Eine Geschichte wie ein Knall
das ist "Bonita Avenue", das Debüt des niederländischen Autors Peter Buwalda. Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn eine Explosion gibt es wirklich in dem Roman: die Katastrophe von Enschede, die Explosion ...
das ist "Bonita Avenue", das Debüt des niederländischen Autors Peter Buwalda. Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn eine Explosion gibt es wirklich in dem Roman: die Katastrophe von Enschede, die Explosion der Feuerwerksfabrik im Mai 2000, durch die ein ganzer Stadtteil zerstört wurde, ist ein Bestandteil des Romans und markiert hier einen Wendepunkt bzw. setzen schleichende Veränderungen zu genau diesem Zeitpunkt ein.
Ein Mann wie ein Hammer. das ist Siem Sigerius, den man als Held, als Mittelpunkt dieses Romans bezeichnen kann: Mathematikprofessor, erfolgreicher Judoka, Jazzfan und Familienvater - ein eindrucksvoller, vielschichtiger, fragwürdiger Charakter. Um ihn, den Aufsteiger aus einfachen Verhältnissen, der in zweiter Ehe mit Frau und zwei Stieftöchtern glücklich ist, seine Altlasten jedoch eiskalt hinter sich lässt, rankt sich ein wahres Drama, eine Geschichte um Verrat, Hass, Ehrlichkeit, Verlogenheit und Liebe, in der die weibliche Hauptrolle von seiner älteren Stieftochter Joni, der zeitweiligen Ich-Erzählerin, einer starken, nicht minder vielschichtigen und gewissermaßen zerissenen Persönlichkeit eingenommen wird und quasi den weiblichen Gegenpol zu Siem Sigerius bildet. Einen - allerdings keinesfalls neutralen - Betrachter von aussen gibt es auch: Jonis Freund Aaron, der die Familie auf seine Weise er- und überlebt.
Ein Action-Roman mit Anspruch - das ist "Bonita Avenue". Buwalda schreibt auf hohem Niveau, doch bei ihm steht nicht das Wort, sondern die Taten, die Entwicklungen an erster Stelle. Ein Buch wie ein Film - doch wird es schwierig, die ganzen Bilder, die Buwalda in Worte fasst, in ihrer Bedeutung genau so umzusetzen. Also: lesen, lesen, lesen!
Das Buch ist etwas für Freunde anspruchsvoller Literatur, die neue Wege nicht scheuen. Buwalda ist nicht - wie oft bemüht - mit Franzen zu vergleichen. Wenn man überhaupt ein Werk der modernen Literatur zum Vergleich heranziehen kann, wäre das in meinen Augen eher Eugenides' "Middlesex" - aber eigentlich ist Buwalda Buwalda, er ist neu, ungewöhnlich, und bereit, wie eine Bombe in die Literaturwelt einzuschlagen. Ein bemerkenswertes Debüt - durchaus eine Herausforderung für den Leser. Aber eine, die man nicht verpassen sollte!