Politiker, Mafia und Montalbano dazwischen.
Den neuen Fall mit Montalbano habe ich gern gehört. Es ist nicht nur ein nettes Wiedersehen mit Montalbano& Co. Hier ist doch einiges anders.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „Im sizilianischen ...
Den neuen Fall mit Montalbano habe ich gern gehört. Es ist nicht nur ein nettes Wiedersehen mit Montalbano& Co. Hier ist doch einiges anders.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „Im sizilianischen Vigàta verschwindet eine stattliche Summe aus der Geldkassette eines Supermarkts, der von der Mafia kontrolliert wird. Tags darauf findet man den Geschäftsführer erhängt. Wenig später erhält Commissario Montalbano Besuch von Giovanni Strangio, dem Sohn eines einflussreichen Lokalpolitikers. Strangio hatte nach der Rückkehr von einer Geschäftsreise seine Lebensgefährtin ermordet in der Wohnung aufgefunden.
Während der Polizeipräsident aus Furcht vor einem Skandal manchem Schwur nur allzu gerne Glauben schenkt, bleibt Montalbano unbeirrt von wasserdichten Alibis. Und läuft zur Bestform auf, wenn es darum geht, skrupellose Mörder mit seinen ganz eigenen Methoden in die Falle zu locken“
Eigentlich ist alles wie gehabt, es gibt aber kleine Abweichungen:
Die Haushälterin Adelina kocht wie gewohnt ihr vorzügliches Essen, das Montalbano abends auf seiner Terrasse genießt. Diesmal aber immer allein. Mir fehlte ein wenig die Gesellschaft, die man in anderen Fällen schon als illustre, skurril, umwerfend schön, immer trinkfest, aber auch bereichernd für die Geschichte erlebt hatte.
Der Gerichtsmediziner ist immer noch mürrisch. Er überrascht aber hier auch mal mit einem Freundlichkeitsanfall.
Dr. Tomaseo fährt immer noch sehr unsicher. Dies wird hier mit einem Satz abgehandelt. Seine Macke wg schöner Frauen kam hier wie in vorigen Fällen fast unverändert wieder vor.
Fazio greift, wie schon oft, vor, er erledigt viele Vorarbeiten der Ermittlung von selbst. Was Montalbano in dieser Folge stets zur Weißglut bringt, wenn Fazio cool verkündet: schon erledigt.
Mimi Augelo bleibt wiedermal im Hintergrund und wirkt hier eher blass und unnütz.
Catarella verdreht die Namen immer noch ganz fleißig, hilft Montalbano in technischen Sachen, aber diesmal gibt es kein Türenknallen. Wie er ins Büro seines Chefs kommt, bleibt in dieser Folge konsequent ausgeblendet.
Livia ist da, aber nur am Telefon, um z.B. ihren Liebsten zu erinnern, dass er Geburtstag hat.
Diesmal verdreht keine schöne Frau Montalbano den Kopf. Es wird aber ein brutaler Mord an solcher Frau ermittelt. Bis auf die Szene, in der die Tote geschildert wird, gibt es keine Schilderungen der nackten Frauen oder die lüsternen Gedanken eines alternden Mannes, was ich als sehr wohltuend empfand.
Die alte Rivalität von zwei Mafia-clans und ihr Einfluss auf das Leben in Vigata ist unverkennbar. Ihre Verbindungen reichen bis in die oberen Etagen der lokalen Politikerkreise.
Pipo Ragonese mit seinem Hühnerarschgesicht ist auch da, diesmal ist er sehr deutlich als Handlanger der korrupten Machtstrukturen unterwegs und verbreitet ihre verdrehte Sicht der Ereignisse. Nach dieser Interpretation ist Montalbano angeblich schuld.
Montalbanos Journalisten-Freund bei Tele Vigata hilft ihm ungemein, seine, Montalbanos Sicht der Ereignisse an die Zuschauer auszustrahlen uvm.
Was mir gleich aufgefallen war: als ob das Ganze eine Verjüngungskur erhalten hätte. Da wird mit Elan und Lust an die Arbeit rangegangen, Monatlbano ist sehr gut in geistiger Form und hat Spaß am Rätseln und den Ermittlungen.
Mir gefiel auch, wie die Geschichte erzählt wurde, erinnerte mich an die früheren Folgen, u.a. durch das erzählerische Können und schöne, klare, aussagestarke Sprache.
Bodo Wolf hat auch diesmal den Fall wunderbar vorgetragen, aber auch bei ihm, und gerade am Anfang, hörte ich eine Aufbruchstimmung heraus, was insg. recht positiv auffiel.
Die knapp 4 St 50 Min. der gekürzten Ausgabe waren zu schnell um, der Schluss fiel etwas zu plötzlich aus, vllt durch die Kürzung.
Fazit: Ein ganz guter Fall, der in die höheren Politikerkreise führt und in dem deutliche Kritik an die korrupten Vertreter der Medien deutlich wird, bei dem aber auch die schöne kulinarische Seite nicht zu knapp ausfällt. Hat mir insg. ganz gut gefallen.