Toller Plot, super Schreibstil, jedoch mit kleinen Mängeln
Jack ist angehender Soulman des Ministeriums für endgültige Angelegenheiten. Heißt im Klartext: Sein Job ist es, die Geister der Verstorbenen ins Jenseits zu befördern, sodass sie endlich ihren Frieden ...
Jack ist angehender Soulman des Ministeriums für endgültige Angelegenheiten. Heißt im Klartext: Sein Job ist es, die Geister der Verstorbenen ins Jenseits zu befördern, sodass sie endlich ihren Frieden finden können und nicht mehr in der Menschenwelt rumgeistern. Da die Menschen im England des 19. Jahrhunderts aber nicht an Geister glauben - und wenn doch, dann schwer geängstigt von einer geisterhaften Begegnung wären - macht Jack dies natürlich im Heimlichen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt, wie uns dieser erste Teil der Dilogie zeigt.
Jack war mir als Protagonist von Anfang an sehr sympatisch - eben ein richtig cooler Typ, und der blieb er über den gesamten Roman hinweg. Allerdings, so muss man zugeben, nicht immer der fähigste, was ihn aber als Charakter widerum sehr menschlich macht. Eine weitere größere Rolle nimmt außerdem die fernöstliche Prinzessin Naima ein, die im Gegenteil zu Jack jedoch zu perfekt auf mich wirkte. Ganz Prinzessinnen-Like schwärmt Jack häufig von ihrem Aussehen, dabei will Naima gar nicht das eitle Prinzesschen sein, das stets beschützt werden muss. Sie ist ziemlich taff und bekam vom Diener das Kämpfen gelehrt, was sie uns hie und da zur Schau stellt. Es mag dem Autor hoch anzurechnen sein, dass er sich vom Klischee der hilflosen Märchenprinzessin losgesagt hat - dennoch hat er hier eine meiner Meinung nach zu perfekte Frauenfigur geschaffen. Für mich blieb Naima daher ziemlich unspektakulär als Charakter. Liebgewinnen konnte ich sie leider nicht.
Akram El-Bahay hat dafür aber einen ganz wundervollen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an fesseln konnte. Ich hatte stets das Gefühl, der Autor wählt seine Sprache und Ausdrücke mit Bedacht. Man stolpert zudem über amüsante Bezüge zu anderen Buchfiguren wie beispielsweise Harry Potter oder der Zauberer von Oz. Das Buch ist überwiegend aus der Perspektive von Jack geschrieben, jedoch in der dritten Person. Einige ganz wenige Abschnitte nehmen die Sicht von Naima ein. Die Wahl der Erzählweise passt hier insgesamt ganz gut.
Der Autor hat zudem einen fasznierenden Plot entworfen. Schon allein die Tatsache, dass es sich um eine Geistergeschichte, die in London im Jahr 1850 spielt, war für mich Grund genug, dieses Buch lesen zu wollen. Und die Grundidee wurde soweit auch gut umgesetzt. Dennoch: An der ein oder anderen Stelle war mir es mir dann doch etwas zu langatmig, die ein oder andere glückliche Fügung war mir dann doch ein Zufall zu viel. Die Spannung blieb trotz eigentlich actionreicher Story nicht konsequent oben. Ich hatte aufgrund dessen leider unterwegs auch die ein oder andere Leseflaute.
Ebenfalls ein großes Manko: die Liebesgeschichte. Der Klappentext verrät dies zwar noch nicht, doch trotzdem nehmen auch romantische Gefühle Teil der Handlung ein. Hier hat das nur leider so gar nicht reingepasst. Zum Ende des Buches bleibt daher eine leider sehr oberflächliche, dafür aber maßlos überzogene Liebesgeschichte, die mir das Buch leider ein wenig versaut hat. Dennoch zeichnet sich dieses Buch auch aus durch einen wahnsinnig tollen Plot, einen obercoolen Sidekick und einen wunderschönen Schreibstil!