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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Entgegen jedem Standesdünkel

Poldark - Abschied von gestern (Poldark-Saga 1)
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Ross Poldark kommt nach dem Krieg aus Amerika zurück nd findet nichts mehr so vor, wie er es verlassen bzw. erträumt hat. Sein Vater ist während seiner Abwesenheit gestorben, der Besitz in einem erbärmlichen ...

Ross Poldark kommt nach dem Krieg aus Amerika zurück nd findet nichts mehr so vor, wie er es verlassen bzw. erträumt hat. Sein Vater ist während seiner Abwesenheit gestorben, der Besitz in einem erbärmlichen Zustand und seine Angebetete ist die Braut eines Anderen. Trotz dieser Widrigkeiten versucht er seinen Besitz zu halten, setzt sich über gesellschaftliche Konventionen hinweg und hat dadurch so manche Hürde zu nehmen.
Winston Graham lässt die Geschichte um 1780 in Cornwall spielen und ihm gelingt es durch die Wortwahl und die Dialoge recht gut den Leser in diese Zeit zurückzuversetzen. Hier nur ein Beispiel zur Umschreibung, dass man im Streit auseinandergegangen ist: „Wir schieden in gegenseitiger Abneigung.“ Der Leser muss gewillt sein sich darauf einzulassen. Ich fand das mitunter recht amüsant. Was mich allerdings gestört hat, waren die ellenlangen Beschreibungen der Gegend, der Natur und der Kleidung. Ich gebe es zu: da bin ich über die Absätze geflogen. Diese Passagen habe meine Lesefreude etwas getrübt. Die Dialoge zwischen den handelnden Personen waren dagegen angenehm, zum Teil spritzig und sehr unterhaltsam.
Ross, so zielbewusst, geradlinig und wortkarg er auch sein mag, gefällt mir als Romanfigur. Wenn er auch manchmal wie ein rüder Brummbär auftritt, so hat er doch einen weichen Kern.
Für alle Leser, die sich in das 18.Jahrhundert zurückversetzen lassen wollen, ist dies hier ein recht unterhaltsamer Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lesbar, hat mich aber nicht überzeugt

Straße nach Nirgendwo
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Sheridan Grant, aufgewachsen als Adoptivkind auf einer Farm in Nebraska, verlässt am Morgen des Heilig Abend die Ranch und will ihr Glück als Sängerin in New York versuchen. Doch genau an dem Tag begeht ...

Sheridan Grant, aufgewachsen als Adoptivkind auf einer Farm in Nebraska, verlässt am Morgen des Heilig Abend die Ranch und will ihr Glück als Sängerin in New York versuchen. Doch genau an dem Tag begeht ihr Bruder Esra einen blutigen Amoklauf bei dem die halbe Familie und Mitarbeiter der Farm lebensbedrohlich verletzt und sogar getötet werden.
Von der Polizei gesucht und von der Presse gejagt und verleumdet, beginnt für Sheridan eine lange Reise/Flucht durch ganz Amerika. Da sie nie richtige Freunde hatte, ist sie dabei allein auf sich gestellt.
Der zweite Handlungsstrang bezieht sich auf den ermittelnden Beamten Jordan Blystone. Auch er lernt sich, seine Familiengeschichte und seinen wahren weiteren Weg erst im Laufe der Ermittlungen kennen.
Ich muss sagen, dass mich dieser Roman nicht wirklich überzeugen konnte. Die Geschichte ist streckenweise, insbesondere wenn Sheridan von ihren Selbstzweifern überfallen wird - eher und zäh und langatmig geschrieben. Mitleid konnte ich mit dem Mädel an keiner Stelle aufbringen, eher fühlte ich mich genervt. Die Handlung ist oft unglaubwürdig und es gibt für meinen Geschmack zu viele Zufälle.
Unglaubhaft fand ich die Person des Detektivs. Am Anfang fand ich ihn noch recht sympathisch als er souverän, gefestigt und erfolgreich beschrieben wird. Dann wird dem Leser aber vermittelt, dass er ebenfalls erst zu sich, seinen Gefühlen und seinen Wurzeln finden muss. Irgendwie fand ich das nicht glaubhaft und mit der Person vereinbar.
Der Roman ist zwar unterhaltsam, ich hatte mir von dem Buch aber mehr erhofft.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschichte mit Roman verbunden

Der Jahrhundertsturm
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Am Anfang ist der Leser von der Dicke des Romans "erschlagen". Uff, Handgelenke sind gefordert.
Die Geschichte: Alvin von Briest wird am Sterbebett seines Vaters von diesem enterbt. Er lernt bei der Beerdigung ...

