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Veröffentlicht am 05.01.2018

Ein kleiner Buchladen mitten in den Cotswolds

Liebe zwischen den Zeilen
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unweit von Oxford - das ist Emilias Erbe, das sie von ihrem viel zu früh verstorbenen Vater Julius erhält. Ein wunderbarer Mensch war er, der ihr eine herrliche Kindheit und Jugend ermöglicht hat. Dass ...

unweit von Oxford - das ist Emilias Erbe, das sie von ihrem viel zu früh verstorbenen Vater Julius erhält. Ein wunderbarer Mensch war er, der ihr eine herrliche Kindheit und Jugend ermöglicht hat. Dass Julius dennoch nicht perfekt war, erfährt sie nur allzu bald. Denn Finanzen waren im Gegensatz zu Menschen und Büchern seine Sache nicht. Aber Emilia merkt schnell, dass sie nicht allein ist - ihr charismatischer Vater hatte einen Kreis ganz besonderer Menschen um sich versammelt, der sich auch ihr zur Verfügung stellt. Und es kommen weitere hinzu.

Ja, die Menschen und ihre Schicksale - man merkt schnell, dass Autorin Veronica Henry ein ganz besonderes Händchen für sie hat. Nicht nur die Figuren sind liebevoll und warmherzig gezeichnet, nein, hinter jeder steht auch eine individuelle Geschichte, die dem jeweiligen Charakter in wenigen Sätzen einen so stabilen Hintergrund verleiht, wie ich es selten in einem Unterhaltungsroman wie diesem erlebt habe!

Auch die Umgebung - zwar nicht die Cotswolds, wohl aber der Buchladen und weitere Settings sind überaus atmosphärisch dargestellt.

Ganz klar ist dies ein Roman, der dazu einlädt, es sich mit ihm gemütlich zu machen, auf der Couch, auf einer schattigen Bank im Grünen, im Strandkorb oder aber auch am Kaminfeuer oder bei Kerzenschein. Ja, wenn ich es mir genauer überlege, passen die beiden letzten Settings doch mit Abstand am besten, denn wenn ich ihn auch im Sommer mit Genuss gelesen habe, ist dies doch eigentlich ein perfekter Winterroman und damit auch als Weihnachtsgeschenk von ganzem Herzen zu empfehlen. Schenken sie es denjenigen, denen sie ein wohliges, warmes Gefühl vermitteln wollen, denen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Denn neben Gemütlichkeit vermittelt dieser Roman mit seinen Auf und Abs eine Menge Herzenswärme. Ich habe ihn in wenigen Stunden durchgehabt - und bin nun wirklich traurig, dass es schon vorbei ist!

Seien Sie froh, es noch vor sich zu haben und wählen Sie für Ihre Lektüre einen ganz besonderen Zeitraum aus, in dem sich selbst etwas Gutes tun möchten! Machen Sie es sich bequem in jeder Hinsicht - und ich bin sicher, dass Sie sich zu einem Erlebnis verhelfen, an das sie noch lange gern zurückdenken.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Eine schöne Idee

Mini Meditationen (Doppel-CD) - Geführte Meditationen für zwischendurch und zum Einschlafen
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anstelle oder nach der Gute-Nacht-Geschichte für Groß und Klein. Wenn man nicht einschlafen kann zum Beispiel und die Gedanken wandern! Mir hingegen geht es so, dass ich Meditationen zu ganz bestimmten ...

anstelle oder nach der Gute-Nacht-Geschichte für Groß und Klein. Wenn man nicht einschlafen kann zum Beispiel und die Gedanken wandern! Mir hingegen geht es so, dass ich Meditationen zu ganz bestimmten Zwecken nutze bzw. zu nutzen versuche (denn nicht immer klappt auch mit den besten Vorlagen, dessen muss man sich bewusst sein). Beispielsweise, wenn ich unter Druck stehe oder mich angegriffen fühle.

Während man für die erstgenannte Situation gut sogenannte Traumreisen nutzen kann, sind für die zweite klar definierte, zweckorientierte Vorlagen viel zielführender und das sind auch die, die ich in der Regel verwende. Davon gibt es eine Unmenge auf YouTube, viele davon orientieren sich an Konzepten von Luise Reddemann.

Möglicherweise auch diese? Im weitesten Sinne? Anhaltspunkte habe ich dafür nicht gefunden, doch auch sie gehen durchaus pragmatisch vor.

