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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Eine Wissenschaftlerin im Familienmodus

Schlaflos
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... das ist die Historikerin Anna, die seit Jahren recht erfolgreich versucht hat, Forschung und Familie - sie und ihr Mann Giles haben zwei noch recht kleine Söhne - zu verbinden. Nun ist sie Giles auf ...

... das ist die Historikerin Anna, die seit Jahren recht erfolgreich versucht hat, Forschung und Familie - sie und ihr Mann Giles haben zwei noch recht kleine Söhne - zu verbinden. Nun ist sie Giles auf eine einsame schottische Insel gefolgt, die im Besitz seiner Familie ist - richtig, Giles ist im Gegensatz zu Anna selbst einer dieser High-Class-Engländer und seine Familie mit der Wahl seiner Ehefrau alles andere als glücklich - auf der er eine naturwissenschaftliche Studie über Vögel betreibt. Anna hütet die Kinder, kommt kaum an ihre Arbeit - sie versucht, eine Studie über Kindheit im 18. Jahrhundert zu schreiben - und fühlt sich zurückgesetzt. Ihr größter Wunsch - einmal unbegrenzt ausschlafen zu können, doch nicht einmal der wird ihr gewährt.

Selbst als Anna und Giles bei Gartenarbeiten Kinderknochen finden und sich herausstellt, das - das vor sehr langer Zeit verstorbene Kind - laut DNA-Analyse mit Giles verwandt ist, nimmt die Geschichte nur wenig Fahrt auf.

Sarah Moss, selbst Historikerin und Mutter, lässt Anna ihren Alltag selbstkritisch und ironisch reflektieren. Ein kluges Buch? Auf jeden Fall! Ein unterhaltsames Buch? Nur zum Teil - wenn bloß die enormen Längen zwischendrin nicht wären! Ich zumindest habe mich enorm schwer getan, am Ball zu bleiben - und das, obwohl ich selbst Historikerin bin und mich solche Zusammenhänge eigentlich brennend interessieren!

Feriengäste im Sommerhaus erweitern den Fokus sowohl für Anna als auch für Giles, Anna erfährt teilweise Kompromittierendes über die Familie ihres Mannes, aber auch Interessantes über die Geschichte der Insel - und beginnt sich verstärkt damit zu beschäftigen. In einer Art parallelem Erzählstrang werden Briefe einer jungen Krankenschwester, die im 19. Jahrhundert auf der Insel weilte, eingeblendet, die Einblick in die Historie geben.

Wie gesagt: intelligent war das Buch, packend eher weniger, zumindest aus meiner Perspektive: "Schlaflos" wirkte auf mich zeitweise eher einschläfernd.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Keine Macht den Bösen

Macht
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Aber wer sind sie? Wer ist böse, wer ist gut - in seinem neuen Thriller "Macht" spielt David G. L. Weiss mit der Kraft der bösen und guten Mächte und lässt den Leser seitenlang auflaufen.

Die Handlung: ...

Aber wer sind sie? Wer ist böse, wer ist gut - in seinem neuen Thriller "Macht" spielt David G. L. Weiss mit der Kraft der bösen und guten Mächte und lässt den Leser seitenlang auflaufen.

Die Handlung: der freundliche Pfarrer Gabriel wird tot aufgefunden, bei seiner Beerdigung treffen sich seine Klassenkameraden wieder - eine alte Clique, die jahrelang keinen Kontakt zueinander hatte - dann stirbt auch noch seine Frau und nun ist klar, dass es Mord war. Die gemeinsame Tochter bleibt als Waise zurück und die Freunde ermitteln... und stoßen auf jahrhundertealte Verschwörungen und Verbindungen.

