Profilbild von vielleser18

vielleser18

Lesejury Star
offline

vielleser18 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit vielleser18 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2018

Nicht nur das Cover ist wunderschön...

Die Blütentöchter
0

Heilbronn, 1333. Die Drillinge Clementia, Imagina, und Eilika sind 16 Jahre alt und sollen bald verheiratet werden. Doch dann kommt der Wanderprediger Aladus nach Heilbronn und eine zufällige Begegnung ...

Heilbronn, 1333. Die Drillinge Clementia, Imagina, und Eilika sind 16 Jahre alt und sollen bald verheiratet werden. Doch dann kommt der Wanderprediger Aladus nach Heilbronn und eine zufällige Begegnung mit der Magd Irma verändert das Leben der Drillinge. Alardus prophezeit den Heilbronnern, dass die Drillinge Unheil über die Stadt bringen werden und als kurz darauf die Stadt von Hochwasser heimgesucht wird, geraten die Mädchen in höchste Gefahr. Nur mit Glück können sie fliehen - werden jedoch auseinander gerissen.

Joel Tan hat bereits mehrere historische Romane geschrieben. Dies ist allerdings der erste, den ich gelesen habe. Und ich habe mich gleich wohl damit gefühlt. Die Autorin kann fesselnd und interessant erzählen. Ich konnte mir alles sehr lebendig vorstellen und habe mitgefiebert beim Lesen. Der Schreibstil ist abwechslungreich und der historische Kontext passt. Im Anhang erläutert sie noch einmal historische Begebenheiten. Dafür bin ich immer sehr dankbar, denn so kann man Wahrheit und Fiktion aus dem Roman besser einordnen. Ein Glossar mit den mittelalterlichen Begriffen schliesst sich daran an.

Die Spannungselemente und immer wieder neue Wendungen sorgen dafür, dass man immer weiter lesen möchte. Die 465-seitige Geschichte lässt sich schnell lesen - und irgendwie mochte ich auch kaum auftauchen aus dieser Geschichte - sie ist so schön, genauso wie das farbige Blütencover, das auf die Kunst der Drillinge anspielt, in unterschiedlichen Arten Blüten gestalten zu können. Diese Kunst verbindet sie und hilft ihnen nach der Flucht.

Eingeflochten in die Geschichte sind auch politische Ränke, die Macht des Einzelnen, Irrglaube, Liebe, Ängste, mittelalterliche Strafen und das Leben des kaiserlichen Hofes. So deckt der Roman eine großes Spektrum ab und diese Mischung ist äußerst interessant zu Lesen.
Von mir gibt es eine 5-Sterne Leseempfehlung !

Veröffentlicht am 06.12.2017

Interessant und unterhaltsam

Grimms Morde
0

Jakob und Wilhelm Grimm leben in Kassel, ihre Märchensammlung ist vor kurzer Zeit erschienen. Da wird die ehemalige Mätresse des gerade verstorbenen Kurfürsten tot im Bergpark Wilhelmshöhe gefunden - grausam ...

Jakob und Wilhelm Grimm leben in Kassel, ihre Märchensammlung ist vor kurzer Zeit erschienen. Da wird die ehemalige Mätresse des gerade verstorbenen Kurfürsten tot im Bergpark Wilhelmshöhe gefunden - grausam mit Kerzenwachs ermordet und bei ihr liegt ein Zettet mit einem Zitat aus einem eher unbekannten Märchen. Die Grimms sind entsetzt und versuchen herauszufinden, wer hinter dem Mord steht, auch deshalb, weil sie selber unter Verdacht stehen.

Im fernen Münster leben die Schwestern Annette und Jenny von Droste-Hülshoff. Die beiden haben das Märchen, aus dem das Zitat stammte, und auch ein paar andere, einst den Grimm-Brüdern für die Märchensammlung übersandt. Daher sind auch sie schockiert und neugierig, was es damit auf sich hat. Annette, die gerade erst langsam aus ihrer Lethargie und ihrer depressiven Zeit erwacht, nachdem ihr im letzten Jahr übel mitgespielt worden ist, und Jenny reisen nach Kassel um Jakob und Wilhelm zu helfen. Doch sind sie dort willkommen ? Begeben sie sich nicht selbst in Gefahr ?

Tanja Kinkels neuer Roman dreht sich um Morde, die in Kassel stattfinden. Doch auch wenn die Toten im Mittelpunkt stehen und Dreh- und Angelpunkt sind, sind es vor allem die Randgeschichten, die Informationen über die Grimm-Brüder und die Droste-Schwestern, das historische Stadtbild und die Lebensweise, die politischen Verhältnisse und die zurückliegende Napolonische Zeit, die den Roman so interessant und unterhaltsam machen.

