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Veröffentlicht am 01.01.2018

Pariser Geschichten

Der langsame Walzer der Schildkröten
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Nach dem großen Erfolg ihres Romans ist Joséphine mit ihren Töchtern in ein besseres Viertel in Mitten von Paris gezogen. Eigentlich hat sie sich in der Vorstadt wohler gefühlt, doch so langsam lebt sie ...

Nach dem großen Erfolg ihres Romans ist Joséphine mit ihren Töchtern in ein besseres Viertel in Mitten von Paris gezogen. Eigentlich hat sie sich in der Vorstadt wohler gefühlt, doch so langsam lebt sie sich ein. Den Tod ihres Mannes hat sie so langsam verwunden, obwohl der neue Mann in ihrem Leben ihr nicht so nahe ist, wie sie es sich wünscht. Mit ihrer Schwester Iris hat sie wenig Kontakt, diese hat sich in Behandlung begeben und ihr Mann Philippe ist mit dem gemeinsamen Sohn nach London gezogen. Für ein neues Buch fehlt Joséphine eine zündende Idee.

Joséphine zum Zweiten, nach den gelben Augen der Krokodile bekommen wir es hier nun mit dem langsamen Walzer der Schildkröten zu tun. In Joséphines neuer Umgebung wird sie kurz nach dem Umzug überfallen, sie tut die Sache als harmlos ab und sie muss erst von einer Freundin überzeugt werden, zur Polizei zu gehen. Nur wenig später wird die Lehrerin ihrer jüngeren Tochter Zoé tot aufgefunden. Es herrscht große Angst im Haus. Unbeirrt davon will Joséphine ihr Leben voranbringen, sie will ihre Frau stehen. Völlig durcheinander gerät sie durch einen unerwarteten, aber insgeheim ersehnten Kuss.

Nach dem liebenswert chaotischen ersten Band ist dieser zweite Band mit einer Reihe von Todesfällen ungleich düsterer. Immer noch sucht Joséphine ihren Weg. Den Entwicklungen fehlt allerdings die Leichtigkeit und der skurrile Witz, der nach dem ersten Band zu erhoffen gewesen wäre. Die Ausschweifungen wirken teilweise nicht sehr glaubwürdig und legen sich wie eine Bürde auf Joséphines eigentlich interessante Entwicklung. So schwankt man zwischen neugieriger und gefesselter Lektüre und der Versuchung, die unwichtig und allzu weit daher geholt erscheinenden Teile zu überblättern.

Nach einem witzig turbulenten ersten Band ein düsterer zweiter Band mit einigen Längen.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Der Waechter

Kellerkind
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Die Anwältin Rose Benninghoff wird in ihrer Wohnung ermordet. Im Keller findet die Polizei den Jugendlichen Oliver Baptiste, der wegen seiner blutbeschmierten Hände in Verdacht gerät. Doch kann ein so ...

Die Anwältin Rose Benninghoff wird in ihrer Wohnung ermordet. Im Keller findet die Polizei den Jugendlichen Oliver Baptiste, der wegen seiner blutbeschmierten Hände in Verdacht gerät. Doch kann ein so junger Mensch schon zum Täter werden? Der Junge verfällt zunächst in einen fast katatonischen Zustand und seine Erinnerungen an die Tatnacht sind äußerst lückenhaft. Der Vater, der so schnell wie möglich herbeieilt, ist keine große Hilfe. Als „hohes Tier“ scheint er zu meinen, er habe ein Anrecht auf eine Sonderbehandlung für sich und seinen Sohn. Damit kommt er Kommissar Waechter aber gerade recht. Gemeinsam mit seinen Kollegen versucht dieser genauestens zu ermitteln, was Oliver in der fraglichen Zeit getan haben könnte.

Bei dieser offensichtlichen Lage konzentriert sich die Polizei natürlich auf den Verdächtigen Oliver und seinen Vater. Etliche Auskünfte steuert die beste Freundin und Nachbarin der Toten bei. Doch immer, wenn sich etwas zu verdichten scheint, treten neue Hinweise zutage, die vieles wieder in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die Kommissare haben deshalb eine durchaus schwierige Aufgabe zu erfüllen. Kommissar Waechter versucht sich in die Tat und die möglichen Verdächtigen einzufühlen, stößt jedoch manchmal auch an seine Grenzen. Er und sein Kollege Brandl haben mitunter auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, was schon mal den klaren Blick auf den Fall etwas trüben kann.

