Schnell-Leserunde zu "Laudatio auf eine kaukasische Kuh" von Angelika Jodl

Cover-Bild Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Angelika Jodl (Autor)

Laudatio auf eine kaukasische Kuh

Roman

Olga hat es fast geschafft: Die Tochter georgischer Migranten wird Ärztin, mit Kollege Felix hat sie zudem den Mann fürs Leben gefunden. Glaubt sie zumindest, bis Lebenskünstler Jack in ihr Leben platzt. Jack findet alles an Olga toll, auch ihre Herkunft, die sie selbst am liebsten verschweigen würde. Als sie nach Georgien reist, folgt er ihr. Doch es braucht noch eine Kuh in Nöten, eine Hochzeitsfeier mit gezückten Pistolen und die Aufklärung alter Familienlügen, ehe Olga erkennt, welcher Weg für sie der richtige ist.


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.03.2021 - 11.04.2021
  2. Lesen 26.04.2021 - 02.05.2021
  3. Rezensieren 03.05.2021 - 16.05.2021

Bereits beendet

Schlagworte

Georgien Culture Clash Toni Erdmann Die Grammatik der Rennpferde Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch Wladimir Kaminer Familie Chaos Integration Migranten Religion Aberglaube Liebe Tiflis Arzt My Big Fat Greek Wedding Hochzeit Humor Sonstige Belletristik

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 03.05.2021

Zwischen allen Stühlen

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Olga lebt zwischen ganz verschiedenen Welten: als erfolgreiche angehende Ärztin lebt sie in ihrer Studentenstadt ein entsprechendes Leben: viel Arbeit, einen unterstützenden Mitbewohner, einen standesgemäßen ...

Olga lebt zwischen ganz verschiedenen Welten: als erfolgreiche angehende Ärztin lebt sie in ihrer Studentenstadt ein entsprechendes Leben: viel Arbeit, einen unterstützenden Mitbewohner, einen standesgemäßen Freund und wenig Freizeit. Nur selten fällt in dieser Welt auf, dass sie ein Geheimnis um ihre Familie und deren Herkunft aus Georgien macht. Denn diese Welt ist so anders, dass sie sich dafür nicht zu rechtfertigen wagt. Hier herrscht nicht nur ein Sprachenwirrwar, sondern eine Gemengelage aus Traditionen und Erwartungen.
Und dann ist da noch Jack, der scheinbar aus dem Nichts auftaucht und alle Grenzen überschreitet. Ihm gelingt es, die wohlsortierte Welt Olgas durcheinander zu bringen.
Angelika Jodel schreibt in einem sehr apokryphen Schreibstil authentisch aus all diesen unterschiedlichen Welten. Die Figuren und vor allem ihre Beziehungen zueinander bleiben dabei aber schwer nachvollziehbar. Die einzelnen Abschnitte nehmen zum Teil größere Zeitsprünge vor, in denen für die Geschichte durchaus relevantes geschieht, aber nicht erzählt wird (Umzüge, Liebesnächte usw.) Das mindert das Lesevergnügen gewaltig. Es bleibt bei einzelnen (sicherlich gut gezeichneten) Detailszenen, gerade aus dem Leben in Georgien, eine wirkliche Geschichte, gar ein Roman war für mich aber nicht erkennbar.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Im Zwiespalt

3

Olga ist eine ehrgeizige junge Frau, die als Ärztin durchstarten möchte. Sie stammt von griechisch-georgischen Einwanderern ab und versteckt das mittlerweile mehr oder weniger. Es gibt zwei Olgas, die ...