Die Autorin lässt durch wechselnde Sichtweisen Einblicke in das Leben ihrer Protagonisten zu. In ihre Gemütslagen, Beweggründe, ihr Alltagsleben. Mal Jakob, mal Wilhelm, mal Annette, mal Jenny.
Für mich war das alles sehr authentisch erzählt und ich konnte mir die Figuren sehr gut dabei vorstellen. Auch wenn die eigentliche Handlung natürlich reine Fiktion ist, ist vieles von dem "Drumherum" von der Autorin sehr gut recherchiert worden.

Mein Fazit:
Die Dialoge, die Geschehnisse, die Rahmenhandlung, die Begebenheiten, die Atmospähre und das Umfeld in Kassel - es war alles stimmig und einfach rund. Die Geschwisterpaare habe ich fast bildlich vor Augen gehabt und der Roman hat mich noch neugieriger auf die beiden gemacht. Die Ermittlungen und der Mord haben Spannung in die Geschichte hineingebracht, aber ich empfand gerade die vielen Randgeschichten als sehr unterhaltsam.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Facettenreich und fesselnd

Das Geheimnis des Winterhauses
0

Ellinor ist Mitte dreißig und verheiratet mit Gernot. Sie leben in Wien. Ihr größter Wunsch nach einem Kind ist bisher noch nicht in Erfüllung gegangen. Als ihre Freundin und Großcousine Karla ernsthaft ...

Ellinor ist Mitte dreißig und verheiratet mit Gernot. Sie leben in Wien. Ihr größter Wunsch nach einem Kind ist bisher noch nicht in Erfüllung gegangen. Als ihre Freundin und Großcousine Karla ernsthaft erkrankt, bietet sie sich als Spenderin für eine NIere an. Da beichtet ihr ihre Mutter, dass sie mit Karla nicht blutsverwandt ist. Ellinors Großmutter Dana war nur ein adoptiertes Kind der Familie Parlov. Ellinor lässt diese Erkenntnis keine Ruhe und sie begibt sich auf Spurensuche. Eine Suche, die sie erst nach Kroatien und dann nach Neuseeland führt.
Gernot ist von ihren Recherchen wenig begeistert, doch er begleitet sie am Ende doch nach Neuseeland.
Nach und nach gräbt Ellinor die Geschichte von Dana, deren Mutter und Vater aus. Sie findet Spuren, Hinweise, Tagebücher, andere Menschen, die mit ihr verwandt sind und auf diesem Weg ändert sich für Ellinor alles. Vergangenheit und Zukunft.

Dieser Roman besticht vor allem mit seinem Facettenreichtum. Sarah Lark hat viele Stilmittel mit hinein gearbeitet, um die Vergangenheit wieder lebendig zu machen. So wird diese von einer alten Frau erzählt, es gibt ein Tagebuch, aber auch Briefe und ein Buch vermitteln die Ereignisse von damals. Ellinor, die Protagonistin stößt bei ihren Recherchen immer auf wieder auf neue Hinweise. Und der Leser mit ihr. Ellinor ist eine Frau, mit der man mitfühlt und die einem sehr symphatisch ist, auch wenn sie mit einem waren Ekel verheiratet ist. Gernot ist ein Macho, ein Schmarotzer, ein Lebemann, dennoch - Ellinor liebt ihn und in ihren Augen ist alles entschudlbar. Trotz aller Skepsis folgt er ihr nach Neuseeland - wenn er auch wieder mal eigene Interessen damit verbindet.

"Das Geheimis des Winterhauses" ist eine Geschichte, die mich von der ersten Seite in den Bann gezogen hat und sich im Verlaufe der Geschichte immer weiter gesteigert hat. Sarah Lark hat wieder einmal bewiesen, dass sie einen ungemein fesselnden und ausdrucksstarken Erzählstil hat, Und wenn man denkt, eigentlich ist alles erzählt, wird man wieder durch neue Wendungen überrascht, die man als Leser nicht vorhersehen konnte, die aber dennoch alles abrunden.
Man fühlt mit ihrer Protagonistin mit und auch die sich erst nach und nach enthüllenden Geheimnisse tun ihr ihriges um das Buch nicht aus der Hand legen zu können.
Hinzu kommen immer wieder eingeflochtene Hinweise auf die Schönheiten der Natur, so dass man Ellinor gerne in natura begletet hätte .
"Das Geheimnis des Winterhauses" - von mir absolute Leseempfehlung!!!

Fazit:
Ein Familiengeheimnis, dass sich erst nach und nach enthüllt, immer wieder neue Wendungen, immer wieder neue Arten, wie und wodurch die Vergangenheit zum Leben erweckt wird und dazu noch Verwicklungen und Gefühle in der Jetztzeit, machen diesen Roman wieder zu einem Meisterwerk von Sarah Lark !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Gefühl
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.11.2017

Aus dem Leben erzählt

Christentum
0

Matthias Schlicht, Jahrgang 1961, Pfarrer der ev.luth. Kirchengemeinde Hannover, hat mit "Christentum - mitten im Leben" ein Büchlein mit vielen Texten zu wichtigen christlichen Themen geschrieben. Die ...

