Sehr eindringliche Dystopie
Das Cover von Die Überlebenden ist mir sofort auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen und nachdem ich die Inhaltsangabe durchgesehen habe, musste ich das Buch unbedingt lesen. Und es hat sich auch absolut ...
Das Cover von Die Überlebenden ist mir sofort auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen und nachdem ich die Inhaltsangabe durchgesehen habe, musste ich das Buch unbedingt lesen. Und es hat sich auch absolut gelohnt!
Am meisten haben mir an der Dystopie die Figuren gefallen: Die Hauptheldin gefiel mir auf Anhieb, so authentisch, wie sie gestaltet ist. Sie ist mutig, wenn es darauf ankommt, ansonsten zieht sie sich nach Möglichkeit von allem und jedem zurück, was verständlich und nachvollziehbar im Laufe der Story erklärt wird. Dadurch gewinnt sie deutlich an Tiefe und man leidet und fühlt mit ihr, während man die Grausamkeiten ihrer Welt miterlebt, die ihren Altersgenossen angetan werden.
Doch gerade die Nebencharaktere haben es mir besonders angetan, allen voran die kleine Zu und der misstrauische Chubs. Beide haben jeweils etwas an sich, das sie zu unglaublich lebendigen Protagonisten macht, die erst die richtige Würze in die Geschichte bringen. Eben weil sie so unterschiedlich und liebevoll dargestellt sind und sich trotzdem perfekt ergänzen, kann ich über das gesamte Ensemble nichts Negatives sagen, auch wenn mir nicht alle sympathisch waren.
Passend zu Rubys Alter, aus deren Perspektive das Geschehen erzählt wird, ist der Schreibstil flüssig zu lesen und oft mit Jugendsprache durchsetzt. Dennoch ist er nicht zu simpel gestrickt, erweist sich an vielen Stellen sogar als poetisch und wunderbar ausformuliert.
Die Autorin gibt sich viel Mühe, dem Leser ihre Zukunftsvision so plastisch wie möglich näher zu bringen, was zwar anfangs für ein paar Längen sorgt, es einem allerdings auch leicht macht, sich in diese erschreckenden Zustände hineinzuversetzen. Dass Kinder in regelrechte Internierungslager gesteckt werden, weil man sich vor ihren Fähigkeiten fürchtet, ist ein Plot, der einiges an Konflikt- und Gewaltpotential bietet. Und Alexandra Bracken gelingt es auf sehr eindringliche Art und Weise, dies spannend und emotional packend zu erzählen. Ab einem gewissen Punkt legt man das Buch nur ungern aus der Hand, da neben der fesselnden Handlung zudem noch viele Geheimnisse rund um die Jugendlichen nach und nach offenbart werden. Diese neuen Wendungen haben mich immer wieder aufs Neue überrascht.
Gleichzeitig kommen natürlich die zwischenmenschlichen Gefühle nicht zu kurz und damit meine ich nicht bloß die erfreulich langsame Annäherung zwischen Ruby und Liam. Und so ergibt sich eine perfekte Mischung aus Action und Emotionen, die einen auch nach dem Beenden des Romans nicht loslässt.
Fazit
Die Überlebenden ist ein überaus gelungener Auftakt zu Alexandra Brackens Reihe über übersinnlich begabte Jugendliche. Gut durchdachte und authentische Charaktere, eine in mehrfacher Hinsicht fesselnde Handlung und die richtige Mischung aus Spannung und Emotionen sind für mich die großen Pluspunkte des Buches und konnten mich immer wieder aufs Neue begeistern.
Lediglich die Längen zu Beginn muss man erst überwinden, allerdings fallen sie meiner Meinung nach kaum ins Gewicht.
Wer eindringliche Dystopien liebt, lebendige Figuren mit Tiefgang bevorzugt und sich gerne von packenden Geschichten mitreißen lässt, für denjenigen ist dieser Roman bestens geeignet.