Leserunde zu "Blankenese-Zwei Familien - Schwere Entscheidungen" von Michaela Grünig

Band 2 der Blankeneser Familiengeschichte
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Michaela Grünig (Autor)

Blankenese - Zwei Familien

Schwere Entscheidungen. Roman

Hamburg 1939. Der Krieg hat die Jugendfreunde Kurt und Fanni auseinandergerissen. Kurt, der als Jude mit einem Kindertransport nach England verschickt wurde, wächst nicht in einer fürsorglichen Familie, sondern im Heim auf. Als er im Mai 1940 als »feindlicher Ausländer« interniert werden soll, gelingt es ihm über einige abenteuerliche Umwege der Royal Air Force beizutreten. Er ahnt nicht, dass Fanni zur gleichen Zeit trotz einiger Zweifel dem insgeheim schon länger von ihr verehrten Blankeneser Kinderarzt Otto Casparius näherkommt. Eines Tages soll Kurt an einem Luftangriff auf seine alte Heimat teilnehmen. Doch in Hamburg lebt seine Familie und auch die Frau, die er seit Kindertagen liebt ...

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 12.02.2024 - 03.03.2024
  2. Lesen 11.03.2024 - 07.04.2024
  3. Rezensieren 08.04.2024 - 21.04.2024

Bereits beendet

Schlagworte

Nationalsozialismus Antisemitismus Zangsarbeit Bismarck Blohm und Voss Reederei Kinderhospital Kinderkrankenhaus Royal Air Force England Großbritannien Arzt Kinderarzt Flieger Jugendliebe Treue Verrat Hamburg Gesellschaftsroman Familiengeschichte starke Frau große Liebe Dreieck Saga

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 09.04.2024

Ein dramatischer, penibel recherchierter und gekonnt erzählter zweiter Teil

3

Im zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Casparius und die Jacobson befinden wird uns in den Jahren 1939 bis 1949, also kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charlotte und Max Casparius ...

Im zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Casparius und die Jacobson befinden wird uns in den Jahren 1939 bis 1949, also kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Charlotte und Max Casparius werden wie Kurt Jacobson auf Grund ihrer jüdischen Wurzeln mit einem der Kindertransporte nach England geschickt. Sonja Casparius weigert sich die Reederei und die Mutter zu verlassen, nachdem schon der Vater untergetaucht ist. Kurt muss seine Jugendliebe Fanni zurücklassen, die als Kinderkrankenschwester mit Otto Casparius in der Kinderklinik zusammenarbeitet.

Wie der Untertitel schon andeutet, sind im Laufe der Zeit weitere schwere Entscheidungen zu treffen. Um die Reederei für die Familie vor der Enteignung zu schützen, muss Sonja die Ehe mit einem hochrangien Nazi eingehen, obwohl ihr Herz für einen französischen Zwangsarbeiter schlägt.

Kurt und Max kommen zunächst bei einem schrulligen Adeligen unter, der sich als Freund der Nazis entpuppt. Nach dem Bombardement Londons, werden die Kurt und Max getrennt und Kurt landet mit falscher Identität bei der Royal Air Force und wird Pilot, immer in Sorge, dass sein Betrug auffliegt. Nicht nur der Befehl, an Luftangriffen gegen Hamburg teilzunehmen, belastet sein Gewissen.

Und das Gewissen ist es auch, das Otto Casparius veranlasst, den Dient in der Kinderklinik zu quittieren und eine eigene Praxis zu eröffnen, in die ihm Sonja folgt. Doch den unmenschlichen Gesetzen des NS-Regimes entkommt er auch dort nicht. Zum einem muss er der Partei beitreten, um überhaupt praktizieren zu können und zum anderen muss er augenscheinlich behinderte Kinder in die Sonderkrankenanstalten überweisen, was ihm nach Kriegsende beim Entnazifizierungsverfahren in größte Schwierigkeiten bringen wird. Dass er heimlich jüdische Familien behandelt hat, wird ihm nichts nützen, da es dafür keine Zeugen mehr gibt.

