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Veröffentlicht am 30.12.2017

Die jungen Männer und das Meer

Jenseits der Untiefen
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In Tasmanien spielt dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die drei Brüder Joe, Miles und Harry stehen. Mutterlos wachsen sie heran, geprägt vom Meer, an dessen Küste sie ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht ...

In Tasmanien spielt dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die drei Brüder Joe, Miles und Harry stehen. Mutterlos wachsen sie heran, geprägt vom Meer, an dessen Küste sie ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht haben und das in ihrem Leben eine große Rolle spielt - und vom Vater, der jedoch sein eigenes Leben nicht so recht meistern kann.

Ein Leben am Rande der Existenz - ein Thema, das gerade in letzter Zeit im angelsächsischen Raum immer und immer wieder aufgegriffen wird, was die Aktualität schmerzhaft verdeutlicht. Denn die Familie lebt am wirtschaftlichen Existenzminimum, die Jungs müssen sehen, wie sie zurecht kommen - sie führen ein Leben im Schatten.

In diesem Buch fällt gleich das Zusammenspiel von Mensch und Natur ins Auge, das Favel Parrett eindruckvoll umsetzt: es ist ein, nein DAS essentielle stilistische Element in diesem Buch. Und damit sind wir auch schon beim größten Plus: dem eindrücklichen Stil, der schönen Sprache, die von der Autorin und Übersetzerin Antje Ravic Strubel - die im Übrigen selbst wundervolle Bücher wie "Sturz der Tage in die Nacht" geschrieben hat - überzeugend und elegant ins Deutsche übertragen wurde. Das größte, nein: einzige Minus aus meiner Sicht: trotz der Kürze weist das Buch durchaus gelegentliche Längen auf, die mir das Weiterlesen ein kleines Bisschen erschwerten.

Ein Buch, das zu empfehlen ist für Leser, die Menschen und Schicksalen weltweit begegnen und diese erfahren wollen. Wer "Winters Knochen" von Daniel Woodrell oder "Vor dem Sturm" von Jesmyn Ward gerne gelesen hat, der wird sich auch für dieses Buch begeistern können.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Originell - aber alles andere als leicht verdaulich

Ich bin Henker
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TochterAlice

vor 5 Jahren
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Liebe einmal ganz anders wird in dieser Erzähungssammlung des indischen Autors Rajesh Parameswaran präsentiert - nicht romantisch, verträumt oder auch zärtlich - nein, ...



TochterAlice

vor 5 Jahren
(5)

Liebe einmal ganz anders wird in dieser Erzähungssammlung des indischen Autors Rajesh Parameswaran präsentiert - nicht romantisch, verträumt oder auch zärtlich - nein, hier erfolgen Darstellungen von Liebe der anderen Art, der zynischen, besitzergreifenden, falsch verstandenen... und noch vieler anderer "Lieben", Emotionen, die der Leser möglicherweise gar nicht mit diesem Substantiv belegen würde - zu absurd geht es zu in diesem Sammelsurium von Geschichten. So liebt ein Tiger seinen Wärter zu Tode, ein Henker sehnt sich nach der Liebe seiner Frau, eine Frau verabschiedet sich von ihrem Mann... der potentielle Leser darf wirklich gespannt sein auf den Transport der Inhalte, denn der Autor ist ein begnadeter Erzähler, der die unterschiedlichsten Stile beherrscht - und so hat auch jede Erzählung ihre ureigene Seele.

Rajesh Parameswarans Geschichten über die Liebe sind makaber bis schwarz... ein wenig erinnern sie mich an Roald Dahl, dem es jedoch nicht immer um Liebe ging... und auch hier fragt sich der Leser immer wieder: was hat das damit zu tun? Außerdem geht es hier wesentlich bombastischer zu. Ich erinnere mich an einen alten Tracy-Ullmann-Film namens "Ich liebe Dich zu Tode" - das wäre auch ein Motto für den Erzählungsband von Rajesh Parameswaran, denn mit den herkömmlichen Erwartungen an Liebesgeschichten hat das hier wenig zu tun Es ist eine Reihe von spektakulären Geschichten um ebenso spektaktuläre Gefühle, die aus meiner Sicht auf einer Skala von waghalsig bis vereinfacht schwanken - gewagt, sie alle als "Liebe" zu bezeichnen - es ist starker Tobak, der oft betroffen macht, mich zumindest. Mir sind einige der Geschichten fast zu hart, zu abgehoben, doch für Liebhaber des originellen Schreibstils und makaberer Inhalte ist dies ein Werk, an dem man nicht vorbeigehen sollte.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Auf die Spuren der angelsächsischen Thriller-Kultur

