Cover-Bild Futurismus und Futurität
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wiener Gesellschaft f. interkulturelle Philosophie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 130
  • Ersterscheinung: 30.06.2023
  • ISBN: 9783901989483
Abbed Kanoor, Federica María González Luna Ortiz, Christoph Brunner, Sophie Peterson, Matthias Fritsch, Johanna Wenzel, Tanay Gandhi

Futurismus und Futurität

polylog 49
Mădălina Diaconu (Herausgeber), Răzvan Sandru (Herausgeber), Fernando Wirtz (Herausgeber)

Răzvan Sandru, Fernando Wirtz, Mădălina Diaconu
Futurismus und Futurität
Einleitung

Wir erleben gegenwärtig ein Comeback der Zukunft. Nach einer Reihe rückblickender Strömungen – von der Traditionsverehrung der Hermeneutik über die postmoderne fröhlich-nostalgische Kombinatorik mit Versatzstücken der Vergangenheit bis zur Dekonstruktion des westlichen kulturellen Palimpsests– ist die Idee der Zukunft in zahlreichen Bereichen wieder präsent. Dabei ist der Blick in die Zukunft keineswegs neu in unserer Welt: Die eschatologischen Erwartungen des jüdisch-christlichen Denkens mit gelegentlichen Ausbrüchen millenaristischer Ängste und apokalyptischer Visionen, die spätmittelalterlichen und modernen politischen Utopien, das marxistische Gesellschaftsprojekt, der aufklärerische Fortschrittsmythos usw. – all diese prägten wesentlich die westliche Philosophie und Kultur und bildeten das Narrativ einer linear fortschreitenden Zeit. Was allerdings neu ist, das ist die Anhäufung von Krisen, die die Unmöglichkeit des ­Genauso weiter-Machens aufzeigen und gepaart sind mit vorher nie geahnten technischen Möglichkeiten, die Natur und den eigenen Körper zugestalten, und zwar erstmals in der Geschichte im globalen Maßstab.
Häufig wurde die Zukunft im letzten Jahrhundert vor allem als Technologisierung im Mainstream der Kultur dargestellt. Der
Fortschritt der Technologie verspricht dieser Perspektive zufolge die Möglichkeit voller Automatisierung, die weiterhin ein dichotomisches Zukunftskonzept mit sich bringt, das entweder utopisch oder dystopisch sein kann.
In einer utopischen Zukunft soll die fortschreitende Technologisierung die Menschheit von den Bürden des Alltags (Arbeit,
Krankheit, Traurigkeit usw.) befreien. Laut dem Posthumanismus würde der in der Zukunft technisch kolonisierte Menschenkörper seine natürlichen Grenzen überschreiten und eine (fast) unbegrenzte Freiheit genießen. In der dystopischen Alternative läuft der Technologisierungsprozess schief, indem z. B. die Menschen Untertanen autonom gewordener Maschinen werden, die sie, wie in Chaplins Klassiker Modern Times, nur noch zu »warten« haben. Anstelle der erwarteten Humanisie-
rung der Arbeit werden die Individuen zunehmend antisozial; ihre Freizeit wird zur Last wie eine Lücke in der Zeit, von deren Sinnlosigkeit sie durch ständigen Konsum abgelenkt werden sollen.
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