Mit den Ohren durch die Straßen Wiens
“Die rote Frau” von Alex Beer ist Band 2 der Reihe um Rayonsinspektor August Emmerich. Im Jahr 1920 ist in Wien nach dem Krieg wieder Ruhe eingekehrt. Ruhe? Nicht ganz. Während es sich alle Reichen wieder ...
“Die rote Frau” von Alex Beer ist Band 2 der Reihe um Rayonsinspektor August Emmerich. Im Jahr 1920 ist in Wien nach dem Krieg wieder Ruhe eingekehrt. Ruhe? Nicht ganz. Während es sich alle Reichen wieder langsam gemütlich machen und Pläne für die Stadt und ihre eigenen Habseligkeiten schmieden, hungern und siechen Tausende dahin.
Die Spuren des Krieges sind unter ihnen besonders sichtbar und auch Emmerich laboriert immer noch an seiner Kriegsverletzung. Doch so sehr ihn sein Bein quält, weiß er es mittlerweile auch einzusetzen und seine Vorteile daraus zu ziehen.
Dank Emmerichs ungewöhnlicher und kompromissloser Art ist es eine Freude, ihn in einem Team mit seinem Assistenten Ferdinand Winter zu wissen, der oftmals eine etwas anderes Sicht der Dinge hat, ihn aber nicht überstimmen kann. Diese durchaus komischen Momente tun dem Krimi gut, der ansonsten viel Ernsthaftigkeit mitbringt. Ernste Probleme, Mord, Machenschaften und Armut prägen das Stadtbild und die Atmosphäre des feinfühlig recherchierten Krimis.
August Emmerich, selbst nicht aus angesehenen Verhältnissen stammend, hat sein Herz am rechten Fleck und riskiert für die, denen es noch schlechter geht als ihm (er hat zumindest Arbeit), schon mal Kopf und Kragen. Seine Sturheit ist amüsant und beeindruckend, reitet ihn aber zwischendurch auch in scheinbar ausweglose Situationen und von Zeit und Zeit kann auch er irren.
Aber Emmerich wäre nicht Emmerich wenn sich seine Sturheit nicht irgendwann auszahlen würde. Er wartet mit genialen Einfällen auf, ohne am Ende als “Supermann” dazustehen. Die Geschichte bleibt in sich glaubwürdig, ebenso wie alle ihre Charaktere. Ebenfalls stimmig ist Sprecher Cornelius Obonya. Wie schon in “Der zweite Reiter” spricht er die Protagonisten und die Nebenrollen jede mit ihrer eigenen wiedererkennbaren Stimme. Alleine schon deshalb ist der Krimi ein echtes Hörerlebnis, dazu unterstreicht seine Stimmlage auf fesselnde Weise den Schreibstil der Autorin.