Spannend, aber leider passt etwas im Plot nicht
Eher zufällig bekommt Rachel Eisenberg, Star-Strafverteidigerin, 500,- Stundensatz, eine neue Mandantin: im Biergarten wird eine entfernte Bekannte verhaftet. Judith Kellermann soll ihren Lebensgefährten ...
Eher zufällig bekommt Rachel Eisenberg, Star-Strafverteidigerin, 500,- Stundensatz, eine neue Mandantin: im Biergarten wird eine entfernte Bekannte verhaftet. Judith Kellermann soll ihren Lebensgefährten Eike Sandner durch ein Sprengstoff-Attentat ermordet haben. Rachel kann Judith nicht wirklich leiden, doch einiges passt hier nicht. Sandner hatte sich mit seinem „Geschäftsmodell“ Feinde gemacht – er ging mehrfach fast pleite, zog andere mit hinein und sich mit Hilfe von wohlhabenden Frauen wieder aus dem Dreck heraus. Und wer ist der mysteriöse Boris, der Judith seine Hilfe angeboten hatte? Zusätzlich wird Rachel sehr unfreiwillig mit ihrer Vergangenheit konfontiert.
Ich hatte den zweiten und bislang letzten Band der Reihe schon einmal recht zügig „inhaliert“ – damals gehört, jetzt gelesen, doch bislang nie hier zusammengefasst. Mit etwas Abstand ist mir auch klar, warum: Da stimmt etwas nicht. Das ist spannend, ich mag Rachel, ich mag den Schreibstil, alles gut. Aber – die Logik.
Dieser Fall hat als einen zentralen Punkt eine Freundschaft zwischen Judith und Boris. Und entweder, die besteht – dann geht aber ein Teil des Plots nicht auf; oder sie besteht nicht, dann geht ein anderer Teil des Plots nicht auf. Damit passt das alles nicht. Genau erklären kann ich das leider nur im Spoiler:
Zum Ende entschuldigt sich Boris – und zwischendurch bekommt er Gewissensbisse. Er scheint Judith also wirklich zu mögen, das geht auch aus Einblicken in seine Gedankenwelt hervor. Daher will er sie nur „schweren Herzens“ umbringen, weil es denn nicht anders geht. Aber ins Gefängnis gebracht hätte er sie, unschuldig? Das passt nicht zu Freundschaft. Ohne die Freundschaft hätte es aber die Gewissensbisse nicht gegeben. Dazu – erst ist die eine Tat ein Fake. Als es Probleme gibt, wird aus Fake doch Ernst – warum nicht gleich? So war doch das Risiko viel höher. Wer konnte bezeugen, dass Judith vorab am Explosions-Ort war – so zufällig, da musste doch auch etwas dahinter stecken? Wer wählt Sandner aus für eine Falle, der bereits an anderer Stelle kompromittiert ist zu Judith bzw. ihrem Umfeld? Warum musste Boris aus der Ferne auf Judith warten kurz vor „Showdown“? Das Schlimme: Die Plot-Lücke um Boris hätte man elegant umschiffen können, wäre Boris geschäftlich mit Judith zusammengetroffen, um dafür zu sorgen, dass sie kein Alibi hat. Dann hätte man ihm auch kein schlechtes Gewissen basteln müssen.
Insgesamt passt vor allem der Titel eher mau – wäre ja nur ein angebliches Motiv oder soll sich ohnehin auf Rachel beziehen.