Der Krimi beginnt virtuos und ausgesprochen vielversprechend mit einem Vorfall im Berliner Führerbunker gleich nach der Wiedervereinigung, 1990 - spektakulär und geheimnisvoll geht es weiter und offenbart das umfassende Wissen, die umfangreichen Recherchen und die klug angelegte Erzählstruktur des Autors. Die Figuren sind gut gezeichnet - vielschichtige Charaktere geben sich hier auf beiden - man sollte eigentlich sagen, auf allen Seiten der Geschichte ein Stelldichein. Gepaart mit seinem geschliffenen Schreibstil ist dies ein fulminanter Start, bei dem Leser auf diverse Gestalten der Geschichte, unter anderem den Freiherrn von Knigge, trifft.

Doch ach, leider wird es zur Mitte hin wirr und driftet zudem noch ab ins Esoterische - damit kann ich schon allein nichts anfangen, wenn dann aber noch eine allgemeine Konfusion dazukommt, ist es eindeutig des Guten zu viel und ich verliere den Überblick. Hier habe ich ihn leider bis zum Schluss nicht zurückgewonnen. Ich empfehle diesen anspruchsvoll angelegten Thriller Lesern mit einem ausgesprochenen Hang zur Esoterik und einem Faible für Verschwörungstheorien - sie werden mit Sicherheit empfänglicher sein für den Charme dieses Buchs, als ich es bin!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Wer sich umdreht oder lacht

Bodin lacht
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kriegt den Buckel schwarz gemacht!

So auch der Psychiater Bodin, dessen unangenehmes Lachen an den merkwürdigsten Stellen, bei den merkwürdigsten Gelegenheiten zu hören ist.. Bodin ist auf der Suche- ...

kriegt den Buckel schwarz gemacht!

So auch der Psychiater Bodin, dessen unangenehmes Lachen an den merkwürdigsten Stellen, bei den merkwürdigsten Gelegenheiten zu hören ist.. Bodin ist auf der Suche- vordergründig nach einer ehemaligen Patientin, in Wahrheit wohl eher nach dem Sinn des Lebens. Der Hermaphrodit Martin sucht nach seiner Identität, seine Mutter Paula nach der Jugend - oder nach dem wahren Glück? Sie alle verbindet etwas: das Blut, eine frühere Affäre.... aber vor allem der Umstand, dass sie alle die engelsgleiche Pianistin und Klavierlehrerin Evelyn kannten, die ermordet aufgefunden wird - und das in unmittelbarer Nähe von Paulas Haus... Verfolgt von einem eigenartigen Ermittlerteam, das untereinander merkwürdige, ja abstoßende Beziehungen hegt... Ein eigenartiges Buch, dessen schönes, pralles und auffälliges Cover fast mehr verspricht, als es halten kann.
Doch möglicherweise irritiert nur mich diese ungewöhnliche Geschichte, dieses eigenartige Sammelsurium von Figuren, von denen viele untereinander, die meisten jedoch hauptsächlich mit sich selbst hadern... und dadurch im Leben merkwürdige, ja befremdliche Pfade einschlagen.

Ein Buch, dass Lesern ungewöhnlicher Krimis, bspw. Fans von Heinrich Steinfest gefallen könnte und in das der Leser, ob es ihm nun bedingungslos zusagt oder auch nicht, mehr und mehr eintaucht und sich treiben lässt... um sich am Ende mit einem gewissen Erstaunen wieder zu lösen...

Veröffentlicht am 30.12.2017

Schwarzwaldmord

Und nie sollst du vergessen sein
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Emma Hansen, Kommissarin im Stress, macht seit langem mal wieder Urlaub - und begibt sich "back to the roots", zur Stätte ihrer Kindheit, nach Nöggenschwiel im Schwarzwald, dem idyllischen Rosendorf, in ...

Emma Hansen, Kommissarin im Stress, macht seit langem mal wieder Urlaub - und begibt sich "back to the roots", zur Stätte ihrer Kindheit, nach Nöggenschwiel im Schwarzwald, dem idyllischen Rosendorf, in dem ihre Familie vor deren Zerbrechen Jahr für Jahr den Sommerurlaub verbrachte. Sie wohnt bei ihren früheren Vermietern, möchte die Stätten ihrer Kindheit aufsuchen, alte Freunde wiedertreffen - und so ist es ein Schock für sie, dass Charlotte, ihre Ferienfreundin, seit fünfzehn Jahren verschwunden ist.