Matthias Schlicht, Jahrgang 1961, Pfarrer der ev.luth. Kirchengemeinde Hannover, hat mit "Christentum - mitten im Leben" ein Büchlein mit vielen Texten zu wichtigen christlichen Themen geschrieben. Die einzelnen Abschnitte sind unabhängig voneinander.

Gefallen hat mir die humorvolle Heransgehensweise, die schon bei der Wahl der Überschriften anfängt. Wie z.B. " Gründonnerstag - ich mag kein Spinat" oder "Reformationstag oder Gruselclowns", "Beten - oder jemand online", "Weihnachten oder zauberhaft", "Gottesdienst - gib´s hier WLAN?".

Schlicht greift in den Abschnitten Themen aus seinem Leben, aus seiner Arbeit, aus seinem Umfeld auf. Er erklärt und erzählt und regt damit zum Nachdenken an. Die einzelnen Geschichten lesen sich interessant und lassen den Leser teilhaben an den Erlebnissen eines Pfarrers.

Mir persönlich hat der humorige Stil, der dennoch tiefen Glauben vermittelt, sehr gut gefallen. Beim Lesen ist man berührt, es sind schöne wie traurige Erlebnisse aus dem Kirchenalltag, und der Autor schafft es sie in Worte zu fassen. Die Abschnitte sind abwechslungsreiche und regen zum Nachdenken an. Vor allem der persönliche Bezug, die Meinung über ganz bestimmte christliche Traditionen, hat mir hierbei sehr gut gefallen.

Trotz allem Humor, der sich wie ein Faden durch das Buch zieht, sind es wichtige Themen und wichtige Denkanstösse, die Matthias Schlicht dabei gibt. Glauben erklärt für die Menschen von heute.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Fesselnder und emotionaler Roman

Kleine Stadt der großen Träume
0

Björnstadt, eine kleine Stadt weit im Norden von Schweden. In ihr leben reiche und arme, junge und alte, verbissene, verträumte, engagierte, verbitterte, hoffende, suchende und trauernde Menschen. Doch ...

Björnstadt, eine kleine Stadt weit im Norden von Schweden. In ihr leben reiche und arme, junge und alte, verbissene, verträumte, engagierte, verbitterte, hoffende, suchende und trauernde Menschen. Doch sie werden geeint von dem Sport, der in Björnstadt gespielt wird und der sie alle verbindet, als Spieler oder Trainer, als Eltern, ehemalige Spieler oder Fans: vom Eishockey.
Nachdem vor Jahrzehnten die Seniormanschaft beinahe mal schwedischer Meister geworden wäre, ist das erklärte Ziel aller, es einmal bis an die Spitze zu schaffen. Nun fehlt der Juniorenmannschaft nur noch zwei Siege um schwedischer Juniorenmeister zu werden. In diesem Umfeld von geballter Energie, Erwartungen, Druck und Euphorie passiert etwas, dass den ganzen Ort zu zerreissen droht......

Backman erzählt sehr beeindruckend und schafft es dabei vor allem, dass wir uns in die vielen Charakteren, die in Björnstadt leben, hinein versetzen können.
Allen voran an die 16jährige Maya und ihre Freundin Ana, in die Spieler der Juniorenmannschaft, Kevin, Benji, Bobo, in Amat, den Nachwuchsspieler, aber auch in die Eltern von Maya, Mira und Peter, um nur einige aufzuzählen. Jeder kommt bei Backman "zu Wort", der Autor erzählt aus vielen Perspektiven und verliert dabei nicht den roten Faden, der durchs Buch zieht und dem der Leser gespannt und gebannt folgt. Denn auch wenn es viele Protagonisten gibt, die Erzählperspektive oft wechselt, trägt dies hier zum Spannungsaufbau bei, und verwirrt nicht, nachdem man sich eingelesen hat.


Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie mich diese Geschichte, die sehr schnell sehr emotional wird, berührt hat. Backman hat mich beeindruckt mit diesem Buch, dass so viele menschliche Facetten wiedergibt, so vieles in Worte zu fassen vermag, was in einer menschlichen Gemeinschaft an Reaktionen, Aktionen, Handlungen, Hoffnungen, Enttäuschungen möglich ist. Man fühlt als Leser mit, man leidet mit, man ist wütend, man bangt und hofft.
Die ganze Story ist zudem auch realistisch erzählt und zeigt, wie eine Gemeinschaft sich verändern kann, sich spalten kann, wie sie sich als Masse mitziehen lässt und falsche Urteile fällen kann.

Backman hat mich schon mit seinen Vorgängerromanen überzeugen können, weil er Gefühle und die verschiedenen menschichen Beweggründe mit großer Tiefe in Worte verpacken kann.
Dieser Roman ist jedoch - bisher - sein Meisterwerk.

Fazit:
Beeindruckende, fesselnde, emotionale Erzählung über viele menschliche Facetten, Gefühle und Aktionen