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Veröffentlicht am 02.05.2019

Literarische Herausforderung

Der Distelfink
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Der dreizehnjährige amerikanische Theo Decker besucht mit seiner Mutter Audrey ein Museum für bildende Künste in New York. Seiner Mutter gefällt ein Bild, auf dem ein Distelfink abgebildet ist. Während ...

Der dreizehnjährige amerikanische Theo Decker besucht mit seiner Mutter Audrey ein Museum für bildende Künste in New York. Seiner Mutter gefällt ein Bild, auf dem ein Distelfink abgebildet ist. Während sie gemeinsam das Bild betrachten, sieht Theo einen älteren Herrn, der mit einem Mädchen durch das Museum schreitet. Theo und das Mädchen beobachten sich. Plötzlich löst eine Explosion eine Katastrophe aus. Theos Mutter wird zum Opfer der Explosion. Zwischen den Trümmern sieht Theo den Mann und das Mädchen wieder. Allerdings kommt der alte Mann ebenso ums Leben. Theo gelingt es nach der Explosion das Gemälde mit dem Distelfink mitgehen zu lassen. Auf längere Zeit leidet Theo unter dem Vorfall und dem Tod seiner Mutter und ist einige Jahre traumatisiert davon. Er wächst in einer Pflegefamilie auf, weil sein Vater vor längerer Zeit die Familie verlassen hat. Das Leben von Theo wird zu einer Achterbahnfahrt. Man könnte sagen, das Leben gleitet ihm aus den Händen. Mit dem Gemälde Der Distelfink und andere Kunst versucht Theo Trost zu finden.
Donna Tarrt ist eine amerikanische Autorin, die bisher drei Romane mit „Der Distelfink“ geschrieben hat. Mit diesem intensiven und ausführlichen Roman erzählt die Autorin über einen Menschen, der durch Höhen und Tiefen seines Lebens geht. Zu seinen ersten Tiefen gehören der Verlust der Mutter und das Verschwinden des Vaters. Immer wieder sind andere Menschen um Theo, aber eigentlich ist er einsam, traurig und fühlt sich schuldig. Kriminelle Momente lassen ihn sozial abrutschen. Sein Leben kommt nicht wirklich in normale Bahnen. Bilder und alte Möbel begleiten ihn seit dem Unfall im Museum sein ganzes Leben. Die Autorin legt der Leserschaft ein ganzes Leben einer Figur vor, und zeigt auf, wie ein Leben sich in Katastrophen katapultiert, wenn Trauer, Einsamkeit und der Umgang mit gewissen Menschen einen beeinflussen. Eine ausprägende und ausführliche Erzählweise in diesem über tausend Seiten langen Roman bringen einen an die Grenze, ob man diesen Roman mag oder nicht. Beim Lesen passiert es nicht zu wenig, dass man mit den Gedanken abschweift. Kleine Effekte von Ereignissen motivieren, diesen Roman bis zum Ende zu lesen. Aber dieser Roman ist geschrieben, als ob man einen Film in Zeitlupe schauen würde. Ausführliche Erzählweise kann lesenswert sein, aber es kommt dann auf die Figuren und die Settings an.
Der Roman war meinerseits zu detailliert und ausführlich erzählt worden. Trotzdem ist die Figur Theo Decker eine starke Figur in unterschiedlichen Facetten dargestellt. Für die nächste Zeit schaue ich mir lange Romane genauer an. Ein solcher Roman mit minder Spannung und großer Überlänge wird bei mir eine Seltenheit bleiben. Von diesem Roman habe ich mehr erhofft.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Eine Mutter, die durch ein Tagebuch spricht

Für alle Tage, die noch kommen
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Max und Eleanor waren einst ein glückliches Ehepaar, deren Glück sich vergrößerte, als sie beide Eltern einer Tochter werden. Sie nennen ihr Kind Melissa. Dieses Glück währt nicht lange, denn Eleanor erkrankt ...

