"Spicy Noodles - Der Geschmack des Feuers" hat mich sofort angesprochen, weil es neben einer für mich völlig anderen Lebenswelt auch noch einen Einblick in etwas Mystisches eröffnet.
In der kurzen Buchbeschreibung ist lediglich ein kleiner Hinweis auf diese fantasievolle Sphäre gegeben und dieser wird eingebettet in die Beschreibung eines scheinbar "normalen" Alltags eines "durchschnittlichen" jungen Mannes. Ich habe sofort Lust bekommen hinter die Fassade des vermeintlich Gewöhnlichen zu blicken und tiefer in das Buch einzutauchen.
Auch das Cover hätte meines Erachtens nicht passender gewählt werden können: Die recht einfach gezeichnete Nudelschale (die auch das Logo des Restaurants sein könnte) ist eingebettet in einen mystischen, schwarz-flammenden Hintergrund.
Das erste Kapitel schaffte es mich schnell abzuholen, da das hoch aktuelle Thema "Zivilcourage" angesprochen wird. Dabei gelingt es Marie Graßhoff dies geschickt mit Hilfe eines sehr spürbaren sowie greifbaren inneren Dialogs des Hauptprotagonisten auszudrücken, worüber mir Toma sofort sympathisch wurde.
Im zweiten Kapitel zeichnet sie ein fast klischeehaftes Bild seiner Eltern, das bei mir sofort innere Widerstände gegen den kühlen, leistungsorientierten Vater und die devote Mutter schürte.
Bereits im dritten Kapitel wurden dann erste Bezüge zum Großvater hergestellt. Die Autorin schaffte es damit, dass ich mich schnell in der Geschichte verorten konnte - was nicht zuletzt dem einfachen, flüssigen Schreibstil geschuldet ist.
Tomas' Gedanke, wonach der Großvater am Telefon "viel zu nett" erscheint, deckte sich auch mit meinem ersten Eindruck, dass das alles zu einfach geht. Oftmals laufen Bücher an solch einer Stelle Gefahr, dass sie zu "banal" wirken und ich die Lust am Weiterlesen verliere.
Marie Graßhoff erweckte in mir aber genau das Gegenteil: Ich möchte weiterlesen, weil sie meine aufkommende Skepsis mit Hilfe von Tomas' Gedankengängen zum einen transparent gemacht hat, zum anderen hat sie ein für mich sehr sympathisches Enkel-Großvater-Gespann erschaffen.
Den letzten Anstoß zur Neugierde lieferte mir dann das vierte Kapitel, das zunächst eher kryptisch anmutet und bei dem mir noch nicht ganz klar war, wessen Perspektive dort eingenommen wurde. Ein schöner Kontrast zu den recht klar aufgebauten vorhergehenden Kapiteln.