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Veröffentlicht am 29.12.2017

Für mich definitiv ein Highlight!

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Zitate:
"Die Welt um mich herum explodierte. Ich flog durch die Luft. Dunkelheit umfing mich und Stille. Endlose Stille." Seite 15
"Ich wollte weitergehen, konnte aber meine Füße nicht bewegen. Ich war ...

Zitate:
"Die Welt um mich herum explodierte. Ich flog durch die Luft. Dunkelheit umfing mich und Stille. Endlose Stille." Seite 15
"Ich wollte weitergehen, konnte aber meine Füße nicht bewegen. Ich war wie gelähmt. Zeus´ Lächeln blieb unverändert freundlich." Seite 287

Charakter:

Jess ist ein ruhiges, introvertiertes Mädchen. Mit ihrem Selbstbewusstsein ist es nicht allzuweit her und auch Fettnäpfchen, die sich ihr auftun, nimmt sie gerne mal mit. Seit bei ihr zuhause der Haussegen schiefhängt, kümmert sie sich meistens um ihre kleine Schwester Phoebe –was sie selbstverständlich gerne tut-, wodurch sie jedoch selbst leider des Öfteren zu kurz kommt...


Meinung:

Jess ist froh, ihrem Leben für eine Weile entfliehen zu können. Denn seit ihr Vater die Familie vor 2 Jahren verlassen hat, verfällt ihre Mutter immer mehr dem Alkohol.
Aber wäre sie das noch immer gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass sie auf dem Weg ins Sommercamp beinahe sterben wird? Und dass sich dort Götter tummeln, von denen einer -Prometheus- auf der Suche nach Sterblichkeit ist? Ihr habt recht, vermutlich eher nicht... Vor allem dann nicht, wenn sie hätte ahnen können, dass Prometheus VERDAMMT gut aussieht und ihre Nahtoderfahrung nicht die letzte gefährliche Situation sein wird, in der sie sich wiederfindet…
Aber auch für Prometheus steht viel auf dem Spiel, denn bereits seit Jahrhunderten versucht er Sterblichkeit zu erlangen. Obwohl... Für seine Götterkollegen scheint es sehr wohl ein Spiel zu sein, sie schließen sogar Wetten über dessen Gelingen ab :)

Ok, ich glaube, dass ich mich zu allererst als riesiger Fan der griechischen Mythologie outen muss! War ich schon immer, werde ich immer sein :)
Dementsprechend habe ich die Göttlich-Reihe schon geliebt und musste dieses Schätzchen natürlich UNBEDINGT lesen, da führte kein Weg dran vorbei ;)

Besonders toll finde ich, dass Marah Woolf definitiv nicht mit Details und Komponenten aus der Sagenwelt geizt. Es werden einige Themen daraus aufgegriffen und so stößt man immer wieder auf neue „alte Bekannte“. Hierbei verknüpft sie geschickt bestehende Geschichten mit -nach eigenem Gusto- abgeänderten Elementen, die nicht nur spannend zu lesen sind, sondern mich auch das ein oder andere Mal Schmunzeln ließen. Oder könnt ihr euch Hera (mein besonderes Highlight) als liebevolle Ehefrau und aufopferungsvolle Mutter vorstellen?? Nein?
Ich vor diesem Buch auch nicht, aber das Ergebnis hat mich echt überzeugt!
Die Transformation antiker Götter, Titanen usw. in die heutige Zeit tut dann noch sein Übriges, um eine humorvolle und gelungene Geschichte zu erschaffen.
Natürlich darf in solch einem Konstrukt auch die Spannung nicht fehlen und ich muss zugeben, dass sie definitiv nicht zu kurz kam! Die Gefahren und Geheimnisse, denen Jess im Laufe der Story begegnet sind vielfältig und vor allem fesselnd. Wobei sie für mich durchgehend gut konstruiert wirkten, ohne konstruiert zu wirken ;)

Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus Jess´ Sicht, was mich als Leser zwar gut mit ihr verbindet, aber ihr geringes Selbstbewusstsein ist manchmal echt hart! Da kommt schon mal die ein oder andere Szene, in der ich den Personen um mich herum gewaltig etwas gehustet hätte!! Gestört hat mich das zwar nicht, aber ich hoffe für sie, dass sich das in den nächsten Bänden etwas gibt.
Wobei… eigentlich rechne ich sogar ein bisschen damit, denn die Situationen, denen sie im Verlauf der Geschichte ausgesetzt ist, gibt ein etwas wachsendes Selbstvertrauen definitiv her. Aber lest selbst ;)

Für mich war „Liebe mich nicht“ definitiv ein Highlight! Ich kann kaum erwarten zu erfahren, wie es mit Jess und Konsorten in „Hasse mich nicht“ weitergeht!

Veröffentlicht am 29.12.2017

weit entfernt von dem bislang Bekannten, aber ein klares Highlight ;)

Ein bisschen wie Unendlichkeit
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Zitate:
"Der Sommer hat gerade erst begonnen, aber es fühlt sich an wie ein Ende, nicht wie ein Anfang." Seite 13

"Ich warte und warte, aber niemand kommt, um mich zu finden. Ein Jahr lang habe ich mich ...

Zitate:
"Der Sommer hat gerade erst begonnen, aber es fühlt sich an wie ein Ende, nicht wie ein Anfang." Seite 13

"Ich warte und warte, aber niemand kommt, um mich zu finden. Ein Jahr lang habe ich mich klein und immer kleiner gemacht, so dass ich inzwischen kaum noch existiere." Seite 65

Meinung:

Die 17-jährige Gottie musste in ihrem Leben schon so einiges verkraften. Den Tod ihrer Mutter am Tage ihrer Geburt, den Verlust ihres besten Freundes Thomas -der vor 5 Jahren mit seinen Eltern nach Kanada ging- und den relativ unschönen Verlust ihrer ersten großen Liebe Jason.
Als dann ihr Großvater Grey im letzten September noch starb, war sie all dem nicht mehr gewachsen. Seitdem kapselt sie sich ab, bleibt meist allein und trauert. Von der lebensfrohen Gottie ist nahezu nichts mehr übrig. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und interessiert sich mehr für Mathematik und Physik als Freunde und Partys.
Doch ihr Leben stellt sich erneut auf den Kopf, als Thomas im Sommer aus Kanada zurückkommt. Ausgerechnet Thomas, der seit seinem Weggang nie geschrieben oder angerufen hat und ihr damit das Herz brach.
Zusätzlich muss sie sich mit Blackouts herumschlagen, die sie überall und jederzeit zu übermannen drohen. Schlimm genug, dass sie währenddessen Tage ihrer Vergangenheit neu erleben muss, aber sie verliert auch Zeit! Jedes Mal, wenn sie aus einem Blackout erwacht, ist Zeit vergangen, von der sie nicht weiß, was währenddessen passiert ist. Wird sie langsam verrückt, hat sie Halluzinationen oder handelt es sich doch um schwarze Löcher??? Schnell wird klar, dass sie herausfinden muss, was mit ihr nicht stimmt...

Die Geschichte um Gottie ist geprägt von Verlust und Trauer, was eine sehr melancholische Grundstimmung entstehen lässt. Durch den bildhaften Schreibstil leiden wir Leser mit ihr und können ihren Schmerz sehr gut nachvollziehen.
Es dauerte nicht sehr lange, bis ich komplett in die Geschichte eingetaucht war, mich über jeden kleinen Lichtblick in ihrem einsamen Dasein gefreut und gehofft habe, dass sie bald einen Weg zurück ins Leben findet! Natürlich habe ich da erst einmal alle Hoffnungen auf Thomas gesetzt, aber ganz so leicht macht es uns die Autorin dann doch nicht ;) Ihr dürft gespannt sein!

