Ein interessanter, wortstarker Roman
Ich wäre nie auf diesen Roman gestoßen, wenn ich nicht bei der Instagram-Aktion „Buchwechsel 2.0“ mit gemacht hätte, und mir im Rahmen dieser Aktion ein Buch geschenkt wurde. Nämlich eben dieser Roman. ...
Ich wäre nie auf diesen Roman gestoßen, wenn ich nicht bei der Instagram-Aktion „Buchwechsel 2.0“ mit gemacht hätte, und mir im Rahmen dieser Aktion ein Buch geschenkt wurde. Nämlich eben dieser Roman.
Weder der Autor noch dessen Roman war mir bisher bekannt und so lies ich mich auf dieses „blind Date“ mit dem Buch ein. Warum auch nicht? Ich habe nichts zu verlieren.
„Die Großwäscherei“ ist ein mit 201 Seiten recht kurzer Roman von Andor Endre Gelléri, der 1906 in Budapest geboren wurde und nur wenige Tage nach der Befreiung des Lagers in Mauthausen, wo er inhaftiert war, im Mai 1945 am Flecktyphus starb.
Worum gehts:
Die Geschichte spielt Anfang der 1930er Jahre in einem alten Arbeiterviertel in Budapest. In der Großwäscherei Phönix, die aus nur fünf Räumen besteht, aber an die 100 Menschen beschäftigt, die zwischen Kesseln, ätzendem Geruch von Salmiak, Chlor und anderen Chemikalien herumwuseln, herrscht immer extreme Hektik, Druck und unmenschliche Zustände. Alles was Rang und Namen hat, lässt hier seine Wäsche reinigen. Von edler Tischwäsche bis hin zu wenig ansehnlicher und wohlriechender Unterwäsche ist alles dabei, die in der stickigen Wäschemarkierkammer sortiert und markiert werden. Und hier hat mich der Autor. Ich kann mir diese dunkle, stickige Kammer vorstellen mit all diesen üblen Gerüchen. Durch die Beschreibungen mit großartiger Sprache stehe ich mittendrin in der Wäscherei. „Im Maschinenraum klappern Gasbügeleisen und Heißmangeln, von denen die Beine der Frauen, die an ihnen arbeiten, nilpferddick werden. Es gibt „rußbeschmierte Heizer mit mageren Gliedmaßen“ und wenn dann auch noch detailliert vom „rot flackernden Feuer im Kessel“ geschrieben wird, kann man sich diese Wäscherei durchaus als eine Art Vorstufe zur Hölle vorstellen. Es wird deutlich, dass das Arbeiten in dieser Großwäscherei alles andere als ein Zuckerschlecken ist.
Und mittendrin befindet sich dann der Besitzer Herr Taube. Er führt den Betrieb mit strenger Hand, neigt zum Größenwahn und ist dennoch am Ende gelangweilt von seiner Macht und seinem Geld. Er vertreibt sich die Zeit mit seinen weiblichen Angestellten und stellt Arbeiter ein und entlässt diese wie er will und sät damit Neid, Missgunst und die Gier nach Macht.
Ein nur sehr kurzer aber insgesamt ein interessanter, starker und wortgewaltiger Roman, der aus meiner Sicht mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Danke an Dennis, ohne den ich diesen Roman wohl nie gelesen hätte.