Max und Eleanor waren einst ein glückliches Ehepaar, deren Glück sich vergrößerte, als sie beide Eltern einer Tochter werden. Sie nennen ihr Kind Melissa. Dieses Glück währt nicht lange, denn Eleanor erkrankt an eine aggressive Krebsart. Sie beginnt an Tagebuch zu schreiben, das eines Tages ihre Tochter Melissa bekommen soll. Max unterstützt seine Frau, soweit es geht, trotz seines Berufs als Professor an einer Hochschule, die für ihn schon eine Art Berufung bedeutet. Als Eleanor stirbt, ist Melissa gerad einmal acht Jahre alt. In der Gegenwart liest Melissa das Tagebuch, dass sie mit ihrem fünfundzwanzigsten Lebensjahr von einem Rechtsanwalt ihrer Mutter bekommt, der dieses Buch jahrelang für sie aufbewahrt hat. Des Weiteren enthält dieses Tagebuch eine geheime Botschaft.
Teresa Driscoll erzählt eine Geschichte, bei der die Eltern Max und Eleanor und ihre Tochter Melissa im Mittelpunkt stehen. Allerdrings wird dieser Teil der Geschichte aus der Vergangenheit erzählt. In der Gegenwart handelt die Geschichte aus der Perspektive der Tochter, die mittlerweile erwachsen ist. Sie bekam nun das Tagebuch ihrer Mutter, die es im Zeitraum ihrer Krebserkrankung bis zu ihrem Tod schrieb. Die beiden Frauen verbindet ein Gentest, den ihre Mutter damals unternahm. Ihre Mutter empfiehlt ebenfalls zu diesem Gentest indirekt durch das Tagebuch, damit Melissa sich keine Sorgen machen muss, ob sie ebenfalls das Gen des Krebses in sich trägt. Melissa steht mitten im Leben. Ihr Vater Max stand vom Tag des Todes von Eleanor an ihrer Seite, wobei er teilweise eine Randfigur in der Geschichte darstellt. Er erzählt von seiner Arbeit und den Bezug zu Frauen – seiner Ehefrau und den Kolleginnen an der Hochschule. Das Verhältnis zwischen dem Ehepaar und Melissa war immer herzlich und liebevoll. Und später als Melissa erwachsen ist, haben Vater und Tochter immer noch ein gutes Verhältnis. In der Geschichte stört mich der Schreibstil, weil dieser auf mich allgemein ohne Spannung und Lebendigkeit wirkt, so als ob man auf einem Lautstärke-Level erzählen würde. Mir ist bewusst, dass das Thema Krebs im allgemeinen, und in der Geschichte im Besonderen eine ernste Angelegenheit ist. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass entweder die Geschichte zwischendurch mit lustigen oder dramatischen Elementen dargestellt worden wären. Mein Eindruck war, dass das Tagebuch im Mittelpunkt zwischen Mutter und Tochter stand, und der Vater eine zweitrangige Rolle spielte. Obwohl das Leben von Melissa in der Gegenwart ebenfalls erzählt wird.
Aufgrund meiner Kritikpunkte kann ich dem Roman leider nur dreieinhalb Punkte geben, weil ich mit dem Erzählstil nicht in den Bann gezogen wurde, und somit die Unterhaltung durchschnittlich beim Lesen gewesen ist.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Auftakt einer Neapolitanischen Saga

Meine geniale Freundin
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Im ersten Band dieser Saga erzählt die Autorin Elena Ferrante die Kindheit und Jugendzeit der beiden Freundinnen Elena Greco und Raffaella Cerula – genannt Lila – in einem kleinen Stadtteil im italienischen ...

