Cover-Bild Aus Wanderungen
Band 18 der Reihe "edition rote zahlen"
6,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Rote Zahlen
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Lyrik, Poesie
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 120
  • Ersterscheinung: 10.2018
  • ISBN: 9783944643717
Andrej Peters

Aus Wanderungen

Gedichte
Große Lyrik ist immer das Aufreißen eines Vorhangs, das Fortblasen von Vernebelungen, das Ausgraben einer ver­schütteten oder verdrängten Wahr­heit. Plötzlich werden einem die Augen aufgetan; Augen, von denen man vorher gar nicht gewusst hatte, dass sie geschlossen, ja blind gewe­sen sind. Andrej Peters gelingt dieses Auf-Tun meisterhaft. Pars pro toto seien hier nur zwei Zeilen aus seinem Vietnam-Gedicht aufgeführt. ›Ein Land in dem Reichtum und Armut / Von den Händen abhängen‹ liest man da – ein scheinbar so simpler Satz, dass ich schon drei Zeilen weiter war, bevor mich sein Inhalt mit voller Wucht traf. Dann aber tat sich ein ganzes Kaleidoskop von Bedeutungen, Bezügen und Rück­bezügen auf, und ich fand mich plötz­lich in Gedanken über ökonomische Entwicklungen, soziale Gefälle und techni­schen Fortschritt, vor allem aber wurde mir klar, wie viel wir als selbstverständlich hinnehmen, das mitnichten selbstver­ständlich ist – und schon gar nicht für alle Zeit festgeschrie­ben … Diese Fähigkeit, zu fokussie­ren, die unterschiedlichs­ten, aber miteinander verwobenen Problemfelder mithilfe des poetisch-ästhetischen Zugriffs zu bündeln und ihren Zu­sammenhang vorzuzeigen – das ist die überragende Stärke von Andrej Peters. Man könnte nun aufgrund seiner Bio­graphie vermuten, er befinde sich inter esse, zwischen den Stühlen also, und könne eben deshalb alles aus demsel­ben Abstand mustern. Weit gefehlt! Denn der berühmte ›Fremde Blick‹ ist ihm überhaupt nicht zu eigen, dazu ist Peters – bei aller Koppelung ans Transzendente – viel zu erd- und men­schenverbunden. Es ist vielmehr ein fremdelnder Blick; frem­delnd nicht mit einer Kultur oder Ethnie, sondern mit der Welt wie sie ist. Alle Zeilen dieser Gedichte atmen ein ver­störtes Erstau­nen über Ungerechtigkeit, Leid, Dummheit, Ignoranz, Unrecht, Mangel an Nächstenliebe; atmen das so intensiv, dass auch wir, die Leser, verstört und erstaunt dar­über sind, was wir mit und aus dieser Welt gemacht haben. Mehr kann man von Literatur nicht verlangen.
(Hans-Joachim Griebe)

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