Insgesamt sind es sechs Meditationen und ich finde es besonders gut, das gleich mit angeführt wird, wozu eine jede der etwa 12-minütigen Sequenzen am besten geeignet ist:

1. Gelassenheit - zum Loslassen wiederkehrender Gedanken
2. Mut - gegen Zukunftsangst und Unsicherheit
3. Ich bin genug - zur Steigerung des Selbstwertgefühls
4. Deine Vorfahren - zur Selbstakzeptanz und Kräftigung
5. Ich hab mich lieb - zur Stärkung der Selbstliebe
6. Heilkraft - zur Unterstützung der Selbstheilung

Tobias Diakow ist ein guter Sprecher, mit einer angenehmen Stimme. Er artikuliert klar und einfühlsam, übertreibt aber auch nicht. Die Meditationen sind gut angelegt, nicht zu kindgerecht. Ich finde sie für eine kurze Auszeit sehr angenehm zu verwenden - wenn ich mich gerade mal wieder selbst finden muss, in der ein oder anderen Art und Weise. Durch die schöne Aufmachung auch ein tolles Geschenk!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Ein sehr menschlicher Spannungsroman

Der Fall Kallmann
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Das ist diese generationenübergreifende Milieustudie aus einer schwedischen Kleinstadt, die man aus meiner Sicht getrost auch als Krimi bezeichnen kann. Denn es geht um Mord, Tot, lang Vermisste. ...

Das ist diese generationenübergreifende Milieustudie aus einer schwedischen Kleinstadt, die man aus meiner Sicht getrost auch als Krimi bezeichnen kann. Denn es geht um Mord, Tot, lang Vermisste. Vor allem um Kallmann, den geheimnisvollen Gymnasiallehrer, an den keiner so richtig rankam und der mitten im Schuljahr kurz vor dem Rentenalter plötzlich verstarb. Mord? Könnte gut sein!

Es gibt gleich zwei Ermittlerteams - selbsternannte, die sich mit dem Fall befassen: eines bestehend aus drei Lehrern des Gymnasiums und das andere aus zwei Schülerinnen. Und dann gibt es noch einen einsamen Wolf - auch er ein Schüler, der besonders eigenwillig vorgeht.

Berichtet wird gleich aus einer ganzen Reihe von Perspektiven und eine jede ist sehr gelungen dargestellt, man sieht die Figuren, die sich da äußern, quasi vor sich. Einmal mehr hat Hakan Nesser einen wortgewaltigen, stilistisch wie auch inhaltlich einwandfreien Spannungsroman verfasst, den ich nicht aus den Händen legen konnte.

Besonders gefallen hat mir die Ansammlung der Eigenbrötler in dieser kleinen Stadt, ein jeder mit seinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen - und auch Geheimnissen. Die Wege kreuzen sich ab und zu.

Auch ein kraftvolles Buch um den Menschen an sich, um sein Wohl und Weh - vor allem um letzteres - mit durchaus der ein oder anderen Überraschung. Wer gern Spannendes mit Gehalt liest, der sollte zugreifen!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Grauer Büromäuserich trifft auf Knalltüte

Das Glücksbüro
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Albert Glück ist ein richtiger grauer Mäuserich - ein in allen Belangen unauffälliger Mann, der seit mehr als 30 Jahren im Amt für Verwaltungsangelegenheiten arbeitet. Klar, so einer macht einen guten ...

Albert Glück ist ein richtiger grauer Mäuserich - ein in allen Belangen unauffälliger Mann, der seit mehr als 30 Jahren im Amt für Verwaltungsangelegenheiten arbeitet. Klar, so einer macht einen guten Job - durchschnittlich gut eben. Er bearbeitet zuverlässig die eingehenden Anträge, hat einen bis aufs I-Tüpfelchen festgelegten Tagesablauf und fällt trotz seines spektakulären Familiennamens überhaupt kein bisschen auf. Niemand von seinen Kollegen hat engeren Kontakt zu ihm, und deshalb haben sie nie gemerkt, dass Albert IMMER im Amt ist. Er wohnt nämlich dort - seit über 30 Jahren. Das ist seine feste Burg, sein sicherer Hort, er braucht die Akten, die Vorschriften und das ganze Drumherum - die "richtige" Welt draußen mit ihrem Krach, der Aktivität und den vielen Menschen - das schreckt ihn ungemein: nein, das ist nichts für Albert.

Denkt er. Denn eines Tages liegt der Antrag E 45 auf seinem Tisch. Und der ist eigentlich gar nicht existent, das bestätigt auch Alberts Chef. Albert lehnt eine Bearbeitung dieses Antrags kategorisch ab, denn es bleibt ein Rätsel, was denn eigentlich Gegenstand dieses Antrags ist. Aber er hat nicht mit seinem Vorgesetzten gerechnet. Der schickt ihn nämlich raus, in die weite Welt, um Kontakt mit der Beantragenden, mit der Künstlerin Anna Sugus aufzunehmen. Und damit kommt Schwung in Albert Glücks Leben - der Graumäuserich trifft auf die Knalltüte und nichts ist mehr, wie es war.