Auch sonst ist nicht viel von der Rosenidylle Nöggenschwiel zu spüren, das liegt nicht zuletzt daran, dass nun November ist, das Wetter entsprechend unwirtlich. Gleich an Emmas erstem Ferienmorgen wird eine Leiche aufgefunden - ein alter, versoffener Bauer, der Hab und Gut verloren hatte und nach dem Tod seiner Frau jegliche Lust am Leben verloren hatte, sagen alle - bis herauskommt, dass er ermordet wurde.

Und was ist mit Charlotte passiert - ist sie auf und davon? Oder ist auch sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen?

Der Krimi beginnt ausgesprochen atmosphärisch und faszinierend, eindrucksvoll zeichnet Jörg Böhm seine Figuren, lässt den Leser in das Schwarzwälder Dorfleben eintauchen und macht Seite für Seite Lust auf mehr, auf die Auflösung - doch leider kann er das Tempo, den Spannungsaufbau nicht halten. Die Handlung wird zunehmend wirr, der Leser kann den Entwicklungen nicht mehr so klar folgen: bspw. kommen sehr viele Figuren vor - mir ist es öfter mal passiert, dass ich nicht mehr wusste, wer wer ist. Hier wäre weniger mehr gewesen und auch die - zumindest teilweise - ausgesprochen überraschende Auflösung konnte das Buch nicht mehr in Gänze retten. Trotzdem habe ich Emma Hansen in mein Herz geschlossen und hoffe sehr, dass es weitere Krimis mit ihr geben wird

Veröffentlicht am 30.12.2017

Wer gerne mit Art ins Bett geht

IN BED WITH art
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und damit ist weder Art Garfunkel noch Art Spiegelman, sondern die Kunst in allen ihren Facetten gemeint, der hat die Möglichkeit, durch diesen Reiseführer der besonderen entsprechende Unterkünfte kennenzulernen. ...

und damit ist weder Art Garfunkel noch Art Spiegelman, sondern die Kunst in allen ihren Facetten gemeint, der hat die Möglichkeit, durch diesen Reiseführer der besonderen entsprechende Unterkünfte kennenzulernen. Übernachtungsmöglichkeiten bei Künstlern, kunstaffine Hotels und Herbergen sowohl in Deutschland als auch im europäischen und nichteuropäischen Ausland werden hier vorgestellt, inklusive Fotos und der jeweiligen Besonderheiten.

Super, sagen Sie und möchten gleich reinschnuppern? Nur zu, aber wenn Sie lediglich des Deutschen mächtig sind, müssen Sie sich weitgehend auf Deutschland und das deutschsprachige Ausland beschränken, denn die meisten ausländischen Établissements werden auf Englisch beschrieben. Die Beschreibung läuft nach einheitlichem Schema, einer Gliederung ab und lässt leider darauf schließen, dass die Autorin die Texte nur teilweise selbst geschrieben bzw. redigiert hat. Oft hat man den Anschein, eine Homepage zu überfliegen und es stellt sich die Frage, ob Katharina Knieß tatsächlich jedes einzelne Haus selbst besucht hat. Es fehlen die persönlichen Eindrücke, teilweise habe ich mich gar gewundert, wie es das ein oder andere Haus ins Buch geschafft hat und was eigentlich der alles vereinende Faktor ist.

Schade, denn die Idee ist gut. Das Buch jedoch wirkt eher wie ein Manuskript, wie ein sich noch in Überarbeitung befindliches Schriftstück. Ich lasse mich gern inspirieren, doch mitreißen tut mich dieses Buch nicht, da fehlt noch das entscheidende Tüpfelchen auf dem i.