Andere Beschreibungen zu Büchern der Autorin haben neugierig gemacht, deshalb wurde die Gelegenheit, sich mit ihrem Krimi-Debüt zu beschäftigen gerne wahrgenommen. Neugierig startet man die erste CD und beginnt langsam sich zu fragen, wo es mit diesem Fall hingehen soll. Vielleicht gingen die Erwartungen eher in Richtung eines leicht humorvollen Lokalkrimis und man hat sich somit selbst ein Bein gestellt. Denn dieser Roman ist schon ein beinharter Krimi, dessen geschickte Verschachtelung sich erst spät erschließt. Dennoch ist dieser Beginn einer Reihe interessant. Und die Leserin/Hörerin nimmt sich fest vor, künftig im Vorfeld genauer hinzuschauen.

Obwohl das Hörbuch von Richard Barenberg sehr einnehmend vorgetragen wird, entfaltet sich beim Hören kein rechter Bezug zu Handlung und zu den Personen. Erst nach und nach gewinnt die Handlung an Profil, so dass man schließlich doch neugierig wird, alle Zusammenhänge zu erkunden.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Baby vielleicht

Von Null auf Papa – Mutter gesucht!
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Bald hat Will sein dreißigstes Lebensjahr vollendet, er ist beruflich erfolgreich als Lebensberater tätig. Allerdings scheint es so als würden die guten Ratschläge, die er seinen Klienten gibt, bei ihm ...

Bald hat Will sein dreißigstes Lebensjahr vollendet, er ist beruflich erfolgreich als Lebensberater tätig. Allerdings scheint es so als würden die guten Ratschläge, die er seinen Klienten gibt, bei ihm nicht wirken. Eine richtig feste Beziehung hat er nicht und so ist er etwas neidisch auf seinen besten Freund Tom, der gemeinsam mit seiner Frau Barbara zwei aufgeweckte Kinder hat. Nun, wenn es mit den Frauen nicht so richtig klappt, wird Will das Pferd eben von hinten aufziehen. Er sucht nach einer Mutter für sein künftiges Kind.

Will, dessen Vater die Familie verlassen hat als er noch nicht einmal ein Jahr war, möchte seinem Kind etwas Besseres bieten. Eine sichere Familienbank sozusagen. Aber wie an das Kind kommen, wenn sich einfach keine Mutter finden lässt. Auf alle möglichen Gedanken kommt Will, angefangen von einer Anzeige übers Internet bis hin zu Blind Dates. Eher von mäßigem Erfolg gekrönt sind Wills Versuche und manchmal sehr zur Belustigung seines befreundeten Pärchens Tom und Barbara gibt er zum Besten, was er auf der Suche nach der idealen Mutter für sein künftiges Kind alles erlebt.

Gleich mit den ersten Sätzen wird die Ankunft des neuen Erdenbürgers gefeiert. Und als Will gegenüber von Tom mit seinem Plan herausrückt, löst das gleich ein Schmunzeln aus. Das ist doch mal eine Idee, der künftige Vater auf der Suche nach einer Mutter für sein geplantes Kind. Zwar bekommt den Eindruck, die gesuchte Mutter wird nur als Muttertier betrachtet und denkt, dass diese Art der Herangehensweise doch etwas verkopft ist. Wäre da nicht der witzige Tom, der seine Leiden als Familienvater beklagt und doch immer wieder betont, dass er dieses Leben um nichts in der Welt missen möchte, man könnte ein wenig an Wills Art verzweifeln. Erst nach und nach kapiert Will, dass ein paar Gefühle, die man zulässt, vielleicht eher zum Ziel führen als jeder Plan. Ob das Glück dabei möglicherweise bereits vor seiner Nase zu finden wäre, bleibt jedem überlassen zu entdecken. Mit der langsamen Entwicklung der Handlung entwickelt man auch große Sympathie für Will und verfolgt gerne, ob ihm irgendwann das Glück hold ist.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Die Profilerin

Das Mädchen aus dem Norden
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Nach Jahren des Studiums in England kehrt Sasza mit ihrer kleinen Tochter nach Danzig zurück. Erstmal möchte sie wieder ankommen, da erhält sie einen Auftrag, der sich bald als mysteriös herausstellt. ...

Nach Jahren des Studiums in England kehrt Sasza mit ihrer kleinen Tochter nach Danzig zurück. Erstmal möchte sie wieder ankommen, da erhält sie einen Auftrag, der sich bald als mysteriös herausstellt. Der Auftraggeber erweist sich bald als nicht der, dessen Persona er benutzte. Ob der Auftrag etwas mit dem Mord in einem Nachtclub zu tun hat, muss sich noch herausstellen. Doch die Beteiligten tauchen hier und dort auf. Und so beginnt Sasza gemeinsam mit der Polizei zu ermitteln. Die Spuren ergeben zunächst keine Klarheit und Sasza muss ihr ganzes Können aufbieten.