Sehr, sehr niedlich und herzlich das alles! Wobei, niedlich ist vielleicht das falsche Wort (mir passt es aber trotzdem, jedenfalls, wenn man es mit süsslich und kitschig gleichsetzt. Bezaubernd auf jeden Fall, dass passt! Aus Albert Glücks Büro wird nun peu à peu ein Glückbüro und das ist derart entzückend geschildert, dass man das jedem Kollegen, den man gerne hat, schenken sollte, um ihm wenigstens literarisch einen tollen Arbeitsplatz zu verschaffen. Aber Achtung... auch vor dem Glücksbüro macht das wahre Leben nicht Halt, es ist also auch hier nicht alles eitel Sonnenschein - ganz und gar nicht!

Entzückend geschrieben offenbart das Buch eine weitere Facette in der Begabung des Autors Andreas Izquierdo, der nicht nur durch überaus originelle Romane, sondern auch durch Regionalkrimis bekannt geworden ist. Ein Multitalent, das hoffentlich noch viele unterhaltsame und anrührende Werke verfassen wird!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Da lachen ja die Hühner

Hendlmord
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...bzw. würden sie es tun, wenn sie noch leben würden. Tun sie aber nicht! Tot, allesamt, inklusive dem stolzen Hahn - die gesamte Augsburger Zucht von Muck Halbritter, dem Pöldinger Dorf- und Familienfaktotum! ...

...bzw. würden sie es tun, wenn sie noch leben würden. Tun sie aber nicht! Tot, allesamt, inklusive dem stolzen Hahn - die gesamte Augsburger Zucht von Muck Halbritter, dem Pöldinger Dorf- und Familienfaktotum! Und es ist auch Muck, der die Leiche des Hendlwickerls mitten in dessen Verkaufswagen - auf Hochdeutsch ist das ein Grillhähnchenverkauf - entdeckt: Hendlmord also an allen Ecken und Enden. Den gilt es aufzuklären, womit Mucks Frau Sophie, frischgebackenes Mitglied der Starnberger Mordkommission, beauftragt ist - und Muck hilft ihr natürlich, wo er kann. Wenn ihm denn nicht diverse Hürden in den Weg gelegt werden: das hellsichtige und dem ganzen Dorf voraussagende Töchterchen Emma hat Mumps, die Pensionärsvereinigung "Gemeinsam Dabeiseier" ist in Bedrängnis und benötigt Mucks Hilfe nicht nur einmal und vor wird sein Schwiegervater Fidl mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus verfrachtet. Weitere Alltagssorgen wie ein nachhaltiges Stromproblem im Hause sowie ein mehr als pubertierender Sohn erschweren Mucks Dasein. Eine in ihren Hauptzügen - zumindest für mich - absolut unvorhersehbare, in einem fulminanten Finale gipfelnde Auflösung rundet den Fall bzw. die Fälle - Menschen- und Hühnermord - ab.


Ein lustiger, liebevoll gestalteter Krimi der Autorin Ida Ding, die unter anderem Namen auch schon großartige Thriller veröffentlicht hat. Hier stellt sie sich in die Tradition von Ebersdorfer und Kluftinger, wobei bei ihr eine ganze Familie - die Halbritters eben - im Mittelpunkt steht und das Geschehen sich um ein ganzes Dorf rankt. Das ist zuweilen etwas unüberschaubar, trotz des Personenverzeichnisses am Ende des Buches, aber das Dorf - Pöcking am Starnberger See - ist groß und nicht alle auftretenden Akteure finden in besagtem Verzeichnis Platz. Ich jedenfalls hatte immer wieder mal das Problem, die ein oder andere Figur richtig einzuordnen, was das Lesevergnügen aber nur am Rande beinträchtigt hat, wurde ich doch von den zahlreichen entzückenden, von der Autorin selbst angefertigten Zeichnungen, die das Buch durchgehend zieren wie auch durch ein Glossar bayerischer Ausdrücke ausreichend versöhnt.


Unterhaltsam, mitreißend und durchaus originell, da mit allerlei Alleinstellungsmerkmalen versehen, hat das Buch allemal das Zeug, zur Serie ausgebaut zu werden, die mit Ebershofer sowie den München-Krimis um die eigenwillige Elfie Ruhland auf Augenhöhe steht und den aus meiner Sicht auf dem absteigenden Ast befindlichen Kluftinger um Längen schlägt. Ich bin also gespannt, ob und wie es weitergeht und empfehle die Lektüre allen Fans lustiger Krimis - ein Leseerlebnis ganz eigener Art! Wer wissen will, was ein Verwahrkistchen ist, das man in seinem Inneren hat oder wer etwas über Türharfen, die vermeintlich ostindische Schnaderhüpferl aufspielen, erfahren will, der ist hier an der richtigen Adresse!