Reisen bildet
und das auch schon in sehr jungen Jahren, nämlich bei solchen Reisenden, bei denen das Alter noch in Monaten gezählt wird. So bei Levi, dem Sohn der Reiseveranstalterin Julia Malchow, der bereits im zarten ...
und das auch schon in sehr jungen Jahren, nämlich bei solchen Reisenden, bei denen das Alter noch in Monaten gezählt wird. So bei Levi, dem Sohn der Reiseveranstalterin Julia Malchow, der bereits im zarten Alter von zehn Monaten mit seiner Mutter zu einer zweimonatigen Reise mit dem Transsibirien-Express von Petersburg nach Peking aufbricht...
Doch Julia Malchow geht es in erster Linie nicht um Bildung - ihr geht es darum, für sich und ihre noch junge Familie die geeignete Lebensform zu finden - und um dies auszuprobieren und gleichzeitig darüber nachdenken zu können, eignet sich für sie nichts besser als eine Reise zu neuen Ufern - viel hat die Reisende - aus Passion, doch seit einigen Jahren auch aus beruflichen Gründen - schon gesehen, Sibirien, die Mongolei und Peking aber noch nicht - das möchte sie zusammen mit Levi kennenlernen.
Ein Plan, der in ihrem Umfeld auf Kritik, mindestestens jedoch auf Unverständnis stößt. Was tut man dem kleinen Wesen damit an, wie egoistisch ist das... nur zwei von einer Menge von Ansichten, die gegen diese Reise sprachen.
Doch Julia Malchow bricht auf, zunächst nach Sankt Petersburg, wohin sie von ihrem - gottseidank verständnisvollen - Lebenspartner begleitet wird, der sie und den gemeinsamen Sohn dann nach über einem Monat in der Mongolei wiedertreffen will.
Und los geht es mit dem Transsibirien-Express, einem Zug, den der kleine Levi sich auf ganz eigene Art erschließt. genau wie seine Mitreisenden. Rasch hat Julia ihrem kleinen Sohn eine Menge neuer Bekanntschaften zu verdanken. Zunächst ist die Reise alles andere als stressig, sondern im Gegenteil sehr entspannt, wobei allerdings ein entscheidender Beitrag die ständig von dritter Seite geleistete Unterstützung ist - Mitreisende helfen beim Proviantkauf, die emsige Schaffnerin kümmert sich - und, und, und...
Am Baikalsee, dem ersten größeren Aufenthalt, hat Julia vor allem damit zu tun, ihre und Levis Interessen durchzusetzen - hier trifft sie auf Personen - vor allem Reiseleiter - die gerne bevormunden und ihren Reiseplan diktieren wollen - natürlich zu Gunsten ihrer eigenen Geldbörse. Doch Julia folgt ihren eigenen und vor allem Levis Bedürfnissen und lernt viel - vor allem von ihrem Kind, einer Reisebegleitung der ganz besonderen Art. Diese Gedanken, die sie mit dem Leser teilt, sind dann auch das Besondere an diesem Buch, die es zu etwas ganz Persönlichem, quasi einem Geschenk an alle Rezipienten machen.
Größere Kollisionen mit den selbstgewählten Reiseführern, Levis erste Yak-Tour, Großstadtchaos in Peking - das alles erlebt Jula zu dritt, als komplette Familie. Wieder eine Umstellung, eine neue Art des Reisens, die vielen Lesern sicher nicht unbedingt verständlich ist. Julia Malchow sucht mit dem Reisen die Antwort auf brennende Fragen, diesmal die nach dem passenden Lebensmodell für sich, für ihre Familie.
Ein Buch, das polarisiert, das diskutieren lässt, das aber vor allem zeigt, dass mehrere (Lebens)Wege möglich sind. Eine Autorin, die sich öffnet, die nicht nur mir der Reise "Mut für zwei", sondern mit diesem Buch auch "Mut zum Statement" , das beileibe nicht nur wohlwollend aufgenommen wird, beweist. Ich finde es toll, diese Öffnung miterlebt zu haben und bin gespannt auf Julias weitere Reisen - mit und ohne Kind.