Eine „schrecklich nette“ Familie.
Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters ...
Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters zu schmökern bekommt.
Es geht wieder mal um junge Blondinen, die mit reifem, reichem Mann ins Bett gehen. Nun ist der Mann tot in seiner Villa aufgefunden worden: vergiftet und erschossen. Montalbano versucht zu begreifen, was da eigentlich los war.
Wenn man die früheren Folgen kennt, wird man hier bekannte Muster erkennen. So manches erscheint aber auch überzeichnet: Gefühlte dutzende Male war von Sexfotos der o.g. jungen Frauen die Rede. Das Verhalten von Kollegen, insb. von Pathologoanatom und Staatsanwalt, kam deutlich überzeichnet rüber. Gut, gab es auch schon früher. Seltsam begriffsstutzig zeigte sich Montalbano, er blickt doch sonst ganz gut durch, als es ins Eingemachte ging, dabei war es seit mindestens der Hälfte der Geschichte klar, was Sache war. Die geheimnisvollen Briefe verraten einfach zu viel.
Es ist ein schwieriges Thema, bei dem kaum ein Autor den Mut hat, sich dem zu nähern. Camilleri hat sich getraut. Gut, er ist ein Altmeister. Es hätte aber auch nicht unbedingt gemusst.
Die kulinarischen Ausflüge und Verköstigungen von Adelina daheim auf der Terrasse beim schönen Wetter tragen zur gewohnten schönen Atmosphäre bei und nehmen etwas die Schwere.
Die Sprache ist, wie man Camilleri kennt, schlicht und ergreifend. Diese ruhige Art gekonnt zu erzählen ist eben das, was hier Spaß macht. Man kann diesen Kurzroman in einem Zug durchlesen.
Die Geschichte ist, wie man aus dem Nachwort des Autors erfährt, im Jahr 2008 entstanden. Und wurde damals nicht veröffentlicht, um nicht mit einem anderen Roman zu kollidieren.
Fazit: Bestimmt nicht die stärkste Folge. Man kann relativ problemlos begreifen, wer hinter den Morden steckt. Und liest später die Zeugenaussagen, die diese Annahmen bestätigen. Aber ein nettes Wiedersehen mit Montalbano und den Seinen ist das auf jeden Fall. Ich kann hier gute drei Sterne vergeben.