Nachts kommt die Angst
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begibt sich Gabriela Gwisdek mit ihrem Psychothriller "Nachts kommt die Angst". In der Zeit eines persönlichen Umbruchs zieht die Malerin Alexandra in ein einsames, verwahrlostes Haus in der Uckermark, ...

begibt sich Gabriela Gwisdek mit ihrem Psychothriller "Nachts kommt die Angst". In der Zeit eines persönlichen Umbruchs zieht die Malerin Alexandra in ein einsames, verwahrlostes Haus in der Uckermark, um endlich zur Ruhe zu kommen. Doch diese ist ihr nicht vergönnt: sie wird bald unheimlicher Gestalten in ihrem Haus gewahr und was noch viel schlimmer ist: eine Serie von Morden an jungen, rothaarigen Frauen - genau solchen, wie auch Alexandra es ist, geschieht ganz in der Nähe. Es gibt zwar eine Reihe von Verdächtigen, aber noch ist keiner gefasst, das Grauen geht also weiter.
Was läuft, wem kann Alexandra trauen - oder haben sich gar am Ende alle gegen sie verschworen?
Sie knüpft Kontakt zu Harris, dem Dorfpolizisten, der ihr als einer der wenigen offen entgegentritt, bekommt Besuch von ihrer alten Frankfurter Freundin Nina, trifft den einen oder anderen Dorfbewohner... doch wer geistert des Nachts in ihrem Hause herum? So richtig glauben mag ihr niemand, Alexandra ist ganz auf sich gestellt... und weitere rothaarige Frauen müssen ihr Leben lassen...
Gabriela Gwisdek ist mit diesem Buch ein für die deutsche Krimilandschaft sehr ungewöhnliches Werk gelungen. Weit entfernt von mehr oder weniger betulichen Regionalkrimis oder intelektuell-analytischen Whodunnits hat sie hier einen Thriller, der sich eher in die angelsächsische Tradition des knallharten, bedrohlichen einreiht, geschaffen. Wahrlich - einen recht hohen Gruselfaktor hat die Autorin in ihre Story eingebaut, die Leser sollten also gute Nerven haben - und das Ganze locker sehen, denn es gibt auch das ein oder andere Manko, das vor allem in der Beschreibung der Figuren liegt - nicht imme werden diese so lebendig, so anschaulich, wie es sich der Leser wünschen würde. Doch das sind eher Kleinigkeiten. Wer also dramatische Psychothriller im Stil von "Ich.darf. nicht.schlafen." von S.J. Watson mag, der ist mit diesem Buch bestens bedient!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Einen Ausflug nach Norwegen

Im Land der weiten Fjorde
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macht der Leser dieses opulenten Familiendramas - und noch viel mehr! Wie das? Nun, es geht nicht nur weit in den Nordwesten Europas, sondern auch nach Masuren und auch in verschiedene historische Epochen ...

macht der Leser dieses opulenten Familiendramas - und noch viel mehr! Wie das? Nun, es geht nicht nur weit in den Nordwesten Europas, sondern auch nach Masuren und auch in verschiedene historische Epochen - der Roman spielt nämlich sowohl während des 2. Weltkriegs als auch in der Gegenwart.
Thema: Lisa erfährt nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Eltern, dass sie Wurzeln in Norwegen hat und beginnt, diesen nachzuspüren: dies erfordert mehrere Arten von Reisen: eine ganz normale nach Norwegen, eine in die Herzen der Menschen dort und eine ganz, ganz tief und weit in die Vergangenheit, nicht nur die in Norwegen...
Lisa erlebt dabei einen Gefühlscocktail sondergleichen, stößt sie doch auf Schritt und Tritt auf Neues, nie Erwartetes - und gerät dadurch in ein Durcheinander, das ihr ganzes Leben tangiert.
Der Leser wird pausenlos mit Sprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit konfrontiert - die Kapitel beleuchten abwechselnd die Situation von Lisa in den 2010ern und die der Norwegerin Mari in den 1940er Jahren.
Für mich war gerade die ausführliche Beleuchtung der Situation Norwegens im 2. Weltkrieg auch gerade durch die deutsche Besatzung ein besonderes Highlight des Romans und sie hat mich dann auch alles andere als enttäuscht