Was man definitiv erwähnen sollte, ist Gotties ausgeprägter Hang zur Mathematik, theoretischen Physik und allem, was damit zusammenhängt. Wurmlöcher, schwarze Löcher, Quantensprünge, Raumzeit... Ein großer Anteil der Geschichte dreht sich um solche Themen, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Ich mag diese theoretischen Gedankengänge im Sinne von "was-wäre-wenn" sehr gerne, ein gutes Beispiel hierfür ist Schrödingers Katze, die natürlich in der Geschichte auch erwähnt wird. Wer diese Theorie nicht kennt, sollte sie unbedingt mal nachlesen ;) Aber wer jetzt denkt "oh nein, damit kenne ich mich doch aber gar nicht aus", MACHT NIX! Um dem Geschehen zu folgen, die Thematik zu verstehen und Spaß an der Story zu haben, sind keine Kenntnisse vonnöten ;)

Für mich war "Ein bisschen wie Unendlichkeit" ein klares Highlight mit einem zugegebenermaßen bekannten Grundthema und dennoch weit entfernt von dem Bekannten!
Die Idee dahinter finde ich einfach nur brillant und die Umsetzung ist mehr als gelungen.
Gotties Geschichte ist irgendwie von Allem etwas: verwirrend, mysteriös, theoretisch, verträumt, abgehoben und dennoch voller Wärme und Wiedererkennung! Denn wer von uns fühlte sich nicht schon einmal allein in seiner Trauer?
Eine klare Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 29.12.2017

Spannend, fantasievoll, unerwartet!

Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen
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Zitate:

"Ich hatte einen Fae ermordet. Das war mein Verbrechen." Seite 57
"Das Untier ließ sich in den Sessel fallen, dass der hölzerne Rahmen ächzte. Und dann, mit einem gleißenden Aufblitzen, verwandelte ...

Zitate:

"Ich hatte einen Fae ermordet. Das war mein Verbrechen." Seite 57
"Das Untier ließ sich in den Sessel fallen, dass der hölzerne Rahmen ächzte. Und dann, mit einem gleißenden Aufblitzen, verwandelte es sich in einen Mann mit goldblondem Haar." Seite 65
"Der Leib unter dem dünnen Gewand war ein Albtraum aus Knochen und Adern, trocken und verdorrt und genauso entsetzlich anzuschauen wie sein Gesicht." Seite 155

Meinung:

Eine unbedachte Handlung und in Feyres Leben ist nichts mehr wie vorher. Sie muss ihr Dasein von nun an in Prythian –dem Reich der Fae- fristen.
Dem grauenvollsten und bösartigsten Volk, dass die Menschheit je gesehen hat. Angeblich machen die Fae sich einen Spaß daraus Menschen zu quälen. Einzig ein 500 Jahre alter Vertrag schützt sie vor ihnen.
Aber wird Feyre es dort -sollte sie überleben- wirklich schlechter gehen, als in der verarmten Hütte, in der ihre Familie lebt? Ein Leben voller Hunger, Einsamkeit und alleingelassen von ihrem Vater und ihren Schwestern? Wertschätzung erfährt sie von ihnen für ihre Versuche, sie alle am Leben zu erhalten jedenfalls nicht…
Ich möchte natürlich nicht zu viel verraten! Nur soweit: ihr Leben in Prythian als anders als erwartet zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung ;)

Hach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber ich kann klar sagen, dass „Das Reich der sieben Höfe“ für mich ein absolutes Highlight und Mustread ist!
Ok, fangen wir mit dem einzigen Aspekt an, der in mir auch eine kleine negative Empfindung hervorgerufen hat… Wir sind von Anfang an relativ dicht an Feyre dran, da wir die Geschichte aus ihrer Perspektive erleben. Das Bild, dass sie um sie herum zum Leben erweckt, ist sehr gelungen und fesselnd. Feyra ist ein dickköpfiger Charakter, der früh lernen musste, sich auf die wichtigen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Sie weiß, dass Überleben wichtiger ist als Emotionen oder Spaß und dementsprechend hart und abgeklärt handelt sie auch. Sie ist bodenständig, rational und sagt, was sie denkt. Theoretisch sehr gute Eigenschaften, aber gerade zu Beginn des Buches waren des Öfteren Situationen, in denen ein etwas überlegteres Handeln ihr viele Vorteile gebracht hätten. Im Laufe der Geschichte erweist sich dieser Charakterzug jedoch als Stärke, das hat mich den -für mich unüberlegten- Trotz zu Beginn schnell verschmerzen lassen ;)

