Ein episches Meisterwerk!
Meine Meinung
Die zwischen 2008 und 2012 erschienen drei Bände der alten germanischen Sage um Siegfried den Drachentöter, die Nibelungen, die Walküren und Götter der nordischen Mythologie wurden in einer ...
Meine Meinung
Die zwischen 2008 und 2012 erschienen drei Bände der alten germanischen Sage um Siegfried den Drachentöter, die Nibelungen, die Walküren und Götter der nordischen Mythologie wurden in einer prachtvollen Gesamtausgabe im Splitter Verlag neu aufgelegt. In seiner Interpretation des Legendenstoffes nimmt sich Alex Alice Richard Wagners »Ring der Nibelungen« zum Vorbild und so lässt sich der Comic auch wunderbar mit dieser musikalischen Untermalung genießen.
Im ersten Band »Siegfried« erzählt Alex Alice vom Tod von Siegfrieds Eltern, welche Rolle Odin dabei einnahm und wie Siegfried schließlich in die Obhut des Nibelungen-Schmiedes Mime kam. Einige der eindrucksvoll gestalteten Seiten kommen dabei ganz ohne Text aus und erzeugen dennoch eine tiefgehende Atmosphäre die für Gänsehautmomente sorgt. Eingebettet wird die Geschichte von einer Rahmenhandlung über eine Walküre, die sich in der Höhle einer Hexe befindet.
Der zweite Band »Die Walküre« bezieht verstärkt die Rahmenhandlung über Odins Tochter, einer Walküre, ein. Diese möchte Siegfried bei der Erfüllung bzw. auf dem Weg zu seiner Bestimmung behilflich sein, obwohl ihr dies strengstens untersagt wurde. Um zu erfahren, ob Siegfried wirklich den mächtigen Drachen Fafnir bezwingen kann wendet diese sich an die Hexe Völva, um mehr über die Zukunft des Jungen zu erfahren.
Über eine ganze Seite erstreckt sich der aufsehenerregende Moment als Odin seine zwei Raben »Gedanke« und »Erinnerung« auf die Suche nach seiner Tochter ausschickt, um sie von ihrem schicksalshaften Vorhaben abzuhalten.
Sehr spannend fand ich vor allen Dingen wie Alex Alice die Informationen über das Volk der Nibelungen und die Entstehung des Drachen Fafnir präsentiert. Denn Alice durchbricht klassische Panel-Seiten immer wieder mit aufregenden Splash-Pages, an denen man sich nicht sattsehen kann und die einen wichtigen Bestandteil der Geschichte ausmachen. Auf diese Weise lässt sich das Geschehene im Zusammenhang mit den Hintergründen einordnen.
Die Nibelungensage hat etwas Erdrückendes und Düsteres an sich, genau wie Richard Wagner dies in seiner melancholischen Opernmusik einfängt, gelingt es auch Alex Alice diese Stimmung in seiner Comicadaption durch Blautöne und effektvolle Schattierungen einzufangen. Alice ist es zudem gelungen der Geschichte einen moderneren Touch zu verleihen und im Zusammenspiel von Mime und Siegfried humorvolle Szenen, die dem schweren Sagenstoff eine gewisse Leichtigkeit verleiht, einfließen zu lassen.
Der dritter Band »Götterdämmerung« läutet den epischen Showdown der Sage ein, Siegfried und Mime sind am Ziel ihrer Reise angelangt und nach seinem erbitterten Kampf gegen den Drachen Fafnir muss sich Siegfried schließlich auch noch Odin selbst stellen.
Mime mit seiner mürrischen und eigenbrötlerischen Art ist mir im Verlauf der Story zusehends ans Herz gewachsen, da er einen Kontrast zu unserem wagemutigen Titelhelden und das Drama um Macht, Liebe und Leben abgibt.
Alex Alice glänzt hier besonders mit großformatigen kunstvollen Illustrationen über eine oder gar zwei Seiten, die diesen krönenden Abschluss unterstreichen.
Das Gesamtpaket von »Siegfried« überzeugt mit hochwertigen Illustrationen, einem atmosphärischen Farbenspiel in Blau-, Grün- und Orangetönen und einem fesselnden Erzählstil. Ein optisches wie erzählerisches Highlight, das alten Sagenstoff in ein frisches Format bringt.
Fazit
Die Sage von Siegfried dem Drachentöter eingefangen in einem kompakten Comic und den zauberhaften Bildern von Alex Alice. Ein episches Meisterwerk!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.03.2021