Kurz, selektiv und informativ!
Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ...
Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ich von fehlenden Satzzeichen (in diesem Fall Anführungszeichen bei der direkten Rede) im Normalfall abgeschreckt werde, habe ich mich wegen der Kürze an dieses Buch gewagt.
Im Nachhinein kann ich sagen, ich bereue es nicht. An den Schreibstil gewöhnt man sich schnell und es ist immer klar, ob gerade jemand spricht und wer es ist. Gegen Ende kommt zwar noch etwas Verwirrung auf, denn plötzlich wird ohne besondere Formatierung der genaue Wortlaut eines Briefes wiedergegeben, aber aufmerksame Leser:innen schaffen auch das.
Wir lernen Christie und Kokoschka am Ende ihres Lebens kennen und nur durch deren Gespräche an sechs Tagen erfahren wir mehr über ihr Leben und ihren Charakter. Leider ist das natürlich nur ein Scheinwerferlicht, das auf einzelne Ausschnitte gestrahlt wird. Andere Augenblicke bleiben komplett im Dunkel oder werden nur kurz gestriffen. Dass bei Ausschnitten aus Kokoschka viele berühmte Namen fallen werden, war klar, jedoch kann ich nicht sagen, ob es Leser:innen, die diese Menschen nicht kennen, zu viel wäre und die Beschreibungen zu allgemein. Man erfährt gerade einmal über Loos genaueres, andere berühmte Persönlichkeiten werden kurz als Maler bezeichnet, mehr Informationen erhalten die Leser:innen jedoch nicht.
Wenn man schon etwas Vorwissen über die Künstlerelite Wiens des 19. Jahrhunderts hat, kein Problem mit fehlenden Anführungszeichen und an den Leben berühmter Persönlichkeiten interessiert ist, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Sonst ist es ein Buch, bei dem man nichts verpasst hat, aber man vergeudet an ihm auch keine Zeit, wenn man es liest.