Haus verlässt. Als plötzlich die ehemalige Geliebte ihres Mannes entführt wird, gerät Jenny in Panik: Ist sie Täterin wider Willen? Hat sich das sog. Serienmörder-Gen ihres Vaters weitervererbt?

Persönliche Meinung: „Die Tochter des Serienkillers“ ist ein psychologischer Thriller von Alice Hunter. Der Band gehört zur „Familie des Serienkillers“-Reihe, allerdings lassen sich die bisher erschienen Bände unabhängig voneinander lesen; beide behandeln eine eigene Geschichte. Erzählt wird der Thriller hauptsächlich aus den Ich-Perspektiven von Jenny und Mark (Jennys Ehemann); zwischendurch finden sich außerdem Gespräche zwischen einer namenlosen Person und Jennys Vater. Insbesondere die Perspektiven von Jenny und Mark besitzen eine psychologische Tiefenschärfe: Beide nähern sich permanent dem Gedanken an, dass Jenny die Entführerin sein könnte, wobei sie gleichzeitig ihre Beziehung hinterfragen. Zu Beginn der Lektüre erinnert der Thriller sehr stark an den Vorgänger „Die Frau des Serienkillers“, in dem die Täterfigur bereits in den ersten 50 Seiten identifiziert worden ist (wodurch die Handlung recht unspektakulär dahinplätscherte). Daher hatte ich die Sorge, „Die Tochter des Serienkillers“ würde einem ähnlichen Muster folgen. Dies war allerdings unbegründet: Ohne zu viel verraten zu wollen, ist der Fall, der in „Die Tochter des Serienkillers“ behandelt wird, vertrackter, wendungsreicher und insgesamt komplexer als in dem Vorgänger – weshalb mir auch der vorliegende Thriller um Einiges besser gefallen hat. Der Schreibstil von Alice Hunter ist anschaulich und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Die Tochter des Serienkillers“ ein spannender, psychologischer Thriller.

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