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- Verlag: Wallstein Verlag
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 296
- Ersterscheinung: 01.09.2003
- ISBN: 9783892446316
»Wo bin ich denn behaust?«
Rudolf Borchardt und die Erfindung des Ichs
Alexander Kissler erkundet die Bedingungen, unter denen Rudolf Borchardt nach Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt strebte.
Ein Bild gerät ins Wanken: Seit 1994 das Briefwerk zu erscheinen begonnen hat, kann vom bekanntesten Unbekannten der deutschen Literatur nicht mehr in Klischees gesprochen werden. Rudolf Borchardt (1877-1945), den sprachbesessenen Erzähler, Redner, Lyriker, Übersetzer und Dramatiker, konservativ aus Überzeugung, anarchistisch aus Notwendigkeit, gilt es neu zu entdecken. Die »widernatürliche Monstrosität meiner seelischen Existenz« erweist sich nun als Resultat eines lebenslangen und riskanten Selbstversuchs. Borchardt wollte die Welt in Schrift und sich in deren alleinigen Schöpfer verwandeln. Alles Vorgefundene begriff er als Kränkung, es mußte umgeschmolzen, mußte fiktionalisiert werden, damit es seinen Schrecken verlor.
Auf Grundlage sämtlicher Schriften und besonders der Briefe spürt diese Monographie den Bedingungen nach, unter denen Borchardt die Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt versuchte. Die dramatischen Kollisionen mit der äußeren Wirklichkeit, vor allem auf dem Gebiet der eigenen jüdisch-christlichen Biographie, werden ebenso beleuchtet wie die Selbstoffenbarungen im erzählerischen Werk. Das letztlich unauffindbare Ich bildet das Zentrum einer dichterischen Existenzform, die um ihre Vorläufigkeit weiß: »Ich habe nichts als Rauschen, / Kein Deutliches erwarte dir.« Wer wie Borchardt seinen »Ausdruck bis zur Unkenntlichkeit« beherrscht, der mag sich noch so selbstgewiß zum Nationalpädagogen oder zum Dandy stilisieren, zum Minnesänger oder zum Propheten; stets halten seine Worte Zwiesprache mit dem eigenen, dem fremden Ich: »Du kannst mir glauben«, schreibt er 1910 an den Bruder, »daß ich mir oft wunderlich vorkomme mit meinem Gehaben und Hantieren, das im Grunde auf lauter Fiktionen der prekärsten Art ruht.«
Ein Bild gerät ins Wanken: Seit 1994 das Briefwerk zu erscheinen begonnen hat, kann vom bekanntesten Unbekannten der deutschen Literatur nicht mehr in Klischees gesprochen werden. Rudolf Borchardt (1877-1945), den sprachbesessenen Erzähler, Redner, Lyriker, Übersetzer und Dramatiker, konservativ aus Überzeugung, anarchistisch aus Notwendigkeit, gilt es neu zu entdecken. Die »widernatürliche Monstrosität meiner seelischen Existenz« erweist sich nun als Resultat eines lebenslangen und riskanten Selbstversuchs. Borchardt wollte die Welt in Schrift und sich in deren alleinigen Schöpfer verwandeln. Alles Vorgefundene begriff er als Kränkung, es mußte umgeschmolzen, mußte fiktionalisiert werden, damit es seinen Schrecken verlor.
Auf Grundlage sämtlicher Schriften und besonders der Briefe spürt diese Monographie den Bedingungen nach, unter denen Borchardt die Neuschöpfung von Ich und Welt im Schreibakt versuchte. Die dramatischen Kollisionen mit der äußeren Wirklichkeit, vor allem auf dem Gebiet der eigenen jüdisch-christlichen Biographie, werden ebenso beleuchtet wie die Selbstoffenbarungen im erzählerischen Werk. Das letztlich unauffindbare Ich bildet das Zentrum einer dichterischen Existenzform, die um ihre Vorläufigkeit weiß: »Ich habe nichts als Rauschen, / Kein Deutliches erwarte dir.« Wer wie Borchardt seinen »Ausdruck bis zur Unkenntlichkeit« beherrscht, der mag sich noch so selbstgewiß zum Nationalpädagogen oder zum Dandy stilisieren, zum Minnesänger oder zum Propheten; stets halten seine Worte Zwiesprache mit dem eigenen, dem fremden Ich: »Du kannst mir glauben«, schreibt er 1910 an den Bruder, »daß ich mir oft wunderlich vorkomme mit meinem Gehaben und Hantieren, das im Grunde auf lauter Fiktionen der prekärsten Art ruht.«
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