Olga ist eine ehrgeizige junge Frau, die als Ärztin durchstarten möchte. Sie stammt von griechisch-georgischen Einwanderern ab und versteckt das mittlerweile mehr oder weniger. Es gibt zwei Olgas, die eine in Bonn als Ärztin, die andere in München als Tochter von sehr traditionsbewussten Eltern. Sie versucht ihre Welten strikt zu trennen, doch mit dem Auftauchen eines gewissen Mannes beginnen ihre Welten zu verschmelzen – sehr zu Olgas Leidwesen.
Ich bin echt sehr zwiegespalten. Es gab einige Momente in dem Buch, die ich einfach langatmig fand, andere die total übertrieben waren und jene, die einfach nicht meinen Humor trafen. Chaos pur ist nicht gerade selten und manchmal habe ich mich gefragt, was das alles soll. Gerade in der Mitte hatte ich echt mit mir kämpfen müssen, um das Buch nicht einfach zur Seite zu legen. Immer wieder haben mich auch Verhaltensweisen der Protagonisten einfach geärgert, abgestoßen oder sind mir sonst wie bitter aufgestoßen – allen voran Jack, der sich wie ein Stalker aufführt. Aber es gab auch die Dinge, die mich extrem ansprachen. Der Identitätskonflikt von Migranten der zweiten, dritten Generation. Sie sprechen, denken und handeln „deutsch“, werden jedoch als Migranten angesehen und in ihrem Heimatland ist es auch nicht einfach, denn dort wirken sie typisch deutsch – ein Dilemma dieses zwischen zwei Stühlen, dem die Autorin auch einiges an Raum bietet und das zum Nachdenken anregt. Ich denke, dass es auch ein gewisses Verständnis für die Betroffenen wecken kann, wenn man es denn noch nicht hatte. Leider fehlte es aber dann doch am Tiefgang, den ich hier erwartet hätte. Aber immerhin gibt es einen Denkanstoß.
Die Charaktere sind besonders, interessant ist die Reise nach Georgien. Dieses Land ist mir sehr fremd gewesen, auf der Landkarte hätte ich es gerade noch gefunden, aber sonst? Nun habe ich das Gefühl es besser zu kennen, wenn ich auch da mehr Infos erhofft hätte, dennoch hat Georgien wohl auch einen gewissen Charme – nur aus eigener Anschauung werde ich das wohl nie beurteilen können, denn es gibt Aspekte, die eher abschreckend auf mich gewirkt haben. Da bleibe ich dann doch lieber bei meinen Standardzielen in und rund um Deutschland.
Insgesamt fühle ich mich nach dem Buch ein bisschen wie Olga zwischen den Stühlen. Es gab Seiten, die nur so dahinflogen und andere, die sich für mich wie Kaugummi zogen. Vielleicht wäre ich begeistert, hätte mich der Humor immer erreicht?! Immerhin war die Identitätskrise gut dargestellt und ab und an musste ich auch wirklich mal lachen – in Summe bleibt mir da nur die Wahl für drei Sterne.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Olga, ihre Familie und die Männer

3

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu ...

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu den Pontos-Griechen - von beiden stammt sie ab. Sie studiert Medizin in Bonn und niemand, aber wirklich niemand, weiß, dass ihre Eltern mit Oma und Olgas kleinem Bruder recht ärmlich am Rande von München leben. Naja, gut: ihr türkischer Studienfreund weiß Bescheid, aber alle anderen wissen nichts.

Vor allem Felix nicht, mit dem sie fast verlobt ist. Denn der ist Arztsohn aus Kiel - mit einem stabilen Familienhintergrund, der ihn vor dem Jobben während des Studiums bewahrt und gesichertem Job - er wird voraussichtlich direkt in die Fußstapfen seines Vaters treten. Doch erst einmal kommt die Promotion, die er - Olga graut schon davor - in München vollenden wird.

Doch noch, bevor hier jemand nach München oder sonst wohin ziehen kann, gibt es einen neuen Mann in Olgas Leben. Nämlich Jack, der sie einmal zufällig am Münchener Bahnhof sieht und ihr verfällt, zum Stalker wird. Er folgt ihr - und zwar bis nach Georgien.

Und da fing die Geschichte aus meiner Sicht an, etwas absurd zu werden. Sowohl Jacks Handlungen als auch Olgas Reaktionen darauf haben mich mehr als einmal verwundert und erstaunt zurück gelassen. Ab da konnte mich das Buch nicht mehr so richtig mitnehmen.

