Cover-Bild Muttertag
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Horror: Zeitgenössisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Ersterscheinung: 14.10.2016
  • ISBN: 9783732529780
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
André Mumot

Muttertag

Eine verfallene Villa, ein traumatisiertes Dorf und vertuschte Experimente. Menschen, die sich vor dem Tag verstecken, und eine einsame Kapelle, in der Gläubige ein Mädchen ohne Gedächtnis anbeten. Lange hat sie sich verborgen, doch nun kehrt eine skrupellose Sekte zurück, um ihre blutigen Pläne in die Tat umzusetzen. Ausgerechnet der vermeintlich harmlose Pensionär Richard Korff gerät dabei ins Fadenkreuz, und bald verfängt sich auch der Rest seiner Familie im tödlichen Spiel einer Mutter, die keine Gnade kennt.

André Mumots raffiniertes Romandebüt über Abgründe in der deutschen Provinz. Ein so unerschrockenes wie elegantes Spiel mit den Genres.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2020

die, die ohne Alter ist

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Vorab: ich mag bestimmte Genres nicht. Bei mir kommt alles nicht gut weg, was nicht mehr in der Realität verortbar ist, Fantasy, S/F. Die Ablehnung begann in früher Kindheit bei Alice im Wunderland und ...

Vorab: ich mag bestimmte Genres nicht. Bei mir kommt alles nicht gut weg, was nicht mehr in der Realität verortbar ist, Fantasy, S/F. Die Ablehnung begann in früher Kindheit bei Alice im Wunderland und Pippi Langstrumpf – ein Mädchen kann Pferde heben, ganz bestimmt (es ist ja soooo viel realistischer, dass die von mir geliebten Fünf Freunde Verbrecher jagen, soll hier auch nur meine Präferenzen erklären). Es gibt wenige Ausnahmen, „alternative History“ geht gelegentlich, Dystopien ganz selten. Etwa an der Schwelle trennte ich mich innerlich vom Buch – es wäre vielleicht am ehesten in der Sparte Gothic einzusortieren, neben Frankenstein. Dazu gibt es Anklänge von Verschwörungsthriller, lange Zeit hielt ich es aber nur für „irgendwas mit Spannung“. Andrew Michael Hurley: Loney, das ging so in der Richtung.


Die Hauptfigur scheint mir der sechzehnjährige Philip Steinert zu sein, der wieder einmal mit seiner Mutter Susanne, frisch verheiratete, noch frischer getrennte Rheinberger umziehen „durfte“, zu ihrem Onkel, wie sie immer umziehen, wenn die Vorstellungen der Mutter an der Realität mit neuen Männern, neuen Wohnorten und neuen Jobs zerbrachen. Einziger Lichtblick ist die neue Mitschülerin Caro, doch was hilft das, wenn man plötzlich auf der Flucht ist vor etwas, was man gar nicht so richtig einordnen kann?

Ich habe selten so viel mitgeschrieben, um den Überblick nicht zu verlieren bei den vielen Handlungssträngen. Bemerkenswert, wie der Autor das zusammenführte – wenn ich in andere Rezensionen blicke, war das einigen Lesern zu viel, für mich jedoch glatte 5 Sterne wert, wenn auch zeitaufwendig. Da gibt es jemanden, der den Onkel beobachtet – oder den Neffen? Oder beide? Und ist es wirklich nur eine Gruppe von Beobachtern?
Dazu gibt es den wichtigen Handlungsstrang um das Mädchen, bei dem vor allem irritiert, wann und wo er angelegt ist, wer dort gut und wer böse ist. Bei Morten hatte ich den Handlungsstrang früh als beendet angesehen – siehe da, man sollte immer Geduld haben. Und das war es noch längst nicht.

Das ist alles auch deswegen nicht so einfach, weil etliche Personen unter mehreren Bezeichnungen laufen, Dezember, der Glatzköpfige, der Biber, einige dabei wohl auch mit doppeltem Spiel. Letztlich läuft alles hinein in eine Sektenwelt, ich sollte eher sagen, in etwas okkultes, mystisches, im Übernatürlichen. Mehr kann man nicht erzählen, ohne zu spoilern, es geht um eine alte Geschichte, um Inkompetenz, um Vertuschung, um alte Seilschaften, alte Pläne, die rücksichtslos umgesetzt werden sollen.

Auf dem Weg dahin wurde es mir im letzten Drittel etwas zu langgezogen, dann gefiel mir alles geballt auf mich hereindrängende Übersinnliche ganz und gar nicht. Gut geschrieben aber war es und in sich stimmig, inklusive einem Hammer von Ende, wenn man sich denn mal auf diese Welt (wenn auch widerwillig) einlässt.

3 1/2 Sterne.

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