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist ein meinen Augen ebenfalls absolut gelungen. Nicht nur die Landschaften, Gebäude und die Natur sind unheimlich fantasievoll, auch die Kreaturen, sowie die magischen Elemente sind absolut fesselnd und überwältigend!
Der Schreibstil von Sarah Maas passt perfekt dazu -mal gefühlvoll (ja, da hat mich auch schonmal ein Tränchen überrollt), mal taff und durchgehend spannend! Hilfreich hierfür ist die Tatsache, dass fast alle Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger enden, pausieren des Lesens war mir fast nicht möglich :D Sehr gelungen fand ich auch, dass das Thema Vorurteile und Propaganda mit angeschnitten werden, was perfekt in die Geschichte passt.

So, damit wären wir eigentlich bei meinem Lieblingsdetail angekommen. Jeder kennt das. Ihr lest ein Buch oder schaut einen Film und dann kommt eine dieser Situationen, in denen man GENAU weiß, was als nächstes kommt. Nehmen wir dafür den Klassiker: eine Frau umarmt zum Beispiel einen alten Freund und genau in diesem Moment kommt ihre große Liebe zur Tür herein… Das sind die Momente, in denen ich mich oftmals genervt abwenden muss, weil diese Themen einfach zu abgedroschen, ja ausgelutscht sind…
Ähnliche Situationen gibt es wohl in jeder Geschichte und wird es auch immer geben. Tja, denkste! Ein ums andere Mal hat mich die Autorin damit überrascht, dass ich dachte, ich wisse genau, was jetzt komme, aber Pustekuchen! Ich wurde geradezu verwöhnt mit Situationen, die gänzlich anders verlaufen, als es im Großteil der meisten Geschichten der Fall gewesen wäre! Ganz ehrlich, ich fand das absolut genial und erfrischend, ich bin quasi ganz hin und weg!

Für mich war „Das Reich der sieben Höfe“ ein absolutes Highlight! Spannend, fantasievoll, unerwartet! Ich kann Band 2 kaum erwarten!!

Veröffentlicht am 29.12.2017

einfach nur brillant!

Salz für die See
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Zitate:
"Der Gestank nach Erschöpfung, versagenden Blasen, vor allem aber nach Angst war schlimmer als der Mief in einem Schweinestall." Seite 33
"Sie nichte, aber ich war überzeugt, dass sie nicht verstand. ...

Zitate:
"Der Gestank nach Erschöpfung, versagenden Blasen, vor allem aber nach Angst war schlimmer als der Mief in einem Schweinestall." Seite 33
"Sie nichte, aber ich war überzeugt, dass sie nicht verstand. In ihrem Strickhandschuh wirkte die Pistole riesig." Seite 62
"Sie hatten die Evakuierung angeordnet. Der Staat hatte einen Befehl erteilt, der schon vor Monaten hätte ergehen müssen. Lauft um euer Leben." Seite 108

Meinung:

Puhh, ehrlich gesagt war ich lange unschlüssig, was ich in dieser Rezension schreiben soll, denn ich weiß nicht, ob meine Worte diesem Buch auch nur ansatzweise gerecht werden können! Aber ich versuche es einfach mal…

Die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges. In deren Verlauf begleiten wir vier Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Joana, 21, ist in Litauen geboren. Sie bestreitet ihre Flucht in einer Gruppe, für die sie durch ihre medizinischen Kenntnisse ein wahrer Segen ist. Aber auch ohne dieses Können, würde jeder von ihr profitieren, denn sie ist herzensgut, hilfsbereit und fürsorglich.
Florian, ein Preuße, ist in einer ganz eigenen Mission unterwegs, so könnten sowohl die Deutschen als auch die Sowjets ihm gefährlich werden. Er ist selbstbewusst, gewieft und ein Einzelgänger. Aber obwohl er versucht für sich zu bleiben –mit seinem Vertrauen in andere Menschen ist es nicht allzuweit her-, rettet er Emilia aus einer sehr brenzligen Situation.
Alfred ist ein siebzehnjähriger deutscher Soldat, ein Nazi erster Güte -zumindest auf den ersten Blick-. Auf den zweiten, ist er eher ein Großmaul und Angsthase
Emilia ist 15 Jahre alt. Sie ist nicht nur hochschwanger, sondern als Polin von beiden Kriegsparteien geächtet. Sie ist schüchtern und logischerweise ängstlich