Traurig fand ich auch, dass die Autorin die Kaukasier - ob Georgier, Griechen oder was auch immer, als ziemliche Witzfiguren beschrieb. Spaß und Ironie - schön und gut, aber das hier ging weit hinaus über liebenswürdigen Humor.

Zu all dem kommt hinzu, dass ich ein literarisch anspruchsvolles Buch, keinen federleichten Unterhaltungsroman erwartet hatte. Schade, hier sind zahlreiche gute Ansätze und Ideen vorhanden, doch zu Ende geführt werden sie leider nicht!

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Heimat und Fremde

1

Inhalt
Tradition, Herkunft, Identität - damit muss sich Olga von klein auf herumschlagen. Obwohl sie nur vier Jahre in ihrem Geburtsland Georgien gelebt hat und sich so deutsch wie ein Bamberger Hörnchen ...

Inhalt
Tradition, Herkunft, Identität - damit muss sich Olga von klein auf herumschlagen. Obwohl sie nur vier Jahre in ihrem Geburtsland Georgien gelebt hat und sich so deutsch wie ein Bamberger Hörnchen fühlt, führt Olga eine doppelte Existenz zwischen ihrem traditionellem Elternhaus und ihrer Welt als mittlerweile Ärztin im Praktischen Jahr in Bonn. Mit Felix von Saan, Sohn aus kultiviertem Hause und einem einsilbigen Namen, will sie den Traum von dazu gehören umsetzen. Doch wie immer, wenn es einen Plan gibt, kommt das Leben dazwischen in Person von Jack. Der hat leider einen nicht so makellosen Lebenslauf und sein Name ist zu lang. Wie passen Felix und Jack in Olgas Leben und vor allem zu Mutter, Vater und Großmutter und Georgien? Dafür braucht es eine Reise, eine Kuh und zahlreiche Fahrten durch Stadt und Land, bevor Olga endlich weiß, was wichtig für sie ist und es auch leben kann.
Die Geschichte
Olga muss schon in jungen Jahren mit den Zumutungen von griechisch-georgischer Tradition und den strengen Vorstellungen ihrer Mutter zurecht kommen. Für die Mutter ist es wichtig, dass ihre Tochter gut verheiratet ist. Für Olga ist es ein deutsches Leben und Ankommen in diesem Land. Wir lernen Olga als starke junge Frau kennen, die ihre Eltern nicht kränken will und trotzdem ihren eigenen Weg gehen. Als Ärztin scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben, was sich in ihren Diagnosen zeigt. Außerdem ist sie loyal und solidarisch mit Freunden, besonders wenn sie - ähnlich wie sie selbst - nicht aus betuchtem Hause kommen oder aus anderen Gründen einen schweren Stand in der Gesellschaft haben. Olga hat Ausstrahlung, einen eigenen Willen und ist klug, trotzdem fühlt sie sich nicht akzeptiert und muss sich ständig ihre Herkunft oder ihre guten Deutschkenntnisse erklären. Wir lernen viele verschiedene Menschen kennen, die mehr oder weniger Bedeutung für Olga haben. Auch Fahrten, Züge und Bahnhöfe spielen eine Rolle. Einige Menschen hätte ich gern näher kennen gelernt, von einigen Orten gern mehr erfahren, die angespielten Themen von Medizin bis Philosophie lieber ausführlicher als zu oberflächlich beschrieben gesehen. Nicht alles hatte wirklich Bedeutung für den Fortgang der Geschichte, die vorhersehbar war, aber doch offen genug, so dass ich das Buch zu Ende lesen musste.
Fazit
Mit mehr Konzentration auf weniger Themen und weniger Menschen hätte der Roman für mich mehr Spannung und Tiefe bekommen. Das gilt besonders für die Hauptperson Olga, aber auch für Chrysanthi und Jack. Der Anfang war viel versprechend bezogen auf Tempo und Details, ich war neugierig auf Olga, ihre medizinische Begabung, Hamed und Georgien. Doch im Fortgang überschlugen sich die Ereignisse, ohne dass wirklich viel passierte. Zu viel Stoff für einen Roman, dadurch zu wenig.

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