Am Anfang ist der Leser von der Dicke des Romans "erschlagen". Uff, Handgelenke sind gefordert.
Die Geschichte: Alvin von Briest wird am Sterbebett seines Vaters von diesem enterbt. Er lernt bei der Beerdigung seines Vaters den jungen Bismarck kennen.
Und hier nun mein Lob - die Erzählweise der Dialoge, die Wortwahl, da konnte ich mir den Birmarck richtig vorstellen. Ich konnte ihn sprechen hören. Prima gemacht!
Es wird die Geschichte des Ausbaus des Schienennetzes, einerseits die Liebe einiger zu dieser neuen Technik anderseits die Ablehnung der Anderen zu dieser Entwicklung.
Das Ganze wird im Laufe der Handlung gepaart mit Liebe/Liebeleien.
Insgesamt fand ich das Buch zwar gut geschrieben, aber zum Teil waren die Ausführungen zu ausschweifend. Außerdem haben mir die vielen ellenlangen Sätze nicht so gut gefallen. Manche hab ich mehrmals gelesen, um sie zu verstehen.
Der Leser ist am Anhang des Romans schon ganz schön herausgefordert - viele Handlungsorte und Personen. Ehe sich im Laufe der Handlung die Akteure zusammenfanden.
Insgesamt würde ich sagen, dass dies kein Buch für Zwischendurch ist, sondern die ganze Aufmerksamkeit des Lesers herausfordert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei Seiten einer Medaille

Jagd
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Der Anfang, die Beschreibung der Folterung des Politikers Ingemar Lerberg, ist sehr detailliert und brutal - ganz nach meinem Geschmack.
Danach ist der Leser aber stark gefordert, denn die Handlungsstätten ...

Der Anfang, die Beschreibung der Folterung des Politikers Ingemar Lerberg, ist sehr detailliert und brutal - ganz nach meinem Geschmack.
Danach ist der Leser aber stark gefordert, denn die Handlungsstätten wechseln sehr rasch u. wie auch die handelnden Personen und die behandelten Vermisstenfälle. Zwei Frauen verschwinden spurlos, eine davon vor fast 20 Jahren. Es gibt aber Parallelen zwischen den beiden Vermisstenfällen.
Nun beginnen die Kripo-Analythikerin Nina und die Reporterin Annika, jeder auf seine Weise, mit der Recherche der beiden Fälle.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen die Veränderungen der jounalistischen Tätigkeit bedingt durch die neuen Medien (Internet, Netzwerke ...) dem Leser deutlich zu machen. Leider ging dies aber zu Lasten der Spannung des Buches.
Mit der Person Nina konnte ich mich besser "anfreunden", da hier die Handlung und Schlussfolgerungen nachvollziehbarer waren.
Beide Ermittlerinnen sind >wenn auch auf unterschiedlichen Wegen< zu weiteren Erkenntnissen in den Vermisstenfällen gekommen.
Aber am Ende der Geschichte ist mir immer noch nicht richtig klar, warum die Politikerfrau sich mit der Russenmafia eingelassen hat u. wofür sie so unwahrscheinlich viel Geld brauchte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

was bei Süskind die Nase, sind hier die Ohren

Still - Chronik eines Mörders
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Der Protagonist, Karl Heidemann, leidet bereits vor der Geburt an einem überempfindlichen Gehör. Bereits im Mutterleib leidet er wegen des hörbaren Herzschlags seiner Mutter. Die Kindheit verbringt er ...

Der Protagonist, Karl Heidemann, leidet bereits vor der Geburt an einem überempfindlichen Gehör. Bereits im Mutterleib leidet er wegen des hörbaren Herzschlags seiner Mutter. Die Kindheit verbringt er in völliger Stummheit und Isolation im Keller seiner Eltern. Doch auch hierher dringen noch immer Geräusche hinunter, die ihm unsagbare Qualen bescheren. Erst als er den nassen Selbstmord seiner Mutter u. dabei den Frieden in ihrem Gesicht entdeckt, ist dies der Auslöser für ihn auch bei anderen Menschen diesen Frieden zu "erwecken". Es beginnt eine endlos lange Suche nach dem inneren Frieden, bei dem er zum Massenmörder wird.
Das Buch ist keine leichte Lektüre. Die Geschichte hat mich beim Lesen sehr stark an "Das Parfum" von Patrick Süskind erinnert. War bei Süskind's Mörder die Nase der Auslöser für die vielen Morde, sind es hier die Ohren, die einen Menschen zum Massenmörder werden lassen.
Ich habe mich beim Lesen sehr schwer mit den ellenlangen Schachtelsätzen getan. Diese Schreibweise war/ist mich etwas zu anstrengend. Man muss nicht alles, was man ausdrücken will in einen Satz legen.
Insgesamt ist es lesenswert, da es Thomas Raab recht gut gelingt die z.T. sehr naive Denkweise der handelnden Personen recht nahe zu bringen.