Leider enttäuschend
„Odette“ hat anscheinend kein professionelles Lektorat erfahren: alte Rechtschreibung („daß“), statt Apostrophe sieht es stets aus wie von Leerzeichen umschlossene Akzentzeichen („ich ´ s“), ein paar wenige ...
„Odette“ hat anscheinend kein professionelles Lektorat erfahren: alte Rechtschreibung („daß“), statt Apostrophe sieht es stets aus wie von Leerzeichen umschlossene Akzentzeichen („ich ´ s“), ein paar wenige Fehler (Kommas, „Kammeraden“), und ein-, zweimal fand ich den Satzbau komisch.
Nicht so wild, aber wirkt nicht sehr professionell, und ein guter Lektor hätte hier noch einiges rausholen können.
Ich fand „Odette“ von der Schreibe her etwas roh und hastig, und leider habe ich weder das Gefühl, in die 80er abgetaucht zu sein, noch eine tolle Frau kennengelernt zu haben (wie vollmundig angekündigt). Dazu hätte das Ganze breiter erzählt werden müssen, und v.a. die Figur Odette hätte mehr Tiefe gebraucht. Außer, dass sie super aussieht und der Protagonist tollen Sex mit ihr hat, ist da nämlich kaum was, anhand dessen man als Leser eine tiefergehende Verbindung zu ihr aufbauen könnte. Daher ließen mich auch die Wendungen der Geschichte relativ kalt.
Später kommt dann Pirincci-typische Weirdness dazu, und das Ganze kippt Richtung Sci-Fi/Fantasy – was ich einerseits cool fand, andererseits kegelte mich das dann endgültig raus, da ich eine naturalistische(re) Erzählung erwartet hatte.
Erotik und Sex sind schwer zu schreiben – ein paar Stellen fand ich gelungen, andere wirkten auf mich wie von einem Pubertierenden verfasst. Der Sex-Fokus hat mich zunehmend genervt.
Auf die Novelle folgen ein Nachwort und 2 Kurzgeschichten, die von scheiternden Männern handeln und mir ebenfalls nicht gefallen haben.
Fazit: Schön, dass A.P. mal wieder etwas Nicht-Gesellschaftspolitisches geschrieben hat (ich hoffe, diese befremdliche Phase von ihm ist durch). Ich wollte „Odette“ mögen, doch leider wird die Geschichte in meinen Augen den Ankündigungen nicht gerecht, und zwar durch die Kürze und Hastigkeit (und das fehlende professionelle Lektorat), der charakterlichen Flachheit Odettes und die Wendung ins Abgedreht-Phantastische. Leider enttäuschend.
PS: Und ist dieser bewusstseinsverändernde (?) „gelbliche Trunk, in dem ein Kräuter- und wurzelähnliches Zeug schwamm“, nicht 1:1 aus dem Film „Midsommar“ geklaut?