Geheimnis um Thirstane Manor
Maria W. Peter konnte mich bereits mit ihrem Roman "Die Festung am Rhein" begeistern, deswegen war ich schon sehr auf ihr neuerstes Werk gespannt.
"Die Melodie der Schatten" ist ein sehr düsteres Werk, ...
Maria W. Peter konnte mich bereits mit ihrem Roman "Die Festung am Rhein" begeistern, deswegen war ich schon sehr auf ihr neuerstes Werk gespannt.
"Die Melodie der Schatten" ist ein sehr düsteres Werk, das auf den ersten 200 Seiten ziemlich schaurig ist und perfekt zum nebeligen Spätherbst und Halloween passt. Der Roman orientiert sich an die in Großbritannien sogenannten "Gothic Novels".
Lady Fiona Hemington ist auf dem Weg in ihr neues Zuhause, als die Postkutsche, die sie mit ihrer Tante und einem Vertrauten der Familie teilt, überfallen wird. Nur sie überlebt den Hinterhalt und flüchtet sich in das nahegelegene Herrenhaus Thirstane Manor. Doch dort ist die junge Frau nicht wirklich willkommen. Fiona spürt negative Schwingungen und der finstere Laird Aidan erweckt nicht gerade ihr Vertrauen. Gerüchte aus dem Dorf, dass das Haus verflucht sei, erwecken Fionas Ängste. Längst quälen sie unheimliche Träume oder sieht sie dunkle Schatten. Auch Stimmen und Klänge lassen die junge Frau an ihrem Verstand zweifeln. Und warum verhält sich der Hausherr ihr gegenüber so abweisend?
Die wildromantischen schottischen Highlands, das düster nebelige Wetter und das gruselige Anwesen von Thirstane Manor vermitteln eine perfekte schaurige Atmosphäre. Ich muss zugeben, dass es eine Stelle im Roman gibt, an der ich mich wirklich gruselte und wo sich einige Thrillerautoren eine Scheibe abschneiden können.
Trotzdem fand ich anfangs schwer in die Geschichte. Die zu Beginn auf zwei bis drei Figuren reduzierte Handlung, einige Wiederholungen und die sehr dunkle Stimmung benötigte einige Zeit, um mich zu packen. Doch dann konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Autorin überrascht dabei immer wieder mit neuen Wendungen. Das Geheimnis rund um Thirstane Manor und Laird Aidan lüftet sich langsam und erst zum Ende hin laufen alle Fäden zusammen.
Die Protagonisten werden von der Autorin sehr bildhaft und vielschichtig beschrieben. Man hat das Gefühl selbst mitten in der Geschichthe zu stecken und den Figuren über die Schulter zu blicken.
Fiona macht dabei eine interessante Charakterentwicklung durch. Von der schüchternen und verängstigten jungen Frau, die unter der Fallsucht leidet und die ihr Vater liebend gerne ins Irrenhaus steckt würde, entpuppt sie sich zu einer selbstbewussten und gegen ihre Krankheit ankämpfenden und willenstarken Frau. Dabei verliebt sie sich im Laufe der Zeit in die landschaftliche Schönheit der Highlands, erweckt Thirstane Manor zu neuem Leben und entdeckt auch die verletzte Seele hinter Aidans Maske.
Aidan hat eine dunkle Vergangenheit, der er sich stellen muss. Er ist ein finsterer Charakter, der seine Laune blitzschnell ändern kann. Fiona gelingt es nach einiger Zeit seinen Panzer zu durchdringen, doch der Laird hat finstere Pläne mit ihr. Dass sich die Beiden im Laufe der Geschichte trotzdem näher kommen, ist kein Geheimnis. Was sie verbindet allerdings schon.
Auch historische Begebenheiten, wie die Vertreibung der ehemaligen schottischen Siedler und die Willkür bei der Auslegung von Gesetzen, wurden von der Autorin wieder hervorragend recherchiert.
Maria W. Peter hat sich wirklich Gedanken gemacht, wie alle Fäden rund zusammenlaufen können. Einzig ein medizinisches "Wunder" konnte ich nicht so richtig nachvollziehen und an manchen Stellen wurde es auch ein bisschen kitschig. Das ist allerdings meckern auf hohem Niveau.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst, lässt sich aber sehr gut und flüssig lesen. Maria W. Peter hat ein unglaubliches Händchen ihre Figuren lebendig werden zu lassen. Auch die Landschaft wird sehr bildhaft dargestellt. Die dichte Handlung, sowie die atmosphärische und mystische Stimmung ist grandios eingefangen.
Am Beginn des Buches ist eine Karte von Schottland im Jahre 1837 abgebildet. Der Roman ist in Buch I und II und einem Epilog gegliedert. Diese widerum sind in die Tage, die Fiona auf Thirstane Manor verbringt aufgeteilt und in Kapitel unterteilt. Jedem Tag steht ein Zitat voran.
Am Ende gibt es ein Nachwort und ein Glossar, sowie eine Aufstellung der fiktiven und historischen Figuren.
Fazit:
Anfangs tat ich mir ein bisschen schwer in die Geschichte zu finden, aber schon bald kann man nicht mehr aufhören zu lesen und fiebert der Aufdeckung aller Geheimnisse entgegen. Trotzdem hat mir "Die Festung am Rhein" einen Ticken besser gefallen. Wer düstere und mystische Geschichten mit einem Hauch Kitsch mag, dem kann ich den Roman wirklich empfehlen.