Da lachen ja die Hühner
...bzw. würden sie es tun, wenn sie noch leben würden. Tun sie aber nicht! Tot, allesamt, inklusive dem stolzen Hahn - die gesamte Augsburger Zucht von Muck Halbritter, dem Pöldinger Dorf- und Familienfaktotum! ...
...bzw. würden sie es tun, wenn sie noch leben würden. Tun sie aber nicht! Tot, allesamt, inklusive dem stolzen Hahn - die gesamte Augsburger Zucht von Muck Halbritter, dem Pöldinger Dorf- und Familienfaktotum! Und es ist auch Muck, der die Leiche des Hendlwickerls mitten in dessen Verkaufswagen - auf Hochdeutsch ist das ein Grillhähnchenverkauf - entdeckt: Hendlmord also an allen Ecken und Enden. Den gilt es aufzuklären, womit Mucks Frau Sophie, frischgebackenes Mitglied der Starnberger Mordkommission, beauftragt ist - und Muck hilft ihr natürlich, wo er kann. Wenn ihm denn nicht diverse Hürden in den Weg gelegt werden: das hellsichtige und dem ganzen Dorf voraussagende Töchterchen Emma hat Mumps, die Pensionärsvereinigung "Gemeinsam Dabeiseier" ist in Bedrängnis und benötigt Mucks Hilfe nicht nur einmal und vor wird sein Schwiegervater Fidl mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus verfrachtet. Weitere Alltagssorgen wie ein nachhaltiges Stromproblem im Hause sowie ein mehr als pubertierender Sohn erschweren Mucks Dasein. Eine in ihren Hauptzügen - zumindest für mich - absolut unvorhersehbare, in einem fulminanten Finale gipfelnde Auflösung rundet den Fall bzw. die Fälle - Menschen- und Hühnermord - ab.
Ein lustiger, liebevoll gestalteter Krimi der Autorin Ida Ding, die unter anderem Namen auch schon großartige Thriller veröffentlicht hat. Hier stellt sie sich in die Tradition von Ebersdorfer und Kluftinger, wobei bei ihr eine ganze Familie - die Halbritters eben - im Mittelpunkt steht und das Geschehen sich um ein ganzes Dorf rankt. Das ist zuweilen etwas unüberschaubar, trotz des Personenverzeichnisses am Ende des Buches, aber das Dorf - Pöcking am Starnberger See - ist groß und nicht alle auftretenden Akteure finden in besagtem Verzeichnis Platz. Ich jedenfalls hatte immer wieder mal das Problem, die ein oder andere Figur richtig einzuordnen, was das Lesevergnügen aber nur am Rande beinträchtigt hat, wurde ich doch von den zahlreichen entzückenden, von der Autorin selbst angefertigten Zeichnungen, die das Buch durchgehend zieren wie auch durch ein Glossar bayerischer Ausdrücke ausreichend versöhnt.
Unterhaltsam, mitreißend und durchaus originell, da mit allerlei Alleinstellungsmerkmalen versehen, hat das Buch allemal das Zeug, zur Serie ausgebaut zu werden, die mit Ebershofer sowie den München-Krimis um die eigenwillige Elfie Ruhland auf Augenhöhe steht und den aus meiner Sicht auf dem absteigenden Ast befindlichen Kluftinger um Längen schlägt. Ich bin also gespannt, ob und wie es weitergeht und empfehle die Lektüre allen Fans lustiger Krimis - ein Leseerlebnis ganz eigener Art! Wer wissen will, was ein Verwahrkistchen ist, das man in seinem Inneren hat oder wer etwas über Türharfen, die vermeintlich ostindische Schnaderhüpferl aufspielen, erfahren will, der ist hier an der richtigen Adresse!