Meine Meinung:

Der zweite Teil der Familien-Saga zeigt deutlich die Entwicklung, die die einzelnen Familienmitglieder durchmachen. Sonja und Kurt sind davon am stärksten betroffen. Aus dem verwöhnten Töchterl wird eine einfallsreiche Unternehmerin, die sich auch gegen so manche Heimtücke der Nazis zu wehren weiß. Auch Kurt verwandelt sich zu einem festen Charakter. Seine lange unerwiderte Liebe zur älteren Fanni wirkt auf mich wie ein Anker in seinem Leben. Sein schlechtes Gewissen als Pilot der RAF Bombenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung geflogen zu sein, kompensiert er mit seinem unentwegten, nicht ungefährlichen Einsatz während der Blockade Berlins durch die russischen Armee.

Das Thema Entnazifizierung, bei dem es sich die Bonzen abermals richten konnten und nahezu straffrei und als „nicht“ oder nur „minder belastet“ fröhlich ihren unsauberen Machenschaften weiter folgen konnten, während andere, wie zum Beispiel Otto, teilweise mit Berufsverbot belegt worden sind, ist sehr gut in das Geschehen eingeflochten. Dass Otto sich dann von den westlichen Siegermächten abwendet und sich von der russischen Propganda einlullen lässt, und nach Ostberlin übersiedelt, bietet Stoff für eine dritten Teil. Noch weiß er nicht, dass er eine Diktatur gegen eine andere eintauscht - dabei will er nur ein guter Kinderarzt sein.

Sehr gut sind die Gewissenskonflikte der jungen Menschen dargestellt. Die historischen Hintergründe sind, wie schon in den anderen Büchern von Michaela Grünig, penibel recherchiert.

Geschickt und gekonnt sind die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Die Familienmitglieder müssen mit Verlusten fertig werden, dürfen aber auf eine positive Zukunft hoffen. Und wir Leser auf einen dritten Band.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzähltem zweiten Teil der Familien-Saga rund um die Hamburger Familien Casparius und Jacobson 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Schwere Zeiten

2

Der zweite Band der Reihe schließt nahtlos an den Vorgänger an. Wir sind im Jahr 1939 und obwohl Band eins schon eine Weile her ist, war ich sehr schnell wieder in der Geschichte und hatte die einzelnen ...

Der zweite Band der Reihe schließt nahtlos an den Vorgänger an. Wir sind im Jahr 1939 und obwohl Band eins schon eine Weile her ist, war ich sehr schnell wieder in der Geschichte und hatte die einzelnen Charaktere sofort präsent.
Ich empfehle auf jeden Fall den ersten Band zuerst zu lesen, denn man bekommt dadurch mehr Bezug zu den einzelnen Figuren und kann das Geschehen besser einordnen.

Die Situation in Deutschland spitzt sich immer mehr zu. Die Familien Casparius und Jacobson einigen sich darauf, die Kinder nach Großbritannien zu verschicken. Max, der bereits Anfeindungen in der Schule erfährt, ist sofort damit einverstanden, während seine Zwillingsschwester Sonja in Hamburg bleiben möchte. Der erst zweijährige Michael bleibt indessen bei seiner Mutter Felicitas, während Schwester Charlotte ebenfalls mit dem Kindertransport nach London gebracht wird.

Gemeinsam mit Max und Charlotte macht sich auch Kurt Jacobson schweren Herzens auf die Reise, denn seine große Liebe Fanni hat keine jüdischen Wurzeln und arbeitet weiterhin als Kinderkrankenschwester. Dabei ist sie Kinderarzt Otto Casparius bald unabkömmlich, für den Fanni schon lange heimlich schwärmt.

Nach der Ankunft in London findet Charlotte bei einer vermögenden Familie ein neues Zuhause, währendessen werden Max und Kurt in einem Kinderheim untergebracht. Nach der Bombardierung Londons werden die beiden Jungen jedoch getrennt.
Kurt muss sich in England neuen Herausforderungen stellen und wächst bald über sich selbst hinaus. Seine Charakterentwicklung hat mir sehr gut gefallen und ich habe oft mit ihm mitgefiebert, wenn er in luftigen Höhen unterwegs war. Von Max und Charlotte erfährt man im Zuge des Romans leider kaum mehr etwas, was sich sehr schade fand.

