Cover-Bild Gottfried von Einem
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 11.2017
  • ISBN: 9783218010870
Joachim Reiber

Gottfried von Einem

Komponist der Stunde null
Die Sehnsucht war groß, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Uhren neu zu stellen: Stunde null. In der Musik verkörperte keiner den Neubeginn Österreichs so sehr wie der junge Gottfried von Einem. Seine Oper „Dantons Tod“, 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, machte den damals 29-Jährigen über Nacht weltberühmt. Das Werk traf den Nerv der Zeit, Einem war der Mann der Stunde.
Zum 100. Geburtstag Gottfried von Einems stellt Joachim Reiber die Frage, warum gerade dieser Komponist die kollektive Hoffnung auf einen Neuanfang bündeln konnte. Er verfolgt Einems Weg von den Lehrjahren in Nazideutschland bis zu den großen Erfolgen in der Nachkriegszeit. Das Vergangene war nicht erledigt. Reiber spürt dem Verdrängten in Einems weiterem Werk nach – auch in den Opern „Der Prozess“ und „Der Besuch der alten Dame“ – und beleuchtet mithilfe bisher unbekannter Dokumente die Tiefenschichten von Einems Persönlichkeit. So entsteht ein schillerndes Künstlerporträt der Nachkriegszeit, das neue Facetten in Einems faszinierender Biografie zeigt.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Venatrix in einem Regal.
  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein kompliziertes Genie

0

Musikjournalist und Autor Joachim Reiber stellt uns die Biographie eines Musikers vor, den er als „Komponisten der Stunde Null“ bezeichnet. Es handelt sich um Gottfried von Einem, der zu Beginn seiner ...

Musikjournalist und Autor Joachim Reiber stellt uns die Biographie eines Musikers vor, den er als „Komponisten der Stunde Null“ bezeichnet. Es handelt sich um Gottfried von Einem, der zu Beginn seiner Karriere noch von Hitler begeistert war und später dann ein entschiedener Gegner des Regimes wurde.

Gottfried von einem ist aber nicht nur ein begnadeter Dirigent und Komponist, nein er ist auch ein ewig Suchender und ein Zerrissener. Allerdings ist das nicht ganz verwunderlich, denn er ist ein sogenanntes „Kuckuckskind“ und stammt aus einem Seitensprung seiner dominanten Mutter mit einem Grafen Hunyadi. Seine wahre Herkunft erfährt er bei einer Verhaftung durch die Gestapo. Seiner Mutter wird mehrmals der Prozess gemacht - sowohl im Dritten Reich als auch dann in der Nachkriegszeit.
Gottfried von Einem hat Zeit seines Lebens ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Mutter. Auf der einen Seite hat sie, durch die Freundschaft zu Goebbels Schwester Lore beste Verbindungen andererseits kann er ihr das Verschweigen seiner tatsächlichen Herkunft nicht verzeihen.
So ist es kein Wunder, dass der Musiker ein schwieriges Verhältnis zu Frauen hat. Auch seinem einzigen Sohn Caspar (er wird später einmal Innenminister Österreichs) kann er wenig Gefühl entgegenbringen, hat er doch wenig Zuneigung in seiner eigenen Kindheit erfahren.

Meine Meinung:

Der Einstieg in das Buch ist nicht ganz einfach, da die Biographie nicht chronologisch nach Lebensdaten aufgebaut ist.
Die Kapitel, deren Überschriften zum Großteil Titel von Einems Werken sind, eigen immer wieder den Komponisten im Kontext der Zeit. Auszüge aus der umfangreichen Korrespondenz zeigen, dass von Einem einigen jüdischen Musikerkollegen in der Nazizeit geholfen hat.

Mir gefallen folgende Zitate am besten:
„Alles Leiden und Irren kommt jungen Menschen aus dem Wissen, Ahnen Führerlos zu sein, keinen verehrten Meister zu haben. Denn wo Verehrung ist, ist Streben nach Vollendung.“ (19. Juli 1940/Tagebuch G.V.E. S.94)
Oder „jedes Genie ist kompliziert und lässt sich schwer erziehen.“ (S. 98/Heinz Tietjen)

Interessant sind auch unterschiedlichen Reaktionen auf Gottfried von Einems Werke. Expertenmeinung trifft auf Publikum: Unterschiedlichste Wahrnehmungen auf beiden Seiten.
Den wirklichen Skandal wird dann die Oper „Jesu Hochzeit“ hervorrufen, die er nach dem Libretto seiner zweiten Ehefrau, Lotte Ingrisch, verfasst hat. Diese Oper grenzt im katholischen Österreich beinahe an Blasphemie.

Fazit:

Joachim Reiber ist eine interessante Biographie gelungen. Allerdings vermisse ich die Leichtigkeit, die ich in „Duett zu Dritt“ verspürt habe.

Veröffentlicht am 31.12.2017

Gottfried von Einem: Komponist der Stunde Null

0

Eine Biografie über einen Komponisten der Nachkriegszeit. Am Anfang geht das Buch sehr schwer zu lesen und man bekommt nur sehr schwer Zugang. Doch mit der Zeit gibt sich dies dann und das Lesen macht ...

Eine Biografie über einen Komponisten der Nachkriegszeit. Am Anfang geht das Buch sehr schwer zu lesen und man bekommt nur sehr schwer Zugang. Doch mit der Zeit gibt sich dies dann und das Lesen macht dann auch Spaß. Von einem ist ein sehr zerrissener Mensch, was sich auch teilweise in seinen Werken wiederspiegelt. Er ist 1918 geboren, wäre also heuer 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Jubiläum wurde dann auch das Buch herausgegeben. Der Komponist war zuerst ein glühender Hitlerverehrer, was sich dann aber im Laufe der Zeit verflüchtigte und er sich sogar wegen seiner Hetzkampagnen gegen das dritte Reich kurzzeitig in Haft befand. Lange wußte er nicht, dass sein Vater nur sein Ziehvater war. Sein Erzeuger war ein anderer, mit dem seine Mutter eine kurzzeitige Liason hatte. Von einem verehrte seine Mutter, liebte sie heiß und innig. Seine Mutter tätigte so machen Geschäfte, die mehr als undurchsichtig ware, Sie soll angeblich eine Doppelagentin gewesen sein. Sie saß auch einige Zeit im Gefängnis. Jedenfalls verfügte sie immer über massig Geld. Von Einems Verhältnis zu Frauen war stets ein gespaltenes. Seine erste Frau verstarb im Alter von 43 Jahren. Daraufhin verliebte er sich in ein 17 Jahre altes Mädchen. Später heiratete er Lotte Ingrisch. Seine Bühnenwerke waren alle große Erfolge, ob Dantes Tod, der Prozeß oder auch Kabale und Liebe. Seine Oper, Jesu Hochzeit wurde von den Kritikerin zerrissen und als Gotteslästerung dargestellt. Alles in allem war von Einem eine schillernde Persönlichkeit, die sich von Niemanden dreinreden ließ. In der Mitte des Buches sind wunderbare, sehr seltene Fotografien zu sehen, die meisten aus Privatbesitz. Von Einem starb am 12. 07. 1996, er hinterläßt einen Sohn, der heute in der Politik tätig ist. Am Ende des Buches ist eine mehrseitige Anmerkung, wobei sich der Leser über die  Werke und geschichtliche Daten informieren kann.