Die Familie des Schöffen und angesehenen Kaufmanns Hermann Löher, lebt im beschaulichen Rheinbach, alle acht Kinder sind gesund und munter und der älteste Sohn, Bartholomäus hat bereits ein tüchtiges und liebes Mädchen für sich im Sinn, das er heiraten möchte. Doch die Idylle trügt. Bereits fünf Jahre zuvor, wurden in Rheinbach unschuldige Bürger angeklagt, sich der Hexerei schuldig gemacht zu haben und wurden, nach grausamer Folter, bei lebendigem Leib, dem Feuer überlassen. Auch Hermanns Schwiegervater war einst unter diesen Opfern, sowie die Mutter von Bartholomäus Zukünftiger.
Damals konnte der Wahnsinn lediglich beendet werden, weil dem damaligen Hexenkommissarius Dr. Buirmann einige grobe Fehleinschätzungen unterliefen, die zu seiner Versetzung führten.
Doch das grausame und schmutzige Geschäft ist zu lukrativ, um es aufzugeben, denn überführte Hexer und Hexen können enteignet werden. So füllen neben Ländereien, durchaus auch einige Gold und Silberstücke die Taschen der Häscher.
Damals half Hermann das „Schmieren“ eines Amtmanns, um seine Familie vor den Hexenjägern zu retten, doch nun ist erneut ein Hexenkommissarius in der Stadt, der noch grausamer und berechnender ist, als Dr. Buirmann. Dr. Möden fackelt auch nicht lange, sondern lässt, sobald er Rheinbach erreicht hat, die erste „angebliche“ Hexe in Gewahrsam nehmen. Seine Methoden sind mehr als zweifelhaft und als Hermann, der als einer der Schöffen, stets seine Zustimmung zu Verhören oder Todesurteilen geben muss, entdeckt, dass Dr.Möden sogar ein Untersuchungswerkzeug für seine Zwecke manipuliert hat, lassen ihn das grausame Morden und die ungerechten Anklagen von bislang unbescholtenen Bürgern keine Ruhe mehr. Er will nicht länger nach der Pfeife des Hexenkommissarius und seinen Schergen tanzen, doch er weiß genau, dass er sich und seine Familie durch seine Gegenwehr in Lebensgefahr bringt…
In ihrem aktuellen historischen Roman steht ein Mann im Fokus des Geschehens, dessen Leben und Wirken historisch verbürgt ist. Hermann Löher, einst Schöffe in Rheinbach und später entschiedener Gegner der Hexenverfolgung, der viele Jahre später, im hohen Alter eine Klageschrift über die damaligen Geschehnisse verfasste.
Hermann Löher, wird als offener und ehrlicher Mensch beschrieben, der seine Kinder zu Gehorsam und Aufrichtigkeit erzieht und auch kein Hehl daraus macht, wie sehr sein Gewissen ihn ob seines Schweigens bezüglich der Verurteilungen in Rheinbach peinigt. Um diesen Mann und seine Familie spinnt Petra Schier eine sehr aufwühlende Geschichte, die mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat.
Neben Löhers Familie, finden aber auch weitere Rheinbacher Mitbürger in diesem Roman Erwähnung, die wichtig für das Voranschreiten der Handlung sind.
Zum einen die Frau eines Schöffen, die der Hexerei beschuldigt wird. Was Möden und seine Helfershelfer mit der armen Frau anstellen, ist nichts für zarte Gemüter, da die Folterung schonungslos realistisch geschildert wird. Aber dieser schonungslose Realismus ist auch meiner Meinung nach sehr wichtig, um den Lesern zu verdeutlichen, welcher Grat von Grausamkeit in manchen Menschen steckt, wenn er denn, dem Zwecke dienlich ist. Stößt Berechnung, Grausamkeit und Missgunst dann auch noch auf Naivität, Beeinflussung, Aberglaube und Dummheit, ist der Weg geebnet für Verfolgungen jeglicher Art.
Des Weiteren lernt der Leser eine junge Frau kennen, die unglücklich verliebt in Hermann Löhers Sohn ist, deren klatsch und rachsüchtige Mutter, und neben anderen, auch der Vogt Dr. Schweigel, der wie Hermann, ebenfalls ein Gegner der Hexenverfolgung ist.
Menschen also, die hinsichtlich ihrer Meinung zur Hexenverfolgung, quer durch die damaligen Bevölkerungsschichten, auf verschiedenen Posten stehen, was dem Leser interessante Perspektivwechsel ermöglicht.
Man sollte, wenn man zu diesem historischen Roman greift, keinen unterhaltsamen Schmöker erwarten, der einem unbeschwerte Lesestunden beschert. Vielmehr ist es ein Roman, der den Leser aufrütteln soll, was der Autorin meiner Meinung nach hier sehr gut gelungen ist.
Petra Schiers wie immer sehr eingängiger und zeitgemäßer Schreibstil und die vielschichtige Charakterisierung ihrer Romanfiguren sorgen dann auch dafür, dass man, trotz des schwierigen Themas, den Roman nicht mehr zur Seite legen möchte, bis er dann ausgelesen ist.
Kurz gefasst: Ein emotional, sehr aufwühlender und nachdenklich machender Historienroman, der den Leser auch nach dem Lesen noch lange beschäftigen wird.