Aber auch Sonja steht vor schweren Entscheidungen. Sie möchte die Reederei weiterführen, doch der normale Schiffsverkehr kommt während des Krieges bald zu erliegen und es kommt zu Zwangsenteignungen durch das NS-Regime. Um die Reederei halten zu können, muss Sonja einige Kompromisse eingehen...

Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn es passiert noch so unglaublich viel in diesem zweiten Band, dass man oftmals kaum zum Luft holen kommt.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder wunderbar bildhaft und lebendig. Das damalige Zeitgeschehen ist perfekt eingefangen. Man merkt, wie viel Michaela Grünig recherchiert haben muss, um authentische historische Begebenheiten miteinbeziehen zu können. Überraschende Wendungen lassen die Leser:innen auf den mehr als 500 Seiten kaum Luft holen.
Die Charakterentwicklung ist absolut gelungen. Man fühlt mit den Figuren mit. Besonders gut hat mir diesmal Kurt gefallen, der vom kleinen Jungen zu einem charakterstarken Mann wird, der vor großen Entscheidungen gestellt wird...

Einige Handlungsstränge haben großes Potential für den kommenden dritten Band, auf dem ich mich schon freue.

Fazit:
Eine packende Fortsetzung, die bereits Vorfreude auf den dritten Teil auslöst. Wieder eine gelungene Familiensaga mit historischen Hintergrund.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Eine durchaus gelungene Fortsetzung

4

Im zweiten Teil der Blankenese-Saga von Michaela Grünig begleiten wir die Familien Casparius, Hansen und Jacobson durch den zweiten Weltkrieg und die Anfänge der Nachkriegszeit (1939-1949). Dieser lässt ...

Im zweiten Teil der Blankenese-Saga von Michaela Grünig begleiten wir die Familien Casparius, Hansen und Jacobson durch den zweiten Weltkrieg und die Anfänge der Nachkriegszeit (1939-1949). Dieser lässt sich auch lesen, wenn man den ersten Band (Blankenese – Zwei Familien – Licht und Schatten) nicht kennt. Zum besseren Verständnis würde ich aber mit Band 1 beginnen. Hilfreich ist auch das Personenverzeichnis, das sich in beiden Bänden befindet.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen.
In diesem zweiten Teil rückt die nachfolgende Generation in den Fokus und nimmt das Ruder in die Hand.
Der Kriegsausbruch führt dazu, dass sich Teile der Familie aus den Augen verlieren, da die Verbindung nach Großbritannien abreist. Auch für die in Deutschland verbliebenen Familienmitglieder bricht eine schwere Zeit an. Der Reederei droht die Enteignung und einigen Familienangehörigen das KZ wegen ihrer jüdischen Abstammung. So sind schwere Entscheidungen zu treffen.
Soll Sonja ihrem Herzen oder ihrem Pflichtgefühl folgen? Bringt Kurt seine Aufnahme in die Royal Air Force in Gewissenskonflikte oder rechtfertigt der Kampf gegen Nazi-Deutschland jedes Mittel? Hier zeigt sich, dass es eben nicht nur Gut und Böse gibt, sondern dass es auf die jeweilige Perspektive ankommt.
Die Nachkriegszeit zeigt, dass der Feind von gestern, der Freund von heute ist, wenn es darum geht, Profit zu machen, auch wenn man damit Teile der Familie vor den Kopf stößt.
Michaela Grünig schildert die Luftangriffe auf Hamburg authentisch und man hat beim Lesen das Gefühl, dabei zu sein, wenn die Bomben fallen und alles in Schutt und Asche legen .Auch die Sorgen und Nöte der Bevölkerung sind realistische wiedergegeben.
Zum Ende des Buches gibt es die eine und andere Wendung, die für mich etwas zu konstruiert ist, damit für möglichst viele Protagonisten ein Happy End gelingt, was nicht immer glaubwürdig ist. Das führt für mich auch dazu, dass ich nicht alle Handlungen nachvollziehen kann, insbesondere nicht Ottos Sympathien für den Kommunismus und die sich daraus ergebenden Entscheidungen.
Es handelt sich um einen sehr gut recherchierten Roman, der auch Potential für eine Fortsetzung hat.

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