Joanas, Florians und Emilias Wege kreuzen sich während der Verfolgung ihres Zieles, das Land mithilfe der geplanten Seeevakuierung zu verlassen, wo sie -falls sie es bis dahin schaffen sollten- auf Alfred treffen würden...
Was dazwischen geschieht und ob sie ihr Ziel erreichen, müsst ihr leider selbst lesen, ich kann nur sagen: Es lohnt sich!

Trotz des schweren Themas hat Ruta Sepetys es geschafft ein Buch zu schreiben, dass mich von der ersten Sekunde an voll in seinen Bann ziehen konnte!
Dies ist mehreren Details geschuldet, die ich absolut gelungen fand.
Da wäre zum Einen der Schreibstil. Es herrschen fast durchgehend kurze Sätze in kleinen Kapiteln, was einen angenehmen Lesefluss, aber auch enorme Neugierde auf das Kommende auslöst. Die Kapitel sind in der Regel ca. 1,5 Seiten lang und in der Ich-Perspektive der aktuellen Person verfasst, was nicht nur dazu animiert, Kapitel um Kapitel zu verschlingen, sondern auch die Protagonisten zum Leben erweckt und authentisch macht. Wir Leser erleben alles hautnah -ihre Sorgen, Ängste, aber auch ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit-, was bei mir nicht selten ein beklemmendes Gefühl hinterließ. Gänsehaut garantiert!
Zum Anderen ist die von der Autorin geschaffene Stimmung schlichtweg brillant! Wir lesen sowohl über geschichtliche als auch menschliche Komponenten, was den Reiz für mich nur noch verstärkt hat! Die vorherrschenden Ungerechtigkeiten, Hunger, Armut und Krankheit lassen die kleinen Dinge -Vertrauen, ein kleines Lächeln oder gar Liebe-, wie ein kleines Licht in einer dunklen, gefährlichen und menschenunwürdigen Welt erscheinen. Natürlich immer mit dem Wissen, dass Krieg alles kostet!

So, da wären wir nun... An dem Punkt, an dem ich eigentlich schreiben würde, dass "Salz für die See" ein "schönes" Buch ist. Dennoch sträubt sich alles mir, dieses Wort in einem solchen Kontext zu verwenden...
Ein Buch mit einem Hitler/Stalin-Hintergrund, unbeschönigten menschlichen Abgründen, einer Menge Trauer und Verlust kann eigentlich nicht "schön" sein, oder?
Fakt ist jedoch, dass es eines der besten und beeindruckendsten Bücher ist, die ich bislang lesen durfte und die darin enthaltene Tiefgründigkeit noch eine Weile in mir nachhallen wird!
Also sucht euch, wenn ihr mögt, einfach ein Adjektiv aus, das eurer Meinung nach angemessen erscheint ;)

Veröffentlicht am 29.12.2017

Anders als erwartet, aber überaus lesenswert!

Touch - Dein Leben gehört mir
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Zitate:
"Natürlich. Harte Burschen erwachen in Handschellen an unbekannten Orten, erschießen Frauen in Bahnhöfen, werden von einem fremden Bewusstsein in Besitz genommen und quer durch halb Europa expediert, ...

