Schwarzwald

Achim Käflein (Herausgeber)

Achim Käfleins großartiger Fotoband Schwarzwald – Ode an eine Landschaft

Die Rückbesinnung auf die Langsamkeit im positiven Sinn ist seit einigen Jahren ein zunehmend aktuelleres Thema in unserer Gesellschaft. Stress, Leistungsdruck und Überforderung belasten heute immer mehr Menschen und sorgen für permanente Unruhe. Zeit ist knapp und dadurch wertvoll geworden.
Zeit zu haben und sich Zeit zu nehmen scheint Luxus der Privilegierten zu sein. Oder ist es vielleicht doch eher eine Frage des Bewusstseins und der eigenen Einstellung? "Gut Ding will Weile haben", sagt ein überliefertes Sprichwort, "Entschleunigung" ist der moderne Kunstbegriff für die gleiche wertvolle Erkenntnis, dass gewisse Dinge und Tätigkeiten ganz einfach Ruhe und ausreichend Zeit benötigen, um ihre Qualitäten zu entfalten. Dies gilt besonders für die klassische Landschafts-und Naturfotografie. Jahreszeiten und Wetter lassen sich nicht beeinflussen und terminieren. Äußere Gegebenheiten diktieren den Tagesablauf des Fotografen und bestimmen maßgeblich das resultierende Ergebnis. Zeit darf nicht der entscheidende, Faktor bei diesen Themen sein.
Warten auf die Sonne, auf das Ende des Reges oder das Lichten des Nebels "kostet" Zeit. So gesehen ist der vorliegende Fotoband "Schwarzwald" ein wahres Luxusprodukt. Ein Jahr lang bereiste der Freiburger Fotograf Achim Käflein die Landschaft zwischen Pforzheim und Basel, so oft sich die Gelegenheit dazu bot. Meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreifte er Wälder, Täler und Hochebenen oft tage- und wochenlang. Im Rucksack seine mechanische Hasselblad-Ausrüstung ohne jede Automatik, aber mit den legendären Zeiss Objektiven, einem schweren Stativ und einem Handbelichtungsmesser. Einzig das neue, hochwertige, digitale Rückteil der Kamera war eine Konzession an die Qualitätsanforderungen moderner Produktionsabläufe.
Entstanden sind grandiose Fotografien des Nord-, Mittel- und Südschwarzwald. Viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region wurden in außergewöhnlichen Perspektiven, zu ungewöhnlichen Tages- und Jahreszeiten, in speziellen, zum Teil dramatischen Lichtstimmungen fotografiert. Auch touristisch sehr erschlossene Stellen erscheinen dadurch als ruhige, kraftvolle und poetische Orte. Achim Käflein zeigt den Schwarzwald als eine Kulturlandschaft von erhabener Schönheit und Kraft, die durchaus mit den großen Naturwundern dieser Erde mithalten kann. Seine zum Teil malerisch und meditativ anmutenden Fotografien wechseln in ihren Perspektiven von faszinierenden Panoramen zu anmutigen Detailansichten.
Alexander Huber schreibt in seinen prägnanten, informativen Texten zur Geschichte, Geografie und Entwicklung sowie zu den wirtschaftlichen Perspektiven des Schwarzwaldes viel Lesenswertes, gibt aber auch kritische Denkanstöße zum Thema Natur und Naturschutz.
"Ein Buch das nicht nur wegen seines Formates aus dem Rahmen fällt", meint Kabarettist Georg Schramm in seinem schönen Vorwort, "die Fotos gewährten Einblicke von fast mystischer Kraft und Tiefe: In diesen Andachtsräumen haben selbst hartgesottene Agnostiker und Atheisten freien Eintritt."
Das Geheimnis seiner Aufnahmen — Achim Käflein erklärt es am Ende des Buches – ist die Zeit, die er sich genommen hat beim Gestalten der Fotografien, beim Warten auf das richtige Licht und den richtigen Moment. Der opulente, in Leinen gebundene Bildband Schwarzwald ist eine Hommage an eine wunderbare Landschaft. Achim Käflein zeigt deren Schönheit, wie man sie noch nicht gesehen hat, verbindet aber auch ein klares Anliegen damit: Er zeigt auf das Schützenswerte der Natur, damit es bewahrt werde. Das Hässliche, das Verbaute, das es im Schwarzwald auch gibt, soll nicht die Überhand bekommen.