Im ersten Band dieser Saga erzählt die Autorin Elena Ferrante die Kindheit und Jugendzeit der beiden Freundinnen Elena Greco und Raffaella Cerula – genannt Lila – in einem kleinen Stadtteil im italienischen Neapal. Im Viertel leben mehrere Familien mit ihren Kindern, wobei die meisten Familien mindestens drei Kinder haben. Die beiden Freundinnen wurden während des Zweiten Weltkrieges hineingeboren, und erleben nun die Nachkriegszeit in Neapel. Lilas Vater besitzt eine Schusterwerkstatt, und Elenas Vater arbeitet als Pförtner. Lila wird dazu erzogen, in das Handwerk der Familie hineinzuwachsen, was ihr auch Spaß macht. Aber noch mehr Ehrgeiz zeigt sie für die Schule, für Sprachen und unterschiedliche Wissensgebiete. Irgendwann soll Lila nur noch in der Werkstatt mit ihrem Bruder Rino arbeiten. Dagegen darf Elena sogar später zum Gymnasium gehen, was sie sich allerdings erkämpfen musste. Als beide Mädchen in die Pubertät kommen, entsteht ein kleiner Konkurrenzkampf, zumindest aus der Sicht von Elena, weil Lila bei Jungen mehr Chancen hat als Elena. Elena wirkt schüchtern, und geht distanziert auf die Jungen los. Zwischen den Familien existiert auch Ärger, denn unter ihnen ist ein Familienvater, der zum Mörder wurde, und mittlerweile im Gefängnis seine Strafe absitzt. Aufgrund dessen gehen sich die jungen Leute in dem Viertel zum Teil aus dem Weg.
Man könnte meinen, Elena Ferrante erzählt ihre eigene Familiengeschichte der fünfziger Jahre im letzten Jahrhundert. Einfache Handwerker- und Kaufmannsfamilien bilden diese Geschichte, wobei allerdings beim Lesen der Überblick bei den neun Familien und ihre Kinder manches Mal verloren gehen, obwohl am Anfang des Buches kurze Beschreibungen der Familien aufgestellt sind. Somit ist es beim Lesen eine kleine Herausforderung, die Familien, vor allem die Kinder, auseinander zu halten. Ebenso wirkt der Erzählstil eher monoton, denn es ist eher ein Erzählstil, der die Ereignisse beschreibt. Es fehlt an Höhen und Tiefen in den Szenen. Die Figuren entwickeln sich zwar weiter, aber es fehlt eine gewisse Spannung. Dadurch wirkt der Roman teilweise langatmig und langweilig.
Da dieser Band der Auftakt ist, und der zweite Band bereits vorliegt, hoffe ich, dass die Geschichte interessanter und spannender wird, wenn die beiden Freundinnen nun älter und reifer werden. Ohne Vorbehalte werde ich nun direkt im Anschluss den zweiten Band im aktuellen Monat lesen, um ja nicht den Faden zu verlieren.

Veröffentlicht am 01.01.2018

Schicksalhafter Sommer

Solange wir lügen
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Die wohlhabende Cadence Sinclair lebt mit ihrer Mutter Penny und deren Hunden in Burlington am Meer. Ihre Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt, wobei ihr Vater in einer neuen Beziehung lebt. Penny ...

Die wohlhabende Cadence Sinclair lebt mit ihrer Mutter Penny und deren Hunden in Burlington am Meer. Ihre Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt, wobei ihr Vater in einer neuen Beziehung lebt. Penny ist die jüngste von drei Töchtern. Carrie die Älteste und Bess die mittlere. Carrie und Bess leben ebenso in Familie mit Kindern. Allerdings ist Cadence das älteste Enkelkind der Familie. Geld macht nicht glücklich wie man bei dieser Familie feststellt, denn hinter jeder Familienfassade verbergen sich Konflikte und Neid. Eines Tages bekommt die Familie noch mehr Risse, als Cadence durch einen tragischen Unfall ihre Erinnerungen verliert. Zum Glück gibt es noch Gat, der mehr oder weniger zur Familie gehört. Bevor der Unfall passierte standen sich Cadence und Gat relativ nahe. Aber der Unfall veränderte beide Jugendliche. Nach und nach versucht Cadence dahinter zu kommen, warum der Unfall passierte. Für sie bleibt es ein unvergesslicher Sommer.
E. Lockhart schrieb einen Jugendroman mit kurzen spannenden Momenten, aber es bleibt in weiten Teilen der Geschichte unspektakulär. An sich wird der Roman in leichter Erzählweise und in einer sommerlichen Atmosphäre geschildert. Verwöhnte Teenager und neidische Schwestern beziehungsweise Tanten stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Großvater Harris versucht die Wogen zu glätten, aber es wird schlimmer als er dachte. Beim Lesen bekommt man das Gefühl, dass teilweise zu viel um Szenen herum erzählt wird ohne jegliche Substanz. Dadurch wirkt die Geschichte mittelmäßig.
Dieser Jugendroman ist eher ein Lesehappen als ein Lesehighlight. Eher ein Jugendroman für 12 bis 14jährige Leserinnen, die kleine familiäre Streitigkeiten und Schicksale gerne lesen. Teilweise wirkt der Roman wie ein Jugendkrimi, aber zu wenig ausgereift.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Komplexe fiktive Geschichte mit wahren Begebenheiten

Die Verschwörung von Shanghai
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Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt ...

Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt im Jahr 1931 in Shanghai. In Shanghai agieren Besatzer, die Kommunisten und die Funktionäre der Volksmacht. Im Mittelpunkt steht der Pressefotograf Hsueh, der zum Spielball innerhalb der französischen Konzession – als Polizeispitzel – einer weißrussischen Geschäftsfrau und einer chinesischen Geliebten wird. Wobei anzumerken ist, dass die Weißrussin ebenso Hsuehs Geliebte darstellt. Auslöser der Entwicklungen in dem besagten Jahr ist ein Mordopfer im Hafen von Shanghai. Als Hsueh die Zeitung aufschlägt, stellt er fest, dass er die Witwe des Mordopfers bereits auf dem Schiffsdampfer gesehen hat. Heimlich fotografierte er die Frau. Von ihrer Schönheit vom ersten Augenblick an geblendet, geht er der Frau nach. Es stellt sich heraus, dass sie eine weißrussische Waffenhändlerin mit dem Namen Therese ist. Gleichzeitig ist sie Hsuehs Geliebte, aber nicht nur seine Geliebte. Ihr Zweitname ist Lady Holly. Aufgrund dessen, dass Hsueh bei der Presse arbeitet, bekommt er eher Insiderwissen als andere Bürger Shanghais. Somit wird er von der französischen Polizei indoktriniert, um einerseits hinter den Geschäften von Therese zu kommen, und andererseits gerät er in politische Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Kuomintang – eine revolutionäre Partei – und den Anhängern der Volksmacht. Hsuehs zweite Geliebte ist Leng, die ebenso zwischen die Fronten gerät wegen ihres ersten Ehemanns, der der Volksmacht angehörte. Leng entwickelt sich ebenso als Spielball zwischen den Gruppierungen.
Xiao Bai zeigt einen Teil der asiatischen Geschichte vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, der für die Mehrheit der Leserschaft eher unbekannt ist. Französische Konzession, die Briten, die Volksmacht und die revolutionäre Bewegung im damaligen China bilden diesen komplexen Roman. Hauptprotagonist ist der Pressefotograf Hsueh, um den herum das Geschehen aufgewirbelt wird, weil er sich manches Mal mit den falschen Leuten einlässt. Schutz findet er in der Regel bei der französischen Polizei. Momente der Liebe findet er bei Therese, und Momente der Zweisamkeit sind für kurze Dauer bei Leng. Therese stellt eine dominante und nicht ungefährliche Geschäftsfrau dar. Leng dagegen muss zwischenzeitlich mit ihrem Leben kämpfen. Lengs Mann wurde Opfer von Folter und Demütigungen, die auch Leng noch zu spüren bekommt. Nach der ersten Hälfte des Romans wird die Geschichte verständlicher, und zum Ende hin sogar rasant und spannend erzählt.
Man merkt, dass dieser Roman kein leichter Lesestoff ist, und nicht eben nebenher gelesen werden kann. Entweder liest man den Roman in einem Rutsch, oder setzt Pausen zum Nachdanken und Absacken ein. Mit Fragen und Verwirrungen steht man trotzdem am Ende Nach meiner Erfahrung bietet es sich an, diesen Roman nach einiger Zeit nochmal zu lesen, um die geschichtlichen Hintergründe genauer verstehen zu können. Ohne historische Hintergründe, die in einem Anhang im Buch kurz umschrieben werden, kommt man nicht aus. Begrüßenswert ist auch das Personenregister im Anhang, um die einzelnen Figuren einordnen und verstehen zu können. Hilfreich sind auch die Funktionen der Figuren. Da dieser Roman auf wahre historische Begebenheit beruht, die ebenso nicht leicht zu verstehen sind. Dennoch stellt man fest, dass der Autor sich Mühe gibt, einen unterhaltsamen Roman darzubieten. Fazit: anspruchsvoll, lehrreich und nachdenklich.