Die Probleme aus ihrer eigenen Vergangenheit glaubt Sasza überwunden zu haben. Diesen auf den ersten Blick einfachen Auftrag sollte sie mit Links wuppen können und das Geld kann sie gut gebrauchen, um sich in Ruhe nach einem richtigen Job umzusehen. Doch die Spuren weisen zurück in eine Vergangenheit, von der Sasza eigentlich nichts mehr wissen möchte. Was hat es mit einem Lied auf sich, das sich wie eine Art roter Faden für das Leben des Todesopfers zu ziehen scheint. Immer tiefer verstrickt sich Sasza in ihren Auftrag, ihre ganze Kraft steckt sie hinein und muss sich doch vor den Erinnerungen schützen.

Verzwickt und vertrackt entwickelt sich der Fall sowohl für Sasza als auch für die Polizei. Jeder kennt jeden in Danzig und jeder scheint etwas zu wissen. Doch es herrscht Schweigen und nur wiederwillig wird geredet. Nicht einfach bei den vielen kleinen Spuren und Hinweisen, den Überblick zu behalten und die Einzelteile zusammenzufügen. In eine etwas fremde Vorstellungswelt muss man sich begeben. Die Kenntnis des heutigen Polens ist möglicherweise nur aus Zeitungsartikeln vorhanden, über das eigentliche Leben dort ist nicht unbedingt viel bekannt. Zwar gewinnt man den Eindruck, dass die Autorin ihre Geschichte präzise geplant und niedergeschrieben hat, doch mangels eigner Kenntnisse sowohl der Lebensart, der Sprache und auch der etwas speziellen Art des Schreibens kann es sein, dass man sich als Leser nicht in die Geschichte hinein fühlen kann, nicht von ihr gepackt wird.

Der Wunsch, diesen sehr gut besprochenen Roman als Hörbuch kennenzulernen, mag sich als sinnvoll erweisen. Fröhlich und jugendlich wirkt die Erzählung der Vorleserin, die damit durchaus zu Sasza passt.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Freunde fürs Leben

Shotgun Lovesongs
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In ihrer Jugend waren sie beste Freunde: Henry, Lee, Ronny und Kip. Natürlich war ihre Verbindung nicht mehr so eng als sie älter wurden. Eines Tages jedoch kommt Kip nach hause. Er hat die Mühle gekauft ...

In ihrer Jugend waren sie beste Freunde: Henry, Lee, Ronny und Kip. Natürlich war ihre Verbindung nicht mehr so eng als sie älter wurden. Eines Tages jedoch kommt Kip nach hause. Er hat die Mühle gekauft und renoviert. Und er will heiraten. Er gibt einen Junggesellenabschied, mit dem er sich den Unmut seiner Freunde zuzieht. Ronny, der nach einem Unfall beim Rodeo nicht mehr so ist wie zuvor, soll nicht dabei sein. Das können und wollen die Freund nicht gutheißen und dulden. Doch die einst tiefe Freundschaft bekommt Risse. Und so werden Kip und Felicity nicht zu Lees Hochzeit nach New York eingeladen.

Freundschaft ist manchmal das Wichtigste im Leben, auch wenn nicht immer alles deutlich ausgesprochen wird. Mitunter bedarf es auch keiner großen Worte, man versteht sich auch so. Aber auch Freunde können Geheimnisse voreinander haben. Lee, der inzwischen ein berühmter Musiker ist, scheint am meisten an der Heimat Wisconsins zu hängen. Immer wieder zieht es ihn zurück, nur hier in der Ruhe und Weite kann er seine Batterien aufladen. Henry dagegen ist kaum je vom Land weggekommen. Träumt er nicht manchmal von einem Abenteuer. Ronny schien seinen Weg gemacht zu haben, vor seinem Unfall. Und Kip tut viel für den äußeren Schein.

Bücher über Männerfreundschaften haben etwas besonderes, deshalb bieten sie für Leser, denen genau dieses liegt, ein besonderes Leseerlebnis. Andere wiederum, die eher anderen Thematiken zugeneigt sind, aber gerne mal einen Ausflug in ein anderes Genre unternehmen, finden vielleicht nicht sofort einen Zugang zu dem Buch. Zunächst sacht in Schilderungen dahin plätschernd entwickelt sich nur nach und nach eine Dramatik, die dann jedoch mehr mitreißt als man zu diesem Zeitpunkt erwartet. Dennoch wirkt der Roman manchmal wie ein Freundschaftsbrainstorming, in dem nicht immer alles so friedlich und freundschaftlich ist wie es scheint. Eine durchaus interessante Lektüre, die einen tiefen Einblick in die lange Freundschaft der vier Männer gewährt.