Leider wimmelt es spätestens ab dem 2. Viertel des Romans von plötzlichen Wendungen und jähen, nicht ausreichend dargelegten Entwicklungen der Geschichte, aus denen sich für mich einige Irritationen ergeben haben. Was die Landschaft und die norwegischen Gegebenheiten anbelangt, kommt die Erzählerin gelegentlich vom Hölzchen aufs Stöckchen und schweift ab. Das war für mich ein leider nicht ganz harmonisches Zusammenspiel der Erzählweise in einem insgesamt durchaus gelungenen Roman. Wer sich damit abfindet, dass - zumindest aus meiner Sicht - das letzte Viertel das absolute Meisterstück ist, was vor allem der beeindruckenden Schilderung des Alltagslebens in Masuren im 2. Weltkrieg zu verdanken ist, wird diesen Roman entsprechend goutieren können. Auch der Kontrast der damaligen Strukturen und Lebensformen in Deutschland zur vergleichsweisen Freiheit in Norwegen ist wirklich sehr gut, bildhaft und einfühlsam dargestellt.


Der Roman hätte aus meiner Sicht gut ein paar Figuren weniger haben können, auch sonst fand ich,dass die Prioritäten teilweise ungünstig gesetzt waren. Mich hätte beispielsweise das Schicksal einiger Figuren des 2. Weltkriegs brennend interessiert, das wurde ein wenig unter den Tisch gekehrt. Insgesamt aber ein packender und mitreißender Roman - leider nicht ohne Längen - der Freunden und vor allem Freundinnen langer Schmökerabende herzlich zu empfehlen ist!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die Wirren der Zeit

Hannahs Briefe
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nämlich der 1930er Jahre und auch der davorliegenden Epoche in Brasilien und in (Ost)Europa beeinflussen das Handeln, tangieren das Wohl und Weh jeder einzelnen Figur in diesem bewegenden, ungewöhnlichen ...

nämlich der 1930er Jahre und auch der davorliegenden Epoche in Brasilien und in (Ost)Europa beeinflussen das Handeln, tangieren das Wohl und Weh jeder einzelnen Figur in diesem bewegenden, ungewöhnlichen Roman.

Die Ausgangssituation: der Schuhmacher Max Kutner, polnischer Jude und seit einigen Jahren in Rio de Janeiro ansässig, wird vom brasilianischen Geheimdienst dazu gezwungen, Briefe aus dem Jiddischen zu übersetzen: es geht darum, eventuelle Geheimbünde bzw. (linke) politische Verschwörungen aufzudecken. Dadurch erfährt er eine ganze Menge über viele Menschen in seinem Umfeld, erhält ungewollte Einblicke in ihr Leben und vor allem in ihr Denken. Vor allem beginnt er sich für Hannah, die er über die Korrespondenz mit ihrer Schwester kennenlernt, zu interessieren ... und eines Tages steht sie bei ihm in der Werkstatt....

Ab dann wird Max so richtig in den Strudel der Ereignisse gezogen, sein Interesse für Hannah offenbart ihm - und dem Leser - eine andere Welt.

Nun, dies ist ein anspruchsvoller historischer Roman, der keine romantische Liebesgeschichte beschreibt, sondern vielmehr das Denken und Handeln von Menschen, die - warum auch immer - anders nicht können. Der Leser erhält tiefe Einblicke in die Denkweise und die Wertvorstellungen der damaligen Zeit, Ronaldo Wrobel versteht es nahezu meisterhaft, die Atmosphäre vergangener Jahre zu generieren. Und ich muss sagen, nach der Lektüre bin ich froh um die Gnade der späten Geburt!

Ein gnadenloser Roman, der den Menschen in seinem tiefsten Wesen offenbart und ihn quasi entblößt, ein Roman ohne jegliches Schamgefühl. Dabei geht es nur am Rande um Erotik, Liebe und Sex, in erster Linie geht es um Selbsterhaltung.

Wer emotional so einiges verkraften kann, wer Sprachgewalt gepaart mit philosophischen Erkenntnissen liebt - Wrobel verwöhnt den Leser mit Sätzen wie "Genau genommen waren die, die mehr hatten, als sie brauchten, auch die, die mehr brauchten, als sie hatten.", der kommt an diesem Buch nicht vorbei!