Zitate:
"Natürlich. Harte Burschen erwachen in Handschellen an unbekannten Orten, erschießen Frauen in Bahnhöfen, werden von einem fremden Bewusstsein in Besitz genommen und quer durch halb Europa expediert, aber sie zucken nicht mit der Wimper." Seite 80
"Meine Augen brannten. Ich drehte den Kopf zur Seite und hoffte, dass er nicht sah, dass ich weinte." Seite 154

Meinung:

„Kepler“ -ich bleibe jetzt einfach auch mal bei diesem Namen- ist ein Geistwesen. Getötet vor vielen, vielen Jahren, sprang er, in der Sekunde seines Todes, durch Berührung seines Mörders in dessen Körper. Seitdem kann er beliebig die Hüllen wechseln - einzige Voraussetzung ist Hautkontakt. ,
Im Laufe der Zeit hat er sich entschieden als „Makler“ tätig zu werden und so den anderen Geistwesen quasi ihre Wunschkörper zu vermitteln.
Er selbst „mietet“ sich ab und an auch mal längerfristig ein, natürlich nicht, ohne dem betroffenen Menschen ein Angebot abzugeben, dass nur die wenigsten ablehnen. Sei es Geld, ein Entzug oder eine Operation. Solche Dinge machen ihm nichts aus und er legt allzeit großen Wert darauf, die Hüllen pfleglich zu behandeln. Er will nicht, dass die Wirte ihre Hülle beschädigt vorfinden, wenn deren Bewusstsein wieder erwacht.
Doch auch wenn es auf den ersten Blick nett klingt, einfach in jeden Körper einziehen zu können der einen anspricht, finden sich doch viele Nachteile.
Der größte davon ist, dass es immer wieder Menschen gibt, die versuchen, alle Geister zu vernichten. Und genau hier setzt die Geschichte auch an.
Ein Auftragsmörder versucht Kepler zu töten. Jedoch dieses Mal nicht nur ihn, sondern auch seine Wirtin, die bei dem Angriff tatsächlich stirbt! Wer hat es auf ihn abgesehen und WARUM musste auch Josephine sterben??

Wir begleiten Kepler auf seiner Suche nach den Hintergründen und der Wahrheit. Hierbei durchleben wir Exkursionen in Keplers früherem Leben, welche uns den Charakter kennenlernen und vor allem ans Herz wachsen lassen! Ich bin immer noch hin und weg von diesem tollen Protagonisten, der zwar auch mal egoistisch sein kann -wobei dies eigentlich nur seinem Überleben dient-, aber gleichzeitig gutherzig und voller Emotionen ist. Das macht ihn sehr authentisch und seine trockene, sarkastische Art, runden das Bild perfekt ab!
Nicht selten musste ich wegen seinem Humor schmunzeln oder hatte Mitleid mit ihm! Denn sein bisheriges Leben wird in allen Facetten geschildert. So merken wir auch schnell, dass er ein einsames Leben führt, immer achtsam, immer ein Stück weit auf der Flucht vor denen, die ihn vernichten wollen...

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist durchgehend eingängig und einfallsreich, gehalten in weitestgehend kurzen Kapiteln aus Keplers Perspektive. So erleben wir die emotionale Komponente quasi aus erster Hand.
Aber auch das Setting kommt nicht zu kurz! Da Kepler nun mal schon ein paar Jahre älter ist als die meisten von uns, hat er auf seiner Reise durch die vielen Städte natürlich aus früheren Besuchen viel dazu zu erzählen ;)

Das einzige Manko, das ich für mich entdecken konnte, ist die Klassifizierung der Geschichte. Bis zur Hälfte des Buches tat ich mir etwas schwer, sie als „Thriller“ zu sehen, dafür ist das Augenmerk auf Keplers Wesen, Vorgeschichte und das Drumherum etwas zu ausgeprägt.
Bitte versteht mich nicht falsch, dieser Teil hat mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt -dafür ist seine Geschichte viel zu interessant-, aber für einen Thriller war mir einfach zuviel nebenher.
Im zweiten Teil jedoch, geht es dann ziemlich rund, um sich in einem wirklich gelungenen Showdown zu entladen.

Für mich war „Touch“ eine wirklich tolle und vor allem originelle Grundidee, weit entfernt von dem, was man normalerweise so in die Finger bekommt!
Interessant, spannend, fesselnd und definitiv lesenswert!