Leider zu zäh
Ich habe „Mein Himmel in deinen Händen“ zuerst gelesen und erst im Laufe der Geschichte bemerkt, dass es noch ein Buch davor gegeben haben muss, was nun eben „Unser Himmel in tausend Farben“ ist. Seit ...
Ich habe „Mein Himmel in deinen Händen“ zuerst gelesen und erst im Laufe der Geschichte bemerkt, dass es noch ein Buch davor gegeben haben muss, was nun eben „Unser Himmel in tausend Farben“ ist. Seit ich Tagg und Millie bei ihrer Liebesgeschichte begleitet habe, ist recht viel Zeit ins Land gegangen, so dass sich erfreulicherweise fast alles, was ich in ihrem Buch schon über Moses und Georgia wusste, schon wieder vergessen hatte. Daher konnte ich „Unser Himmel in tausend Farben“ wirklich neu entdecken.
Harmons Stil ist sicherlich nicht jedermanns Sache, da sie sehr poetisch schreibt und emotional tief in das Zwischenmenschliche eindringt. Ich habe ihren Stil lieben gelernt, aber auch ich komme bei diesem Buch etwas an meine Grenzen. Das Konzept von Moses‘ Fähigkeiten gefällt mir vom Prinzip her sehr gut, aber dennoch ist es manchmal so komplex und gar wahnsinnig gestaltet, dass es mich manchmal schier überfordert hat, darüber zu lesen. Vor allem werden gleich mehrfach ellenlange Passagen von seinem Kampf mit dem Malen geschrieben und ich habe mich leider dabei erwischt, wie ich gerne weitergeblättert hätte.
Insgesamt habe ich an einigen Stellen des Leseprozesses eine gewisse Zähheit bemerkt. Die Chemie zwischen Moses und Georgia fand ich zwar süß und rein, aber es wurde doch vieles inhaltlich wiederholt, bis es mit ihnen mal entscheidende Schritte vorwärtsging. Später wurde noch ein Thrill-Element eingebunden, als ein Serienkiller überführt wird und da hat man beispielsweise überdeutlich gemerkt, dass Harmon keiner Thriller schreiben könnte, weil sie total unnatürlich das Fassen des Täters hinauszögert, obwohl selbst bei Moses schon Alarmglocken schrillen. Das waren jetzt zwei Beispiele, wo ich ganz deutlich den Wunsch verspürt habe, dass die Geschichte mal Tempo aufnimmt. Sie war insgesamt also wirklich sehr langsam und bedächtig erzählt. Für die Art der Geschichte war das aber nicht immer stimmig.
Nach diesen Kritikpunkten will ich aber natürlich noch betonen, dass die Liebesgeschichte dennoch absolut fürs Herz ist. Es gibt so viele tolle Momente, es gibt aber auch jede Menge Herzschmerz, der einen innerlich zerreißt. Eine Achterbahn der Gefühle wird in jedem Fall geboten. Ich fand es auch gut, wie die Autorin mit den Perspektiven gespielt hat. Anfangs ist Georgias Perspektive sehr dominant und das schlägt irgendwann zur anderen Seite aus. Normalerweise mag ich es am liebsten von Anfang bis Ende gleichberechtigt, aber ich muss doch sagen, dass es für die Geschichte wunderbar funktioniert hat.
Fazit: „Unser Himmel in tausend Farben“ würde ich als ein schwächeres Harmon-Buch einordnen, da die Geschichte kein richtiges Tempo entwickeln konnte und daher an einigen Stellen sehr zäh geraten ist. Zudem wird überdeutlich klar, dass sich Harmon mit Thrill-Elementen nicht auskennt. Dennoch wird eine ergreifende Liebesgeschichte erzählt, die etwas anders verpackt noch viel mehr hätte wirken können.